Eigentlich sollen E-Rezepte alles einfacher machen: Für Ärzte, Apotheker und Patienten. Die Realität sieht aber manchmal anders aus, wie ein Beispiel aus Edingen-Neckarhausen zeigt.
E-Rezepte sind eine praktische Erfindung. Jedenfalls in der Theorie. Praktisch hakt es aber noch an einigen Stellen. Einer, der das aus eigener Erfahrung kennt, ist Thomas Luft, Inhaber der Postapotheke in Edingen-Neckarhausen (Rhein-Neckar-Kreis) und Sprecher des Apothekerverbandes für die Region Mannheim. Er ist in den vergangenen Wochen häufig frustriert gewesen, wenn es mal wieder Probleme mit der Technik gab.
Technik fiel oft aus
Durch Ausfälle der sogenannten Telematik-Infrastruktur konnte der Apotheker die in einer Cloud gespeicherten Rezepte oft nicht abrufen. Cloud - das bedeutet, die Daten werden auf einem Server gespeichert. Und der Ärger darüber, den haben die genervten Patienten dann natürlich direkt bei ihm und seinen Mitarbeitern entladen.
Viele Kunden, sagt Thomas Luft, hatten kein Verständnis, warum das mit ihrem E-Rezept nicht funktionierte. Mal klappte es mit dem Abruf der E-Rezepte für ein paar Minuten völlig reibungslos. Aber dann ging für einige Stunden wieder gar nichts mehr. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, wie die Apotheken ein E-Rezept abrufen können: Über die Versichertenkarte, mit einer speziellen App, die ein Kunde auf seinem Smartphone haben muss oder mit einem Papierausdruck.
Probleme bei Firma medisign inzwischen behoben
Laut der Gematik GmbH, die das Projekt federführend betreut, waren von den Problemen vor allem Apotheken betroffen, die die Technik der Firma medisign GmbH benutzen. Nach Angaben von Gematik sind die Probleme inzwischen aber weitestgehend behoben. Dafür sprächen auch die Zahlen: So würden mittlerweile täglich rund zwei Millionen E-Rezepte eingelöst.
Apotheker befürchten Vertrauensverlust
Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, beklagt den Schaden, der durch den Vertrauensverlust entstanden sei. Viele Patienten seien davon überzeugt gewesen, dass die Apotheke Schuld an den technischen Problemen war. Trotzdem kommt es für die Kunden immer noch zu Verzögerungen, wenn das E-Rezept von den Ärzten nicht zeitnah signiert und damit für die Apotheken abrufbar ist.
Verzögerungen durch digitale Signaturen
Es gibt zwei verschiedene Verfahren, mit denen E-Rezepte vom Arzt signiert werden können - mit der Komfortsignatur und der Stapelsignatur. Bei der Komfortsignatur können die Rezepte digital direkt unterzeichnet werden. Der Vorteil: Ärzte und Praxismitarbeiter können das Rezept sofort in die Cloud hochladen und die Apotheken das Rezept dann sofort abrufen.
Bei der sogenannten Stapelsignatur werden E-Rezepte erstmal gesammelt signiert und dann zu einem bestimmten Zeitpunkt gleichzeitig in die Cloud hochgeladen – also zum Beispiel erst am späten Nachmittag. Ein Patient, der am Vormittag bei seinem Arzt war und anschließend direkt in die Apotheke geht, hat dann das Problem, dass sein Rezept noch nicht abrufbar ist.
Landesapothekerverband empfiehlt Komfortsignatur
Aus diesem Grund fordert der Landesapothekerverband Baden-Württemberg die niedergelassenen Ärzte dazu auf, möglichst konsequent die Komfortsignatur zu nutzen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nutzt der überwiegende Teil der Ärztinnen und Ärzte bereits die Komfortsignatur.
Einer der möglichen Gründe dafür, dass noch nicht alle Praxen die Komfortsignatur nutzen seien Mehrkosten, die mit diesem Verfahren entstehen könnten. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg auf SWR Anfrage mit. Und nicht jeder Arzt sei dazu bereit, diese zu tragen. Patienten müssen sich also darauf einstellen, dass sie ihr E-Rezept auch in Zukunft mit unter nicht beim ersten Versuch einlösen können.
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