Gewalt unter Schülern, Sprachbarrieren, Pandemie-Folgen - ein neues Schuljahr, die alten Probleme. Die Mannheimer Waldschule macht da keine Ausnahme. Aber sie hat Lösungen.
Rund 750 Schülerinnen und Schüler werden im neuen Schuljahr 2023/2024 die Waldschule in Mannheim-Gartenstadt besuchen - eine Werkreal- und Realschule. Das sind laut Rektor Jörg Schuchardt in etwa so viele wie im vergangenen Schuljahr. Viele der Kinder und Jugendlichen, die auf die Waldschule gehen, kommen aus einem problematischen häuslichen und familiären Umfeld, sagt Schuchardt.
Probleme mit Schülern aus "bildungsfernen Familien"
Mal haben manche Eltern nicht genug Geld für Schulmaterialien, manchmal fehle ihnen Zeit für ihre Kinder, weil der Job sie sehr stark in Anspruch nehme, sie alleinerziehend oder krank seien. Große Probleme, so Schuchardt, gebe es mit Schülerinnen und Schülern, die "aus bildungsfernen Familien kommen". Da sei die Schule besonders gefordert zu unterstützen und die Kinder immer wieder anzuhalten, "am Ball zu bleiben". Abgesehen davon gebe es aber viele Kinder in der Waldschule, die "in einer guten Umgebung aufwachsen". Mit ihnen gebe es kaum Probleme.
Waldschule in Mannheim - 66 Lehrerinnen und Lehrer
Die Ausgangslage klingt also erst mal herausfordernd und schwierig. Aber: An der Waldschule scheint nach SWR-Recherche vieles in die richtige Richtung zu laufen. An der Schule, die auf mehrere Gebäude verteilt ist, unterrichten 66 Lehrerinnen und Lehrer - insgesamt sei man da "gut versorgt", sagt Schuchardt dem SWR. Und mittlerweile gibt es an der Schule auch eine Schulsozialarbeiterin.
Schulsozialarbeiterin kümmert sich um kleine und große Probleme
Eine für 750 Schülerinnen und Schüler? - Besser als gar keine, so der Rektor. An der Waldschule habe es schließlich viele Jahre überhaupt keine Stelle für Schulsozialarbeit gegeben. Schon die eine neue Mitarbeiterin unterstütze die Lehrkräfte und ihn selbst spürbar. Sie kümmere sich sowohl um kleine Probleme an der Schule, wie ein Streit zwischen zwei Schülern, manchmal gehe es aber auch "um große Brocken", sagt Rektor Jörg Schuchardt.
Fall für Schulsozialarbeiterin: Wenn ein Schüler ins Heim will
Als Beispiel berichtet der Rektor von einem Fall, der nicht oft, aber eben hin und wieder mal vorkommt: Wenn ein Schüler zur Schulsozialarbeiterin kommt und sagt, er wolle in ein Heim und nicht mehr zu Hause wohnen. Denn da gebe es große Probleme mit seinen suchtkranken Eltern. Dann muss sich die Schulsozialarbeiterin unter anderem um Fragen wie diese kümmern: Muss das Jugendamt für eine sogenannte Inobhutnahme eingeschaltet werden? Als es keine Schulsozialarbeiterin an der Waldschule gab, landeten solche Fälle direkt beim Rektor oder bei den Kolleginnen und Kollegen im Lehrerzimmer.
Schul-Lücke durch Pandemie: Folgen noch spürbar
Was in den vergangenen Jahren streckenweise den Schulalltag erschwert hat, war die Corona-Pandemie, als es an vielen Schulen eine Zeit lang keinen geregelten Unterricht mehr gab. Die Folgen davon seien bis zuletzt auch an der Waldschule spürbar gewesen, sagt Schuchardt. Beispiel: Im vergangenen Schuljahr kam es unter den Fünftklässlern der Waldschule teilweise zu "Gewaltausbrüchen", die Schüler hätten "regelrecht Jagd aufeinander gemacht". Für einige sei das erst eine Art Spiel gewesen, dann aber sei es öfter ausgeartet - "und dann war's eben kein Spiel mehr", so Schuchardt.
Lehrkräfte an Mannheimer Schule holen teils Erziehung bei Kindern nach
Dazu komme: Manche Eltern vermittelten ihren Kindern kaum grundlegende Werte und Regeln. Wie zum Beispiel die, so Schuchardt, dass die Schule ein gewaltfreier Raum ist und sein muss. Das müssten dann er und die Lehrkräfte nachholen, was zeitraubend und anstrengend sei. Aber am Ende des vergangenen Schuljahres habe man das Problem mit den Fünftklässlern dann doch in den Griff bekommen.
Viele Schüler übermüdet, vergesslich, manche hungrig
Andere Probleme klingen im Vergleich dazu eher harmlos, belasten aber dennoch so manchen Unterricht. Konrektorin und Englischlehrerin Caroline Kocev berichtet aus ihrem Alltag von übermüdeten oder vergesslichen Schülern, die ihr Unterrichtsmaterial nicht beisammen hätten. Dazu kämen jene, die teils dauerhaft weder Pausenbrote noch ein Getränk dabei haben. Im Notfall hilft da der Schulkiosk. Manchmal aber müssen die Lehrkräfte deswegen bei den Eltern vorstellig werden.
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Sprachförderunterricht für türkische, syrische und ukrainische Kinder
Was ziemlich gut laufe an der Waldschule, sei der Sprachförderunterricht für all die Kinder und Jugendlichen, die kaum Deutsch können. Dazu gehörten neben syrischen und türkischen Kindern auch rund 15 junge Flüchtlinge aus der Ukraine. Für sie gebe es an der Schule jetzt eine russischsprachige Kollegin, für die anderen eine pädagogische Assistentin mit türkischem Migrationshintergrund, erklärt Jörg Schuchardt.
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Digitalisierung an der Waldschule Mannheim "funktioniert gut"
Weiterer Pluspunkt der Waldschule aus Sicht des Rektors: Das mit der Digitalisierung funktioniere ebenfalls recht gut. In fast allen Klassenräumen unterrichten demnach die Lehrerinnen und Lehrer mittlerweile mit "iPads", also mit Tabletcomputern - an großen Bildschirmen und schon lang nicht mehr an Tafeln. Auch für die Schülerinnen und Schüler gebe es an der Schule ausreichend "iPads".
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