Rund um die Fußball-EM gibt es diverse Sportwetten. Das Sportereignis könnte für Wettsüchtige zum großen Problem werden, warnen Experten. Sie fordern strengere Regeln.
Kurz vor dem Auftakt der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland warnen Suchtexperten vor den Schattenseiten des Turniers. "Wenn das Fußballfieber steigt, steigt auch das Wettfieber", sagt Dorothea Aschke von der Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg. Die Forschung zeige, dass fast die Hälfte aller Sportwetter auch ernsthafte Suchtprobleme entwickelten. In Baden-Württemberg sei von rund 46.000 Betroffenen auszugehen.
SWR-Reporter Ruben Moratz hat mit einem Mann gesprochen, der durch seine Sportwettensucht richtig viel Geld verloren hat:
Die Zahl der Süchtigen nach Sportwetten ist laut Expertinnen und Experten in den vergangenen Jahren nahezu explodiert. Einen Grund sehen sie in der ständigen Verfügbarkeit der Wetten etwa auf dem Smartphone. Die Suchthilfeberater fordern auch deshalb strengere Regeln für Sportwetten - insbesondere beim Jugendschutz. Werbung für Sportwetten durch Promis, auf Fußballtrikots und in den Sozialen Medien richte sich vor allem an jüngere Menschen. "Jugendschutz ist hier Fehlanzeige." Besonders anfällig für Wett-Suchtprobleme seien junge Männer und junge Erwachsene mit Migrationsgeschichte.
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Sportwetten gelten offiziell nicht als Glücksspiel
Es sei höchste Zeit, Sportwetten zu entzaubern, sagte Aschke. "Sportwetten sind Wetten und kein Sport." Genau das werde aber in der Sportwetten-Werbung suggeriert. Die Landesstelle für Suchtfragen fordert deshalb, Sportwetten den Regeln des Glücksspiels zuzuordnen, um zumindest einen Hebel für Jugendschutz und Werbeeinschränkungen zu haben.
Kritik gibt es daran, dass die Landesregierung ihre Fördermittel für Suchtberatung seit 25 Jahren nicht erhöht hat. Das komme einer versteckten Kürzung gleich, so Aschke. Die Situation der Beratungsstellen sei dramatisch, Stellen müssten abgebaut werden. Das führe angesichts der steigenden Nachfrage zu einer explosiven Lage.
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Bei rund 1,3 Millionen Menschen dreht sich alles ums Spielen
In Deutschland gibt es laut Glücksspielatlas 2023 rund 1,3 Millionen Menschen, bei denen sich das Leben fast nur noch ums Spielen dreht. Bei ihnen besteht eine sogenannte Glücksspielstörung. Die Folgen der Sucht können schwerwiegend sein: Verschuldung, Verlust von Job und Familie, Beschaffungskriminalität, gesundheitliche Schäden bis hin zur Suizidalität. Weitere 3,3 Millionen Menschen zeigen laut Glücksspielatlas ein riskantes Spielverhalten mit ersten Anzeichen für eine Sucht, etwa entzugsähnliche Erscheinungen, wenn nicht gespielt wird. Die Daten stammen aus einer Befragung von 2021.
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