Viele Krankenkassen haben derzeit Computerprobleme - auch in Baden-Württemberg. Der Grund dafür ist ein Hackerangriff bei einem IT-Dienstleister. Langsam entspannt sich aber die Lage.
Ein Hackerangriff beim IT-Dienstleister Bitmarck führt bereits seit Donnerstag zu technischen Problemen bei etlichen Krankenkassen in Baden-Württemberg. Offiziell heißt es von dem betroffenen Unternehmen: Es gebe technische Störungen im Tagesgeschäft, weil eine Cyberattacke abgewehrt werde. Der Dienstleister arbeite weiter mit Hochdruck an der Bekämpfung des Angriffs und habe als Vorsichtsmaßnahme aktiv Kundinnen und Kunden sowie interne Systeme vom Netz genommen. Den von der Cyberattacke betroffenen IT-Dienstleister nutzen 80 von 96 gesetzlichen Krankenkassen.
Krankenkassen in Baden-Württemberg betroffen
Gesetzliche Krankenversicherungen sind von den Sicherheitsmaßnahmen unterschiedlich betroffen. Die Einschränkungen werden aber gelockert und schrittweise weitere Services freigeschaltet, so Bitmarck. Im Laufe des Freitags sollten die meisten Systeme wieder nutzbar sein.
Störungen melden unter anderem die Betriebskrankenkassen von Bosch, die Debeka BKK und auch die Mercedes-Benz BKK. Die Auswirkungen sind dabei unterschiedlich. So heißt es beispielsweise auf der Internetseite der Mercedes-Benz BKK, dass es aufgrund einer technischen Störung vorübergehend zu Beeinträchtigungen beim Versand beziehungsweise Empfang von elektronischen Heil- und Kostenplänen, elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und elektronischen Gesundheitskarten komme. Ähnliches steht etwa auch auf der Seite der BKK Freudenberg mit Sitz in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis). Dort heißt es außerdem, dass man mit Hochdruck an einer Lösung arbeite. Teilweise seien die Kassen aber gar nicht erreichbar, das meldet beispielsweise die Siemens-Betriebskrankenkasse.
Kundendaten nicht betroffen
Der Vorstandsvorsitzende des Betriebskrankenkassen Dachverbands BKK, Franz Knieps, entschuldigte sich bei den Kundinnen und Kunden für die Unannehmlichkeiten. Die betroffenen Kassen würden alle Anstrengungen unternehmen, die bestehenden Kommunikationskanäle offenzuhalten und neue Möglichkeiten für den Kundenkontakt zu finden. "Die gute Nachricht ist bei all diesen Schwierigkeiten, dass es bisher keine Anzeichen für einen Eingriff in die sensiblen Versichertendaten von außen gegeben hat", sagte Knieps am Freitag.
Mögliche Folgen: Kranken- und Pflegegeld wird zu spät ausgezahlt
Neben Krankenkassen sind auch Arztpraxen vom Hackerangriff betroffen. So kann es bei elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen Verzögerungen geben. Auch bei Apotheken, für die der IT-Dienst zuständig ist, kann es zu technischen Problemen kommen. Auswirkungen spüren vor allem Menschen, die zum Monatswechsel Kranken- oder Pflegegeld ausgezahlt bekommen sollten. Auch da sind Verzögerungen denkbar.
Nicht der erste Hackerangriff auf IT-Dienstleister Bitmarck
Der IT-Dienstleister Bitmarck war bereits Anfang des Jahres von einem Cyberangriff betroffen. Damals wurden sogar Daten von Versicherten - also Namen und Versichertennummern - abgegriffen. Diesmal sagt der IT-Dienstleister, gebe es aber keine Hinweise auf Datenklau. Seit Beginn der Sicherheitsmaßnahmen seien keine neuen Aktivitäten der Angreifer mehr zu verzeichnen.
Wer hinter dem Hackerangriff steht, ist bislang offenbar noch unklar. Unterstützt wird Bitmarck bei der Aufarbeitung des Vorfalls unter anderem durch Spezialistinnen und Spezialisten des Landeskriminalamts (LKA).