Im ersten Halbjahr 2023 wurden im Land über 900 Unternehmensinsolvenzen beantragt. Das Statistische Landesamt verzeichnet ein Drittel mehr Insolvenzverfahren als im Vorjahr.
Am härtesten hat es in Baden-Württemberg die Branchen Baugewerbe und den Handel getroffen. Das zeigt die Auswertung des Statistischen Landesamtes. Im Baugewerbe mussten gut 180 Betriebe in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Insolvenzantrag stellen. Im Einzelhandel traf es fast 140 Geschäfte. Auch im Gastgewerbe nahm die Zahl der Pleiten zu.
Auch viele Privatleute insolvent
Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnen die Statistiker auch eine leichte Zunahme bei den Privatinsolvenzen: Insgesamt beantragten im ersten Halbjahr in Baden-Württemberg gut 4.600 Menschen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens - das sind 4 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Mehr als 60 Prozent der Privatinsolvenzen wurden von Verbrauchern, beispielsweise Arbeitnehmern, Rentnern, Arbeitslosen oder Auszubildenden gestellt.
Hohe Energie- und Kreditkosten
Auch bundesweit war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zuletzt kräftig gestiegen. Im Juli beantragten mit 23,8 Prozent fast ein Viertel mehr Firmen Insolvenzverfahren als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt im August nach vorläufigen Angaben mitteilte. Vielen Unternehmen machen die Konjunkturflaute zu schaffen, zum Beispiel wegen gestiegener Kosten etwa für Energie und Materialien sowie gewachsene Kreditkosten wegen des Zinsanstiegs. Experten sehen aber keine Pleitewelle, sondern sprechen von "Normalisierung".
Während Corona-Pandemie weniger Insolvenzen
Die Bundesregierung hatte die Insolvenzantragspflichten in der Corona-Pandemie teilweise ausgesetzt, um eine Welle von Pleiten zu verhindern. Dies sowie Staatshilfen im großen Stil hatten die Zahl der Firmenpleiten in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau gehalten - trotz Pandemie und Energiekrise.