Ein Hitzeaktionsplan soll Kommunen künftig auf Hitze und Trockenheit vorbereiten. Nach einem weiteren Rekordsommer wird die Dringlichkeit immer deutlicher.
Beim nächsten Treffen der Umweltämter im September steht laut Städtetag das Thema Hitzeaktionspläne auf der Tagesordnung, teilte eine Sprecherin am Dienstag in Stuttgart mit. Denn viele Städte wollten sich auf den Weg machen, solche Pläne zu erstellen oder seien schon dabei.
Anpassungen an Hitze und Trockenheit durch den Klimawandel
Hitzevorsorge und Klimawandelanpassung seien bisher vielerorts noch nicht so intensiv behandelt worden, erklärt der Kommunalverband in seiner Mitteilung.
Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes sieht das ähnlich. Die Kommunen haben laut Matzarakis mittlerweile ein Bewusstsein für das Thema Hitze. Es hapere aber noch bei der Umsetzung, sagte der Biometeorologe der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen brauche es Personal, da die Vorhaben oft sehr viele Maßnahmen umfassten. Zum anderen müsse auch die Wirksamkeit überprüft werden. Nur einen Trinkbrunnen zu bauen helfe nicht, wenn es am Bedarf vorbeigehe.
Städte in BW unterschiedlich weit bei Hitze-Maßnahmen
Wie viele Kommunen im Land bereits einen Hitzeaktionsplan erstellt haben, ist derzeit weder dem Städtetag noch dem Landkreistag Baden-Württemberg bekannt. Zu den wenigen Städten in Baden-Württemberg, die einen solchen Plan bereits vorzeigen können, gehört etwa Mannheim.
Der Plan der Quadratestadt beinhaltet laut einem Sprecher ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Von einer Übersicht mit kühlen Orten in der Stadt über die gezielte Ansprache von durch Hitze besonders gefährdeten Gruppen bis hin zu baulichen Maßnahmen soll der Hitze begegnet werden. Beispielsweise will man in Mannheim vermehrt Trinkwasserspender in der Innenstadt installieren.
Obdachlose sind der Hitze besonders ausgesetzt. In Mannheim machen Hitzerucksäcke die Temperaturen erträglicher:
FDP: Land muss Kommunen bei Stadtentwicklung unterstützen
Der klimapolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Daniel Karrais, begrüßte die geplanten Maßnahmen der Städte, forderte aber zugleich: Die Landesregierung müsse die Kommunen bei der klimaangepassten Stadtentwicklung unterstützen. Aus seiner Sicht behandele das Land das Thema Klimaanpassung immer noch stiefmütterlich und verzettele sich in kleinteiligen Klimaschutzzielen sowie "unrealistischen Ausbauplänen zur Windkraft oder dirigistischen Maßnahmen".
Als Beispiel nannte Karrais auch die Photovoltaik-Pflicht für Privathäuser. Diese gilt in Baden-Württemberg seit Mai für alle neuen Wohngebäude. Ab Januar 2023 greift diese Pflicht laut Gesetzgeber auch bei allen grundlegenden Dachsanierungen.