Hilfsprojekt ist gestartet

Vesperkirche in Mannheim: Fast 500 Essen am ersten Tag

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Autor/in
Isabel Handrich
Isabel Handrich

Eine warme Mahlzeit und ein offenes Ohr - das steht im Vordergrund der Vesperkirche in Mannheim. Schon bei der Eröffnung konnte vielen Menschen geholfen werden.

Am Eröffnungstag der diesjährigen Mannheimer Vesperkirche sind 480 Essen ausgegeben worden. Das Projekt findet schon zum 27. Mal statt und startet jedes Jahr im Januar - mit dem Ziel, Menschen eine warme Mahlzeit und ein offenes Ohr zu bieten. Bis Anfang Februar verwandelt sich die CityKirche Konkordien in den Quadraten in einen riesigen Speisesaal. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) nannte die Vesperkirche bei der Eröffnung am Sonntag einen "Ort der Gemeinschaft".

Service wie im Restaurant

Die Gäste können rund einen Monat lang zwischen einer warmen Mahlzeit wählen - mit oder ohne Fleisch. Anders, als in einer Kantine, werden die Besucher am Tisch bedient. Außerdem sind immer Menschen vor Ort, die zuhören und beraten. Darunter sind Sanitäter und Mediziner, eine Rechtsberatung, Experten aus der Wohnungsnotberatung und Seelsorger.

Vesperkirche in Mannheim: Großer Andrang bei Eröffnung

Was mit rund 50 Essen in den 1990er Jahren begann, hat sich zu knapp 18.000 Essen im vergangenen Jahr entwickelt, so eine Sprecherin der Diakonie Mannheim.

Unsere Gäste sind im Wesentlichen die Verlierer der vielen Krisen, die wir haben.

Auch, wenn die Regelsätze für das Bürgergeld im neuen Jahr erhöht worden sind: das gleiche bei den meisten Menschen gerade einmal das aus, was die Inflation ohnehin auffrisst, sagt Pfarrerin Ilka Sobottke.

Ein Mann hat mir gesagt, dass er im letzten Jahr 20 Kilogramm abgenommen hat, weil er sich nicht mehr genug zu Essen kaufen kann.

Die Anliegen der Besucherinnen und Besucher seien so vielfältig wie die Menschen selbst. Manche hätten psychische Probleme, andere könnten sich einfach nicht genug zu essen leisten, wieder andere seien einsam oder hätten keinen festen Wohnsitz. In der Vesperkirche in Mannheim sind alle willkommen, so Sobottke.

Helferinnen und Helfer bei der Essensausgabe in der CityKirche Konkordien: Hier wird jeder am Platz bedient.
Helferinnen und Helfer bei der Essensausgabe: Hier wird jeder am Platz bedient.

Besucherin: "Die Menschen sind so herzlich hier"

Unter den Besuchern in Mannheim ist Tanja, die gemeinsam mit ihrem 7-jährigen Sohn Tristan hergekommen ist. Der 7-Jährige ist schwerbehindert und rund um die Uhr auf die Pflege seiner Mutter angewiesen. Deshalb kann Tanja nicht mehr als Köchin arbeiten. Für eine kleine Auszeit besuchen die beiden gerne die Vesperkirche. Das Engagement der Helfer bedeutet der alleinerziehenden Mutter viel: sie bekommt Gänsehaut, wenn sie von den Menschen und ihrer Herzlichkeit erzählt. Hier darf sie sich verwöhnen lassen und mit netten Menschen ins Plaudern kommen, sagt sie.

Buntstifte, Essen, Aufmerksamkeit - mein Kleiner bekommt hier alles.

Pfarrerin Ilka Sobottke spricht mit Tanja und ihrem Sohn. Seit 2023 besuchen die beiden gerne die Vesperkirche.
Pfarrerin Ilka Sobottke spricht mit Tanja und ihrem Sohn. Seit 2023 besuchen die beiden gerne die Vesperkirche.

Vesperkirche als Treffpunkt - das ganze Jahr über

Die Hilfe der Vesperkirche wird das ganze Jahr über angeboten, in einem Gebäude gegenüber der CityKirche Konkordien. Allerdings in kleinerer Form, sagt Martin Metzger vom Diakonischen Werk Mannheim. Trotzdem sei die eigentliche Vesperkirche ein Mal im Jahr sehr wichtig. Denn, wer schon einmal bei der Vesperkirche war, kennt die Helferinnen und Helfer und weiß, wo sie oder er beraten wird. Manche Menschen kommen über Jahre in die Einrichtung, ehe sie genug Vertrauen gefasst haben und uns ansprechen, so Metzger weiter.

Die Begegnung und ein warmes Mittagessen sind die Erfolgsfaktoren, um konkrete Hilfe zu leisten. Vesperkirche reicht Menschen die Hand.

Ehrenamtliche machen Vesperkirche möglich

Die 27. Ausgabe der Vesperkirche dauert noch bis zum 4. Februar. Für die Gäste sind jeden Tag 60 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Die Ehrenamtlichen übernehmen die Essens- und Getränke-Ausgabe in der Kirche, sie bedienen die Gäste an den Tischen und spülen Geschirr.

Die Kosten von rund 170.000 Euro werden komplett über Spenden finanziert, so die Veranstalter. Neben warmen Mahlzeiten werden auch Kleidung und andere Dinge ausgegeben. Sachspenden werden immer noch angenommen - vor allem Decken und Handschuhe werden gebraucht. Die Spenden können zu den Öffnungszeiten in der CityKirche Konkordien abgegeben werden.

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