Rund 90.000 Besucher kamen, um AC/DC auf dem Cannstatter Wasen zu feiern. Doch manche von ihnen kritisieren den Ablauf des Events - und andere trugen Verletzungen davon.
Nach dem AC/DC-Konzert am Mittwoch in Stuttgart wurden Besucherinnen und Besucher teilweise verletzt. Das bestätigte die Stadt Stuttgart dem SWR am Donnerstag. Die Rede war von 17 Verletzten. Rettungskräfte hätten sich auch um Fälle von Panikattacken gekümmert.
Probleme bei AC/DC-Konzert in Stuttgart: Fans verletzen sich
Über die großen Leinwände auf dem Konzertgelände sei fälschlicherweise kommuniziert worden, dass die Besucherinnen und Besucher die Notausgänge benutzen sollen. "Es gab einen Bedienfehler", sagte Stadtsprecher Sven Matis im SWR. "So wurde gezeigt, dass die Menschen zu den Notausgängen gehen sollten, was aber nicht der Fall war. Und diese Ansage haben sie für bare Münze genommen", erklärt er.
Einige hundert Menschen hätten sich so an den Notausgängen gesammelt. Doch sie seien geschlossen geblieben, erklärt Matis. Denn manche von ihnen führen direkt auf die Stadtbahn-Gleise. "Die konnten nicht einfach über den Notausgang entfliehen, denn dann hätten sie die Stadtbahn quasi blockiert, und es hätte anderswo Staus gegeben", erklärte Matis die Situation vom Mittwochabend.
Für das Konzert gab es laut Matis einen Koordinierungskreis. Dieser habe "blitzschnell reagiert". Über Durchsagen seien andere Menschen noch zu den regulären Ausgängen gebracht worden, "sodass das Schlimmste verhindert werden konnte", so der Stadtsprecher. Allerdings sei der Stau vor den Notausgängen schon so massiv gewesen, dass man hier kurzzeitig ein Tor öffnen musste.
Kritik an Situation nach dem Konzert AC/DC in Stuttgart: Zehntausende Fans bei Konzert auf dem Cannstatter Wasen
Bis zu 90.000 Menschen wurden bei AC/DC auf dem Cannstatter Wasen am Mittwoch erwartet. Ob das zum Rekord-Konzert in Stuttgart gereicht hat, ist noch unklar.
Stadt Stuttgart: "Glimpflich davon gekommen"
Die Gäste wurden dann wieder zu den regulären Ausgängen geleitet. Dadurch habe es sich stark gestaut. Es sei zu Panikattacken, Platzwunden, Schnittverletzungen und Kreislaufproblemen gekommen, so die Stadt weiter.
"Manche Menschen haben versucht, über den Zaun zu fliehen, haben sich dabei Schürfwunden und Platzwunden zugezogen", erklärt Stadtsprecher Matis. "Es war eine ungute Situation, die sich dann aber Gott sei Dank nach 10 bis 15 Minuten lösen konnte."
Kritik von Fans: "Das war nicht in Ordnung"
Manche Besucherinnen und Besucher beklagten, das Konzert sei schlecht organisiert gewesen. In den Kommentaren unter einem Video, das SWR Aktuell auf Instagram gepostet hat, geht es vor allem um die Situation nach dem Konzert, als die zehntausenden Fans das Gelände verlassen wollten.
Es wird beispielsweise kritisiert, dass Zuschauerinnen und Zuschauer gequetscht worden seien. "So ein Schlauch und 90.000 sollen da durch. Dass da keine Panik ausgebrochen ist, da wunder' ich mich", sagt eine Zuschauerin im Interview mit dem SWR. "Das war nicht in Ordnung", sagt sie. Ein anderer schreibt: "Wir mussten teilweise über Leitplanken klettern, die mitten im Laufweg der Masse waren. Ich spreche über keine unerlaubte Abkürzung, sondern mitten im Weg!"
