Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen übernommen

Mannheim: Mehr als 8.000 Menschen bei Mahnwache für getöteten Polizisten

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Esther Uhrig
Janina Hecht

In Mannheim sind am Montag tausende Menschen zu einer Mahnwache für den getöteten Polizisten auf dem Marktplatz zusammengekommen. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen in dem Fall übernommen.

Auf dem Mannheimer Marktplatz haben sich am Montagnachmittag mehr als 8.000 Menschen im Gedenken an den am Freitag getöteten Polizisten versammelt. Der 29-jährige Polizist war im Einsatz bei einer Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz schwer verletzt worden und später im Krankenhaus gestorben.

Am Montagabend wurde bekannt, dass die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Fall übernimmt. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde dem SWR auf Nachfrage.

Messerattacke in Mannheim: Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

Grund für die Übernahme der Ermittlungen seien die besondere Bedeutung des Falles und der Eindruck der Ermittler, dass der mutmaßliche Täter den Angriff auf den Stand der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) und die Tötung eines Polizisten aus "religiösen Gründen" begangen habe. Man gehe davon aus, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen wollte, so eine Behördensprecherin. Wie der SWR weiter aus Ermittlungskreisen erfuhr, liegt der mutmaßliche Täter weiterhin im Krankenhaus und konnte noch nicht vernommen werden. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg bittet Zeugen, Video- oder Bildaufnahmen, die sie am Freitagvormittag auf dem Mannheimer Marktplatz und in der Umgebung gemacht haben, zur Verfügung zu stellen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schrieb auf der Plattform X, mittlerweile lägen klare Hinweise für ein islamistisches Motiv vor. Solche Taten zu verhindern und zu verfolgen müsse für die deutschen Sicherheitsbehörden und die Justiz weiterhin höchste Priorität haben. Daher sei es gut, dass der Generalbundesanwalt nun die Ermittlungen übernommen habe, um die genauen Hintergründe aufzuklären.

Die Gewalttat in #Mannheim hat uns alle erschüttert. Die Gefahr, die vom religiösen Fanatismus & radikalen Islamismus ausgeht, ist ungebrochen groß. Solch barbarische Taten zu verhindern & zu verfolgen muss höchste Priorität für unsere Sicherheitsbehörden und die Justiz haben.👇

Hochrangige Politiker und hunderte Polizisten bei Mahnwache

Bei der Kundgebung zum Gedenken an den getöteten Polizisten kamen am Montag in Mannheim hunderte von Polizistinnen und Polizisten in Uniform und Zivil zusammen. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) und der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) waren vor Ort. Zu der Veranstaltung hatten die Stadt, die Gemeinderatsfraktionen sowie alle Religionsgemeinschaften unter dem Motto "Mannheim hält zusammen" aufgerufen. Die Initiatoren wollten ein Zeichen für den Frieden in Mannheim und den "gemeinsam getragenen Wunsch nach Zusammenhalt" setzen.

Zahlreiche Menschen haben sich in Mannheim auf dem Marktplatz zu einer Mahnwache versammelt, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen
Zahlreiche Menschen haben sich in Mannheim auf dem Marktplatz zu einer Mahnwache versammelt, um ein Zeichen gegen Gewalt und für den Zusammenhalt zu setzen

OB Specht: "Mannheim lässt sich nicht spalten"

Mannheim lasse sich nicht spalten, sagte der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). Er wünsche sich, dass der Täter "hart und angemessen" bestraft werde.

Auch wenn das Motiv des Täters noch unklar ist - das war ein Mord an einem Polizisten.

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl sagte, der Polizist habe sein Leben "im Dienst für uns alle verloren". Er sei dankbar, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser und viele weitere politische Vertreter nach Mannheim gekommen seien und "natürlich die vielen Menschen".

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) bei der Mahnwache auf dem Marktplatz
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) bei der Mahnwache auf dem Marktplatz

Interreligiöses Gebet - Blumen werden niedergelegt

Vetreter der Mannheimer Religionsgemeinschaften, darunter der beiden christlichen Kirchen, der jüdischen Gemeinde und verschiedener muslimischer Gemeinden sprachen nacheinander kurze Gebete. Im Anschluss bildete die Menschenmenge eine Gasse. Vertreter aus Politik und Religion legten Blumen nieder.

Vetreter der Mannheimer Religionsgemeinschaften legen Blumen am Marktplatzbrunnen nieder
Vetreter der Mannheimer Religionsgemeinschaften legen Blumen am Marktplatzbrunnen nieder

Andächtige, friedliche und sehr bewegte Stimmung

Rund eine Stunde lang standen die Menschen andächtig, friedlich und sehr bewegt zusammen. Hinterher lobten viele insbesondere die Rede von Oberbürgermeister Christian Specht. Er habe die Stimmung in der Stadt gut zusammengefasst. Ihm sei es gelungen, das Problem des Islamismus beim Namen zu nennen, ohne Menschen muslimischen Glaubens zu stigmatisieren. Er hatte dazu aufgerufen, Muslime nicht vorzuverurteilen. Und er betonte, dass es darum gehe, sich den jahrzehntelang erarbeiteten Zusammenhalt in der Stadt nicht nehmen zu lassen.

Mannheim ist der Beleg, dass es möglich ist, in Frieden zusammenzuleben, auch wenn man nicht dieselbe Religion oder dieselbe Nationalität teilt.

Bewegender Applaus für die Polizistinnen und Polizisten

Besonders bewegend waren die Szenen, in denen die vielen Menschen, die gekommen waren, den Polizistinnen und Polizisten Applaus spendeten. In unterschiedlichen Formationen liefen die Beamten in Uniform über den Platz. Man konnte ihnen ihre Betroffenheit ansehen. Interviews wollte die Polizei am Montag keine geben. Man wolle in Stille des Kollegen gedenken.

Zahlreiche Polizistinnen und Polizisten gedachten ihres getöteten Kollegen.
Zahlreiche Polizistinnen und Polizisten gedachten ihres getöteten Kollegen

Messerattacke am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz

Am Freitag hatte ein 25-jähriger Mann auf dem Marktplatz in der Mannheimer Innenstadt im Zuge einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer mit einem Messer angegriffen und verletzt, darunter den Polizisten. Der 29-Jährige starb am Sonntagnachmittag im Krankenhaus.

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