Klage über zu hohe Hürden

Stuttgarter kritisiert Visa-Vergabe an Angehörige aus Syrien

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Martin Rottach
Reporter Martin Rottach
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Fabian Ziehe
Fabian Ziehe

Omer Albakour aus Stuttgart hat durch das Erdbeben in der Heimat Verwandte verloren. Er will seiner Familie in Syrien helfen, hofft auf Visa. Doch die Hürden dafür seien zu hoch.

Omer Albakour kommt aus Syrien, genauer aus Idlib im Nordwesten des Landes. Im Jahr 2015 ist er nach Stuttgart gezogen. Nach Deutschkursen und Studium hat er mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft und arbeitet als Ingenieur bei Porsche. Ihm geht es gut - seiner Familie in Syrien nicht. "In Syrien ist es chaotisch", sagt der 31-Jährige.

Todesopfer in der nahen Verwandschaft

Gut eine Woche nach der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei gehen Schätzungen von 40.000 Todesopfern aus. Im betroffenen syrischen Teil hat das Beben vieles zerstört, was der Bürgerkrieg in den letzten zehn Jahren verschont hatte. Helferinnen und Helfer haben es weiterhin schwer, die Überlebenden zu versorgen. Sehr viele Familien haben Opfer zu beklagen.

"Manche Angehörigen von mir sind gestorben: Mein Onkel und seine zwei Töchter, ein Cousin, der zweite Cousin hat sechs Kinder verloren."

Erst der Bürgerkrieg, nun das Erdbeben

Die Bilder, die den 31-Jährigen aus seiner Heimat erreichen, machen Albakour fassungslos. Ihm bleibe nichts, außer Geld zu spenden. Ansonsten sehe er hilflos zu, wie seine Familie in der ohnehin vom Bürgerkrieg gebeutelten Heimat versucht zu überleben. Es ist eine Welt, in der an normales Leben nicht zu denken ist - und mitten drin Albakours Familie. Fast eine Woche mussten sie auf Hilfe warten, haben sie ihm erzählt. In der Türkei ging das schneller.

"Was in der Türkei passiert ist, tut uns ebenso Leid, wie das, was in Syrien passiert ist. Aber wir verstehen nicht, warum der Fokus so auf der Unterstützung der türkischen Seite lag."

Das schwere Erdbeben hat weite Landstriche in der Türkei, aber auch in Nordsyrien getroffen. Das Epizentrum lag in der Grenzregion.
Das schwere Erdbeben hat weite Landstriche in der Türkei, aber auch in Nordsyrien getroffen. Das Epizentrum lag in der Grenzregion.

Albakour: Kaum einer kann Visum tatsächlich beantragen

Für Angehörige aus den betroffenen Gebieten wie die Familie von Albakour hat Deutschland am Montag Visaerleichterungen versprochen: Menschen aus der Erdbebenregion beiderseits der Grenze mit Angehörigen in Deutschland sollen nun leichter an ein Visum kommen. Für Albakour eine gute Idee, nur bringe das vielen Syrer wenig. Die deutsche Botschaft in Damaskus sei geschlossen. Und seine Familie kommt nicht außer Landes - eben wegen des Bürgerkriegs.

Welche Voraussetzungen für einen Visa-Antrag erfüllt sein müssen

Selbst wenn sie es irgendwie schaffen sollte, würden sie viele Voraussetzungen nicht erfüllen können. Albakour schätzt, dass es 80 bis 90 Prozent aller syrischen Betroffenen ähnlich geht. Und das, obwohl in Deutschland Angehörige leben, die die Menschen aufnehmen könnten.

Albakour bleiben derzeit somit nur die Bilder von seiner Familie auf dem Handy. Seit acht Jahren hat er sie nicht mehr gesehen, so lange war er nicht mehr in seiner Heimat. In zwei Monaten wird er zum ersten Mal Vater. Er hofft, dass sich seine Heimat von Krieg und Erdbeben bald erholt und er sie seiner Tochter zeigen kann.

SWR Extra: Erdbeben in der Türkei und Syrien - Wie der Südwesten hilft

Das SWR Fernsehen hat am Mittwochabend in einer Sondersendung zum Erdbeben unter anderem über Menschen aus Baden-Württemberg berichtet, die im Katastrophengebiet helfen.

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