"Aus meiner Wahrnehmung fehlte nur ein kleiner Funke zum GAU", schreibt ein anderer User. "Die Veranstalter, inklusive Stadt, sollten sich am Sonntag zum gemeinsamen Dankgebet versammeln."
Jemand anders sieht die Verantwortung auch bei den Fans: "Der Videoeinspieler am Ende auf der Leinwand war grob fahrlässig, tausende zu den Notausgängen schicken und dann diese zulassen geht nicht", schreibt er. "Aber nach der lauten und verständlichen Durchsage war alles geklärt. Kleiner Tip: Wenn 90.000 raus wollen, dann bleibt man noch 20 Minuten stehen und drückt nicht noch von hinten in die Massen mit rein", gibt er zu bedenken.
AC/DC in Stuttgart: Das sagt der Veranstalter
Paul Woog vom Veranstalter SKS Michael Russ bittet im SWR-Interview für die Vorfälle um Entschuldigung. Er räumt ein, dass ein falsches "Entfluchtungs-Sheet" auf die Leinwände gespielt worden war. "Da ist eine Folie durcheinander gekommen." Es sei nicht das eingeblendet worden, mit dem die Besucher dazu gebracht werden sollten, das Gelände ganz normal zu verlassen. "Es wurden die Notausgänge eingeblendet - und der normale Ablauf des Geländes ist ganz normal: Wo man reinkommt, kommt man auch wieder raus".
Es sei auch keine Lösung gewesen, die Notausgänge einfach zu öffnen, sagt Woog. "Das hätte dazu geführt, dass Menschen in Tunnel oder in Engstellen kommen oder über Bahngleise und Straßen gehen." So etwas geschehe normalerweise nur im äußersten Notfall wie einer Räumung.
Zu den Verletzten sei es an einer Engstelle rund um einen Merchandising-Stand gekommen. Um hier den "Knoten" aus vielen Besucherinnen und Besuchern aufzulösen, habe die Security "beherzt" einschreiten müssen. "Jeder, der da ein bisschen zu hart angegriffen worden ist als normal, bei dem entschuldige ich mich. Aber es ist eben wichtig, eine Gefahrenstelle unverzüglich aufzulösen und da müssen wir eben auch massiv einschreiten", so Woog.
Der Veranstalter bedauert die Verletzungen. "Wir möchten natürlich nicht, dass jemand Panik hat, in eine Drucksituation kommt oder sich schlecht fühlt."
Insgesamt sei alles gut verlaufen: "Nach einer Stunde war das ganze Gelände eigentlich frei, in anderthalb Stunden waren wir leer - das ist für 90.000 Leute sehr sehr gut. Und es gab bis auf ganz wenige Stellen, wo viel Druck drauf war, keine Komplikationen - die Rückmeldungen von Stadt, Polizei sind sehr gut, was das betrifft." Die Rückreise über die öffentlichen Verkehrsmittel sei ebenfalls positiv abgelaufen.
Auch die Stadt Stuttgart nimmt SKS Michael Russ in Schutz. "Der Veranstalter hat ein sehr solides Sicherheitskonzept vorgelegt, das geprüft worden ist", sagt Stadtsprecher Matis. "Der Wasen war ausgelegt für 90.000 Menschen, sodass sie auf der einen Seite gut drauf kommen, auf der anderen Seite aber auch gut wieder runterkommen."
Das Konzert von AC/DC auf dem Cannstatter Wasen war laut Veranstalter mit 90.000 Besuchern das bisher größte Konzert in der Geschichte der Stadt Stuttgart. Ein paar Tage vorher trat die Band am Hockenheimring auf. Auch hier kritisierten anschließend viele die aus ihrer Sicht mangelhafte Organisation. Mit dem Konzert dort hatte der Stuttgarter Veranstalter SKS Michael Russ allerdings nach eigenen Angaben nichts zu tun.
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