Ausgediente Smartphones, ein Laptop mit kaputtem Display oder ein alter Bohrmaschinen-Akku: Wahrscheinlich hat jede und jeder Elektroschrott zu Hause. Und damit wertvolle Rohstoffe.
In den Schubladen und Schränken vieler Bürgerinnen und Bürger im Land schlummern wahre Schätze: alte, ausgediente Smartphones und andere Elektrogeräte. Würden alle Handys und Smartphones, die in Deutschland ungenutzt herumliegen, recycelt, würden die gewonnenen Materialien den Bedarf für alle neuen Smartphones der nächsten zehn Jahre decken. Das zeigt eine Anfang 2023 veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Dieses "Urban Mining" genannte Konzept könnte dabei helfen, Deutschland unabhängiger zu machen von Lieferungen kritischer Rohstoffe aus anderen Nationen. Insbesondere von solchen autokratischer Regime wie China - und Aserbaidschan, das nicht nur Menschenrechte missachtet sondern auch Bundestags- und Europaabgeordnete bestochen hat, wie die vom SWR produzierte ARD-Doku "Am Abgrund" zum gleichnamigen ARD-Spielfilm (ab Freitag, 1. März, in der ARD-Mediathek) zeigt.
Hunderte Millionen Altgeräte in Schubladen und Schränken
Etwa 300 Millionen Altgeräte werden in Deutschland derzeit gehortet. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Digitalverbands Bitkom auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, die im Dezember 2022 veröffentlicht wurde. Darunter sind schätzungsweise rund 210 Millionen Handys oder Smartphones, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets.
Würde man zum Beispiel die Rohstoffe aus allen Alt-Handys und Smartphones recyceln, wären das etwa 6.600 Tonnen Aluminium, 1.400 Tonnen Kobalt, 180 Tonnen Lithium, 140 Tonnen Magnesium, 60 Tonnen Titan sowie Phosphor, Tantal, Platin-Metalle oder Seltene Erden. In vergleichsweiser kleiner Menge, aber umso wertvoller: Gold ist mit einem geschätzten Gewicht von 3 Tonnen in den 210 Millionen deutschen Alt-Handys und Alt-Smartphones vorhanden. Allein der Wert der Rohstoffe wird demnach auf rund 240 Millionen Euro geschätzt.
Dass auch die Förderung von Rohstoffen wie Lithium in BW möglich wäre, haben Forscher des KIT nachgewiesen:
Bedarf für Batterien ist riesig Forscher des KIT: Nachhaltige Förderung von Lithium in der Region
Im Oberrheingraben kann über mehrere Jahrzehnte zuverlässig Lithium gefördert werden. Das haben Forscher des KIT herausgefunden. Der Rohstoff Lithium ist heiß begehrt.
Elektroschrott birgt auch Gefahren
Doch nicht nur deswegen kann es sinnvoll sein, ausgediente oder defekte Geräte fachgerecht zu entsorgen. Von alten Lithium-Ionen-Akkus aus Smartphones, Powerbanks oder von Heimwerkergeräten oder E-Zigaretten - kurz: alles, was einen Akku hat -, geht oft auch eine Brandgefahr aus. Das weiß Christian Emrich, Branddirektor der Feuerwehr München, der die Macher der Doku von "Am Abgrund" bei den Dreharbeiten und der Recherche unterstützt hat.
Besonders vorsichtig sollten ältere Akkus geladen werden, da sie teilweise sehr heiß werden könnten, sagt Emrich. Gefährlich seien zudem mechanische Einwirkungen wie Druck und Stöße oder andere Beschädigungen. Alte Geräte sollten daher besser nicht in Schubladen unter anderem Material gelagert werden. Noch besser aber sei es, ausgediente Geräte zum Recycling zu bringen.
Wo Elektrogeräte zurückgegeben werden können
Die Abgabe von alten Elektrogeräten ist in Baden-Württemberg nur mit wenig Aufwand verbunden. Denn sie ist im Grunde überall dort möglich, wo Elektrogeräte auch gekauft werden können. Also im Fachhandel, in Supermärkten, auf Wertstoff- oder Recyclinghöfen. Allerdings müssen die Märkte eine bestimmte Mindestgröße überschreiten, erst dann werden sie dazu verpflichtet.
Einen guten Überblick bietet hierzu auch eine Broschüre des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg:
Unsere Elektro-Geräte: Wie aus Schätzen Schrott und wieder Schätze werden
Für manche vielleicht noch komfortabler ist das Recycling "per Post". Denn auch Online-Recyclingdienste ermöglichen es, alte Geräte einzuschicken. Dort werden sie anschließend geprüft, denn möglicherweise sind die Geräte auch noch brauchbar oder mit geringem Aufwand zu reparieren - und können so umwelt- und ressourcenschonend wiederverwendet werden. Dann wären sie auch abseits ihrer Rohstoffe noch von Nutzen.
Daten vorher richtig löschen
Sofern sich sensible Daten auf den Geräten befinden, empfiehlt die Verbraucherzentrale dringend, die Daten vorher zu löschen. Dies ist per spezieller Software möglich, die die Daten mehrfach überschreibt und so eine Wiederherstellung unmöglich macht. Noch sicherer aber ist physikalische Vernichtung.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt: "Richten Sie am Objekt möglichst maximalen Schaden an. Seien Sie dabei jedoch vorsichtig und ziehen Sie sich entsprechende Schutzkleidung an." Weitere wertvolle Tipps zum Löschen von Daten gibt es auf der Webseite des BSI.