Seit Monaten bestreikt die Gewerkschaft GDL immer wieder Züge der SWEG. Zuletzt am Mittwoch und Donnerstag nach Weihnachten. Nun hat sich auch der Tübinger OB Palmer zu Wort gemeldet.
Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihren aktuellen Streik bei der Süddeutschen Landesverkehrsgesellschaft (SWEG) am Donnerstagabend um 20 Uhr ausgesetzt. Das teilte die SWEG mit. Der Streik hatte Mittwochfrüh begonnen. Die Kritik am Streik nimmt unterdessen an Fahrt auf.
OB Palmer kritisiert GDL und benutzt dabei schwäbisches Schimpfwort
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer kritisiert insbesondere die Art des Streiks. Nicht angekündigte Streiks, die "nicht mal in der App oder am Bahnsteig erkennbar" seien und Züge die einfach ausfielen, das rege ihn als Fahrgast auf. Seine Forderung: "Also wenn man streikt, dann bitte so ordentlich, dass die Fahrgäste irgendwie klarkommen und nicht ständig auf der Strecke stehengelassen werden", so der Oberbürgermeister am Donnerstag gegenüber dem SWR.
Die Abkürzung GDL steht für "Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer". Der Tübinger OB spricht aber von "Gewerkschaft der Lällebäbbel". So wird unter anderem im Schwäbischen jemand genannt, der dumm daher redet und töricht ist, also ein törichter Schwätzer. Das Verhalten der Gewerkschaft sei eine Zumutung für Fahrgäste, so Palmer.
GDL wirft Palmer Polemik vor und weist Kritik zurück
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat mit einem Offenen Brief auf die Kritik des Tübinger Oberbürgermeisters reagiert, die dieser zuvor auch schon auf seiner Facebook-Seite geäußert hatte. Darin rechtfertigt die Gewerkschaft Streiks als Ultima Ratio im Kampf für aus ihrer Sicht faire Arbeitsbedingungen. "Unsere Kolleginnen und Kollegen als 'Lällebäbbel' zu bezeichnen, weil sie ihre Grundrechte wahrnehmen, ist wohl eher dumm und töricht von Ihnen dahergeredet." Es zeuge davon, dass dem Oberbürgermeister das Verständnis von Demokratie und Basisnähe abhanden komme, heißt es in dem Schreiben der GDL.
Auch SWEG-Aufsichtsratschef hat kein Verständnis für Streiks
Neben dem Tübinger Oberbürgermeister Palmer hat auch SWEG-Aufsichtsratschef Uwe Lahl mit Unverständnis auf die jüngsten Streiks der Lokführergewerkschaft reagiert. Man müsse jetzt die gesamte Energie darauf verwenden, die Auswirkungen des Streiks für die Fahrgäste so niedrig wie möglich zu halten, so Lahl am Donnerstag. Er warf der GDL vor, dass es der Gewerkschaft nur darum gehe, sich als zweite Gewerkschaft im Gesamtkonzern zu etablieren und damit an Macht zu gewinnen. Man habe einzelnen Mitarbeitern der SWEG-Tochter SBS eine leicht bessere Bezahlung angeboten. Die Mehrzahl habe aber darauf verzichtet.
SWEG: Nicht alle Züge sind ausgefallen
Betroffen von den Streiks waren insbesondere Nahverkehrszüge zwischen Stuttgart und Tübingen, aber auch die Strecken zwischen Stuttgart und Bruchsal (Kreis Karlsruhe) sowie zwischen Stuttgart und Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis). Außerdem war die Zollernalb-Bahn zwischen Tübingen und Albstadt (Zollernalbkreis) von dem Streik betroffen. Wie viele Züge genau ausgefallen waren, sei angesichts der nicht planbaren Streikteilnahme schwierig zu ermitteln. Im Bereich ihrer Konzerntochter SWEG Bahn Stuttgart geht die SWEG am ersten Streiktag von circa 50 Prozent Zugausfällen aus, teilte eine SWEG-Sprecherin am Donnerstag mit.
Im Freiburger Raum fuhr laut SWEG auf der Münstertalbahn ein Busnotverkehr. Auf der Elztalbahn und der Kaiserstuhlbahn fielen jeweils einzelne Fahrten aus. Und auch auf der Achertalbahn sowie zwischen Biberach und Oberharmersbach wurden laut SWEG Busnotverkehre eingerichtet.
13. Streik der GDL seit Sommer
Die GDL hatte in den vergangenen Wochen immer wieder kurzfristig zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Wenn man die Warnstreiks im Sommer und Herbst mitrechne, sei es mittlerweile der 13. Streikaufruf, teilte die Gewerkschaft GDL mit.
Die GDL fordert, dass in der gesamten SWEG ein einheitlicher GDL-Tarif gilt, und nicht nur im Tochterunternehmen SWEG Bahn Stuttgart (SBS). Die SWEG lehnt das ab und will die SBS auch nicht dauerhaft übernehmen. Diese geht aus der ehemaligen Abellio Rail Baden-Württemberg hervor, die Ende 2021 in finanzielle Schieflage geraten war. Die landeseigene SWEG hatte das Unternehmen daraufhin für zunächst zwei Jahre übernommen.