Das Getränk "Kumys" aus vergorener Stutenmilch ist das kasachische Nationalgetränk. Hans Zollmann stellt das Produkt auch in Kasachstan her. Jetzt hat er dafür einen Orden bekommen.
Mit rund 400 Pferden betreiben Hans Zollmann und seine Familie ihre Stutenmilchfarm in Waldbrunn (Neckar-Odenwald-Kreis). Neben vielen verschiedenen Produkten wie Seife oder Hautcreme, die alle aus der Stutenmilch bestehen, sind sie auf eins besonders stolz: "Kumys". Das Getränk wird hergestellt, indem man die frische Milch der Pferde 48 Stunden lang gären lässt. Es schmeckt säuerlich herb, aber nicht verdorben, wie man vermuten könnte. "Kumys" soll laut Zollmann eine stärkende und regenerierende Wirkung haben.
Die Anfänge der Stutenmilch im Odenwald
Der Hof Zollmann ist ein reiner Familienbetrieb. Alles begann im Jahr 1950, als Hans Zollmanns Schwiegervater aus dem Krieg zurückkehrte. Dort wurde er in Kriegsgefangenschaft von Kasachen mit Stutenmilch, insbesondere mit "Kumys", versorgt und wieder aufgepäppelt. Zurück in Deutschland war er so begeistert von dem Getränk und seiner Wirkung, dass er selbst eine Stutenfarm aufmachte. Inzwischen leitet die Tochter von Hans Zollmann, Jette Zollmann, den Betrieb mit.
Odenwald goes Kasachstan
"Kumys" ist das Nationalgetränk der Kasachen. Obwohl viele Einheimische das Getränk selbst produzieren, gab es bislang keine größere "Kumys"-Fabrik. Schon in den 1990ern ist Hans Zollmann immer wieder nach Kasachstan gereist, um dort Kontakte zu knüpfen. 2014 hat er seine erste Stutenmilchfarm in Kasachstan eröffnet. Inzwischen hat er drei Betriebe dort, eine davon in ganz großem Stil.
Die Kasachen seien ihm dankbar dafür, dass er ihr Nationalgetränk wieder produziert. Außerdem habe er durch seine Betriebe in dem Land um die 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. Deswegen hat der kasachische Botschafter Hans Zollmann jetzt den Orden "Dostyk" - auf Deutsch "Freundschaft" - verliehen. Drei Mal wurde dieser Orden bislang in Deutschland vergeben - unter anderem an den ehemalige Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Hans-Dietrich Genscher (FDP).
Stutenmilch-Betrieb in Waldbrunn
Jede Stute, die bei Zollmann in den Melkstand geht, ist auch dort geboren, so Jette Zollmann. Mit dem Melken wird erst begonnen, wenn die Fohlen der Stuten bereits sechs bis acht Wochen alt sind und anfangen Gras und Heu zu fressen. Aber auch danach trinken die Fohlen noch die Milch ihrer Mütter, da die Milchproduktion durch das Melken noch mehr angeregt wird. Getrennt werden die Stuten und ihre Fohlen nicht. Der Hof behält alle weiblichen Fohlen und verkauft die männlichen als Reitpferde, sobald sie ausgewachsen sind. Die Stuten genießen offenbar das Melken: Um kurz vor 10 Uhr stehen die Pferde vor dem Melkstand schon Schlange.
Stutenmilch-Produktion mit Leidenschaft
Für Hans Zollmann ist seine Stutenmilchfarm mehr als nur Arbeit: Schon seit seiner Kindheit hat er eine starke Bindung zu Pferden. Auch, wenn die heilende Wirkung von "Kumys" nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist: Zollmann ist davon überzeugt, dass das nährstoffreiche Getränk zumindest glücklich macht.
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