Dass Jonathan aus Weinheim lebt, grenzt an ein Wunder. Er kam bereits in der 22. Schwangerschaftswoche am Uniklinikum Heidelberg zur Welt. Eigentlich zu früh, um zu überleben.
Wenn man dem heute zweijährigen Jonathan zusieht, wie er mit seinem bunten Xylophon auf dem Wohnzimmerteppich spielt, wirkt er wie jedes andere Kleinkind. Dass seine Mama Isabella und Papa Frank so unbeschwert mit ihm spielen können, hätten beide niemals gedacht. Dass Jonathan lebt, grenzt an ein Wunder.
Baby Jonathan kommt in der 22. Woche in Heidelberg zur Welt
Isabellas Schwangerschaft verlief zunächst ohne Probleme. In der 19. Schwangerschaftswoche traten bei ihr aber erste Komplikationen auf. Deshalb hatten ihr die Ärzte am Uniklinikum Heidelberg strenge Bettruhe verordnet. Denn jeder Tag, den Frühchen noch im Bauch ihrer Mutter verbringen können, zählt. Mama Isabella und Papa Frank wurden damals auf das Schlimmste vorbereitet: Wenn ihr Kind vor der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt käme, sei die Überlebenschance zu gering.
Jonathans Kampf ums Überleben
Isabella und Frank mussten sich schnell entscheiden. Sollen die Mediziner das Leben von Jonathan um jeden Preis retten? Denn es hätte sein können, dass er bleibende Schäden davon tragen oder im schlimmsten Fall nicht überleben wird. Für die Eltern aus Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) gab es nur eine Antwort.
Obwohl Jonathan so früh geboren wurde, hatte er Glück. Mit 540 Gramm war er vergleichsweise schwer und gut entwickelt. Er wurde sofort von den Ärzten behandelt, an verschiedenen Maschinen beatmet und mit Medikamenten versorgt.
Die ersten Tage im Leben von Jonathan waren ein ständiges Auf und Ab. Denn wenn Babys so früh geboren werden, sind ihre Organe noch nicht ausgereift. Deshalb sind die richtige Beatmung und eine regelmäßige, hohe Flüssigkeitszufuhr wichtig. Denn die Haut ist bei Frühchen so dünn, dass sie schnell Flüssigkeit darüber verlieren. Nach vielen ungewissen Tagen, ging es für Jonathan aber immer weiter bergauf. Nach mehreren Monaten konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Neues Behandlungskonzept am Uniklinikum Heidelberg
Für den Ärztlichen Direktor der Neonatologie in Heidelberg Christian Gille und sein Team ist Jonathans Fall von großer Bedeutung: Nach seiner Geburt haben sie angefangen, Daten von Frühchen auszuwerten und ein neues Therapiekonzept zu erstellen.
Normalerweise behandeln Ärzte Frühchen erst bei einer Geburt ab der 24. Schwangerschaftswoche. Seit Jonathans Geburt hat sich diese Überlebensgrenze am Uniklinikum Heidelberg verschoben. Jetzt wird die Therapie schon ab der 22. Schwangerschaftswoche angeboten.
Jede Frühgeburt birgt Risiken
Jonathans Beispiel ist positiv verlaufen, trotzdem darf man sich nichts vormachen, so Christan Gille. Denn bei jeder Frühgeburt bestehe die Gefahr von Langzeitschäden. Extrem früh geborene Kinder hätten zum Beispiel häufiger mit Aufmerksamkeitsstörungen, Leserechtsschreibschwäche oder Bindungsproblemen zu kämpfen.
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