Studie aus Karlsruhe

Nahrungsergänzungsmittel für Babys und Kinder fallen bei Test durch

Stand

Vielen Eltern wollen ihre Kinder mit möglichst gesunden Nährstoffen versorgen. Nahrungsergänzungsmittel sollen hierbei helfen. Fachleute ziehen aber ein kritisches Fazit.

Eltern sollten ihren Kindern aus Sicht von Fachleuten keine Nahrungsergänzungsmittel geben. Eine Untersuchung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Karlsruhe von 31 solcher Produkte ergab, dass 61 Prozent zwar explizit für einen Verzehr durch Säuglinge und Kleinkinder bestimmt waren - aber sie allesamt nicht verkehrsfähig gewesen seien. Der Grund: Sie enthielten nicht zugelassene Stoffe und irreführende Aufmachung.

BW-Verbraucherschutzminister rät vom Kauf ab

"Gründe hierfür waren neben der irreführenden Aufmachung unter anderem auch darin nicht zugelassene Zusatzstoffe", heißt es im Abschlussbericht. Zudem seien Tageshöchstmengen überschritten worden. "Aufgrund dieser Ergebnisse rate ich von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder grundsätzlich ab. Auch älteren Kindern sollten Eltern ohne ärztliche Empfehlung keine Nahrungsergänzungsmittel verabreichen", erklärte Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag.

In den Proben waren vor allem die festgestellten Überschreitungen der Tageshöchstmengen vieler Nährstoffe problematisch, insbesondere bei Folsäure. Eine überhöhte Nährstoffzufuhr wird vor allem bei jungen Kindern als kritisch betrachtet, da sie zumindest den Organismus unnötig belastet.

Empfehlung: Auf natürliche Nährstoffquellen setzen

Von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder sei grundsätzlich abzuraten, empfiehlt auch das CVUA. Auch älteren Kindern sollten Eltern keine derartigen Präparate geben. "Es wird empfohlen, auf natürliche Nährstoffquellen aus herkömmlichen Lebensmitteln durch ausgewogene Ernährung zu setzen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen, sofern die Unterversorgung eines Nährstoffs befürchtet wird." Im Allgemeinen gebe der Nährstoffstatus von Kindern Studien zufolge keinen Grund zur Sorge. Über herkömmliche Ernährung seien sie in der Regel ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.

"Es wird empfohlen, auf natürliche Nährstoffquellen aus herkömmlichen Lebensmitteln durch ausgewogene Ernährung zu setzen."

Allerdings habe der Gesetzgeber Nahrungsergänzungsmittel für Säuglinge und Kinder nicht explizit geregelt, sie seien also nicht ausdrücklich verboten. Daher untersuchte das CVUA von 2021 bis 2023 solche Produkte, die größtenteils mittels Internetrecherche ermittelt und teilweise dort bestellt worden waren. Bei vier Produkten wurden demnach die als sicher bewerteten Tageshöchstmengen zugesetzter Folsäure vollständig ausgeschöpft oder sogar überschritten. "Von einer akuten Gesundheitsgefahr durch die Produkte ist zwar nicht auszugehen", hieß es. "Eine überhöhte Zufuhr an Nährstoffen sollte jedoch insbesondere bei jungen Kindern vermieden werden."

Sind Nahrungsergänzungsmittel nützlich oder gefährlich? Mit diesem Thema hat sich die SWR Doku in der Sendung "betrifft" am 16. Oktober 2019 auseinandergesetzt:

Nahrungsergänzungsmittel: nützlich oder sogar gefährlich? | SWR Doku

Überdosierung belastet den Stoffwechsel

Auch andere Nährstoffmengen wurden den Angaben nach voll ausgeschöpft oder lagen teils um ein Vielfaches über den Werten für die jeweiligen Altersgruppen - vor allem bei den Vitaminen C, K und den B-Vitaminen. Bei sechs Proben (19 Prozent) hätten die Experten Vitamingehalte festgestellt, die von den Verpackungsangaben abweichen. Gerade bei jungen Kindern und Nährstoffen, die nicht so leicht wieder ausgeschieden werden können, sei eine Überdosierung kritisch. Der Stoffwechsel werde belastet, die Folge könnte eine Vergiftung sein.

"Aufgrund dieser Ergebnisse rate ich von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder grundsätzlich ab", teilte Minister Hauk weiter mit. "Auch älteren Kindern sollten Eltern ohne ärztliche Empfehlung keine Nahrungsergänzungsmittel verabreichen." Auf EU-Ebene müssten möglichst zeitnah konkrete Regelungen zu Nahrungsergänzungsmitteln festgelegt werden, die für Kinder - insbesondere Säuglinge und Kleinkinder - bestimmt sind. Das Ziel müsse sein, die Gesundheit dieser empfindlichen Verbrauchergruppe besonders zu schützen. "Daher hat Baden-Württemberg dieses Thema auch in die Verbraucherschutzministerkonferenz eingebracht", sagte Hauk.

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