Traditionell wurden Fahrzeuge mechanisch gesteuert. Mittlerweile werden immer mehr Funktionen von Software übernommen. Mit weitreichenden Folgen für die Automobilindustrie.
Autonomes Fahren, Assistenzsysteme fürs Einparken, Spur- und Abstandhalten: Autos werden immer mehr zu modernen Computern auf Rädern. Hinzu kommen neue Geschäftsmodelle mit "Functions on Demand", mit denen sich viel Geld verdienen lässt. Gleichzeitig dürfen zum 1. Juli 2024 in der EU nur noch Fahrzeuge neu zugelassen werden, die den neuen Regeln hinsichtlich der Cybersicherheit entsprechen. Die Anforderungen sind hoch und zwingen unter anderem den Zuffenhausener Autobauer Porsche dazu, Modelle frühzeitig vom Markt zu nehmen.
Porsche nimmt Modelle vom Markt und lässt Arbeitsverträge auslaufen
Die neuen UNECE-Regeln ("United Nations Economic Commission for Europe") für Cybersecurity, die ab Juli in Kraft treten, geben klare Regeln für IT-Sicherheit und Software-Updates für Automobilhersteller vor. Dabei müssen Cyberangriffe abgewehrt, Updates bereitgestellt, Risiken gemindert und Cyber-Risiken verwaltet werden. Ziel ist es, dass man Fahrzeuge nicht hacken kann. Diese Regelung hat einschneidende Folgen, auch für den Autobauer aus Stuttgart-Zuffenhausen.
Der aktuelle Porsche Macan mit Verbrennungsmotor oder etwa die 718 Cayman- und Boxster-Modelle erfüllen diese Anforderungen nicht und werden in der EU deshalb künftig nicht mehr verkauft. Auch Audi und VW-Modelle sind betroffen.
Transformation belastet die deutschen Autobauer
Bis 2035 soll es in der EU keine neuen Verbrennerfahrzeuge mehr geben. Der Absatz von Elektrofahrzeugen kommt in Europa allerdings nicht richtig in Schwung. In der Automobilbranche kommen erste Zweifel am Verbrenner-Aus auf. Porsche-Vorstand Oliver Blume sieht auch die Politik in der Verantwortung: "Wichtig ist, dass die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut wird und wir industrieförderliche Voraussetzungen haben."
Etwa 400 befristete Arbeitsverträge bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen sollen nicht verlängert werden. Porsche selbst spricht von einer notwendigen "Flexibilität beim Umbau".
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Softwaredefiniertes Fahren
Die IT-basierten Veränderungen in der Automobilbranche werden als "Softwaredefiniertes Fahren" bezeichnet. Da immer mehr Software und Algorithmen die Fahrzeuge steuern, können Autos ohne menschliches Eingreifen navigiert und die Fahrer durch Assistenzsysteme unterstützt werden.
Durch die Softwarenutzung können Fahrzeuge intelligenter, sicherer und effizienter werden. Der Automobilzulieferer Bosch entwickelt und testet solche IT-basierten Tools.
Für Automobilhersteller bergen die softwaredefinierten Fahrzeuge neue Möglichkeiten, um Geld zu verdienen: individuelle und bedarfsorientierte Features für die Fahrer, zeitlich limitierte Dienste, Funktionen oder Apps. Über Software-Updates können Vertragsmodelle (zum Beispiel Abo- oder Einzelkauf) entworfen werden, in denen die neuen Services angeboten werden.
Fahrzeuge können sich weiterentwickeln
Durch regelmäßige Software-Updates verändert sich die Definition des Autos. Normalerweise verschlechtert sich der Zustand und der Wert eines Fahrzeugs mit der Zeit. Zukünftig kann man Software im Rahmen der Hardware-Grenzen optimieren. Das heißt, Fahrzeugfunktionen können aktualisiert und ein Auto mit der Zeit sogar besser werden.