Die Vogelgrippefälle in und um Karlsruhe nehmen zu. Aber Zoodirektor Matthias Reinschmidt bleibt noch entspannt. Der Zoo habe viel aus der letzten Epidemie gelernt, erklärt er im SWR Interview.
SWR Studio Karlsruhe: Herr Reinschmidt, wie groß schätzen Sie die Gefahr Vogelgrippe im Moment ein?
"Die Gefahr der Vogelgrippe war noch nie in Deutschland so groß wie jetzt. Muss man wirklich sagen. Wir haben überall Ausbrüche der Vogelgrippe und wir haben ja jetzt in Karlsruhe auch einen Wanderfalken gefunden, der die Vogelgrippe hatte. Gott sei Dank haben wir bisher in unserem Zoo noch keinen neuen Fall gehabt. Aber auch bei uns leben natürlich Wildvögel, da kann man so etwas nie ausschließen. Die Gefahr ist im Zoo genau so groß, wie irgendwo an einem Stadtsee oder sonst irgendwo draußen in den Rheinauen. Überall gibt es Wildvögel, und überall kann die Vogelgrippe ausbrechen."
Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass wir hier im Karlsruher Zoo einen großen Ausbruch hatten, kann man sich da vernünftig vorbereiten?
"Wir waren letztes Mal überrascht von der Größe des Ausbruchs in unserem Zoo. Wir hatten über 90 positive Tiere und damit den größten Ausbruch in einem Zoologischen Garten überhaupt in Deutschland.
Vorbereiten kann man sich schon mit ein paar Schutzmaßnahmen. Aber die sind einfach nur prophylaktisch. Wirklich ausschließen, dass die Vogelgrippe wieder zurückkommt in unserer Anlage, das kann man nicht. Wir haben jetzt ein paar Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So haben wir beispielsweise vor unserem Exotenhaus Desinfektionsmatten ausgelegt, damit man das Virus nicht an den Füßen mit hineinträgt.
Wir hatten ja den Ausbruch im vergangenen Jahr vor allem bei unseren Pelikanen. Da haben wir jetzt Schutz-Maßnahmen ergriffen und Anfang Dezember die Tiere vorsichtshalber schon aufgestallt. Das bedeutet, wir haben die Vögel reingenommen. Und ich darf auch ein positives Fazit ziehen, denn wir haben einen jungen Pelikan in diesem Winterquartier bekommen. Die Vögel haben einfach angefangen zu brüten, und jetzt haben wir einen kleinen Pelikan. Das ist auch ein positiver Aspekt der Aufstallung.
Außerdem machen wir gerade eine Art Säuberungsaktion unseres "Affensees". Der liegt direkt neben dem Affenhaus und heißt deshalb so. Auch dort haben wir die Wasservögel aufgestallt, weil wir dort ohnehin jedes Jahr eine Reinigung vornehmen."
Ist die Vogelgrippe eigentlich immer tödlich?
"Wir haben ja gerade bei dem Ausbruch im letzten Jahr bewiesen, dass die Vogelgrippe nicht immer tödlich ist. Von unseren 90 positiv getesteten Tieren sind 27 gestorben. Der Rest ist wieder geheilt. Da haben wir gezeigt, dass vielleicht ein Drittel der Tiere bei so einer Epidemie stirbt, aber zwei Drittel bilden Antikörper und werden wieder gesund. Das war die positive Erkenntnis aus der ganzen Sache.
Wir haben natürlich auch gesehen, dass bei verschiedenen Vogelarten das Virus ausbricht und eine hohe Letalität zur Folge hat, also viele Todesfälle innerhalb einer Art. Andere Gänsearten hatten wir, die waren positiv, aber nicht ein Tier ist gestorben. Solche Entwicklungen kann man sehen, wenn man das wissenschaftlich begleitet. Das Virus wurde aus einer Einheit nicht in die nächste getragen, und so hatten wir in unseren 25 aufgestallten Einheiten lediglich drei positive Fälle."
Zu den Arten, die besonders gefährdet sind, gehören vor allem die Pelikane?
"Alle Wasservögel sind besonders gefährdet. Dort finden wir aktuell wieder die ersten Ausbrüche. Wir haben beispielsweise gerade am Rhein mehrere kranke Möwen. Die haben wir Gott sei Dank hier im Karlsruher Stadtgebiet noch nicht gefunden. Aber wir haben natürlich einen Flug von Entenvögeln und Gänsen in den Zoologischen Stadtgarten hinein.
Glücklicherweise haben wir bisher keinen Todesfall bei uns entdeckt. Trotzdem bleiben wir weiterhin besonders vorsichtig, denn Wildvögel könnten auf unserem Gelände sterben oder das Virus einschleppen, wenn sie neben einem unserer Wasservögel sitzen und das Virus übertragen. Durch Kot und durch solche Kontakte kann da immer was passieren."