Das Online-Geschäft mit Medikamenten wächst - auch dank des E-Rezepts. Ein Apotheker aus Pforzheim will jetzt mit einer eigenen App mitverdienen.
Christian Kraus betreibt in Pforzheim vier Apotheken. Doch aus seinem Zentrallager im Stadtteil Brötzingen werden heute auch Päckchen in die gesamte Republik verschickt. Dank einer App, die Christian Kraus selbst entwickeln ließ und erst vor wenigen Wochen auf den Markt brachte.
Viel Zeit und viel Geld habe er investiert, erzählt der 47-Jährige. Doch der Aufwand habe sich gelohnt. Rund eine halbe Million Mal wurde die App mittlerweile heruntergeladen, erzählt er stolz. Dass sich der Erfolg so rasch einstellt, damit habe er selbst nicht gerechnet.
Deutschlandweite Lieferungen aus Pforzheim
Im Brötzinger Lager machen drei Mitarbeiterinnen den ganzen Tag nichts anderes, als Päckchen zu packen. Jeden Tag in dreistelliger Höhe, erzählt Vanessa Steinhauer, die gerade eine Bestellung aus dem niedersächsischen Oyten bearbeitet. Andere Sendungen gehen nach Kiel und Konstanz, nach Mannheim und München.
Schnell, unkompliziert und praktikabel sei das Bestellen mit seiner App, erklärt sich Christian Kraus den Erfolg. Das E-Rezept einfach mit dem Smartphone einscannen und schon lande die Bestellung hier in Pforzheim. 98 Prozent aller gängigen Medikamente könne er innerhalb eines Tages ausliefern, sagt Kraus.
Im Portfolio finden sich selbst hergestellte Rezepturen ebenso wie Arzneien, die gekühlt werden müssen. Für letztere werde ein darauf spezieller Dienstleister beauftragt.
Mit seinem neuen Geschäftszweig will Kraus als Apotheker vor Ort ein kleines Stück vom milliardenschweren Onlinekuchen abbekommen. Er beschäftigt in seinen vier Geschäften rund 50 Angestellte. Schließlich schaffe er hier in Deutschland Arbeitsplätze, besetze Notdienste und zahle Steuern.
Beratung von Apotheker für Kunden nicht ersetzbar
Gerade holt ein langjähriger Kunde eine Bestellung ab. Auch er habe sich die App von Christian Kraus inzwischen heruntergeladen, erzählt er. In Verbindung mit dem E-Rezept sei das eine tolle und einfache Sache. Wenn das irgendwann mal überall gut laufe, würden Kassen und Versicherte sich auch viel Geld sparen, gibt er sich optimistisch.
Er werde dennoch weiterhin auch hierher in die Apotheke kommen. So wie die meisten seiner Kunden, glaubt Apotheker Kraus. Denn auch in Zukunft bleibe er neben dem Hausarzt auch persönlicher Ansprechpartner für Wehwehchen und Gesundheitsfragen aller Art.
Immer wieder höre er: "Mein Arzt hat doch keine Zeit." Dann sei auch der Apotheker als "Erste Hilfe" gefragt. Wie funktioniert ein Penicillin-Pen, wie ein Asthma-Spray - das könne man auch in Zukunft nur "offline" zeigen, sagt Christian Kraus.
Den Online-Handel sieht er als Ergänzung, der vor allem für Menschen in ländlichen Regionen sinnvoll sei. Dort sei häufig in weitem Umkreis keine Apotheke mehr zu finden. "Und hier sind wir das Modell, das den Menschen auch weiterhin ihr Medikament bringt."
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