Alles was bei Ausgrabungen im Land gefunden wird und wichtig ist, landet im Zentralen Fundarchiv in Rastatt. Dort werden die unterschiedlichsten archäologischen Objekte gelagert.
Eine Ausgrabungsstelle, irgendwo in Baden-Württemberg: abgesteckte Flächen, eingeteilt in Quadranten. Archäologinnen und Archäologen graben, bergen Fundstücke, die sie vorsichtig freilegen. Alle gefundenen archäologischen Objekte, zum Beispiel uralte Steinfiguren, frühzeitliche Speerspitzen oder Tonkrüge aus der Keltenzeit kommen ins Zentrale Fundarchiv nach Rastatt.
Millionen Fundstücke lagern im Zentralen Fundarchiv in Rastatt
Eineinhalb Meter dicke Mauern hat das zweistöckige Fundarchiv, ein ehemaliges Militärlazarett aus dem 18. Jahrhundert. Es ist stattliche 170 Meter lang, drinnen rund 6.000 Quadratmeter groß. In den langen Gängen schieben immer wieder Mitarbeiter Rollwagen, darauf graue Kartons mit Tausenden von archäologischen Fundstücken. Wird auf der Ausgrabung entschieden, dass ein Fundstück als "historische Quelle" dienen kann, kommt es nach Rastatt - egal ob Keramikscherbe, Steindenkmal oder Münze.
Die ältesten Stücke, die in verschiedenen Räumen, auf Regalen, Paletten und in Schubladen lagern, sind Faustkeile aus der Altsteinzeit, circa 10.000 vor Christus. Die jüngsten Schätze aus Grabungen sind Münzen aus dem 20. Jahrhundert. Rund 80.000 einzelne Teile sind schon erfasst, mehrere Millionen Einzelfunde sind noch nicht inventarisiert.
Zeugen vergangener Zeiten einordnen
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Melina Rigakis sitzt an einem Tisch, vor sich in einer roten Plastikwanne drei kleine Öllämpchen. Ihre Aufgabe: die archäologischen Fundstücke digital erfassen, vermessen, wiegen, einordnen und Informationen finden. Sie recherchiert, ob sie sie genauer datieren kann und wo sie herkommen.
Ein paar Räume weiter befindet sich die Restaurierungswerkstatt: ein Tisch, viele Pinsel, ein Mikroskop, Skalpell, Bürstchen, Zahnarztgerätschaften, Klebstoff. Archäologin Marion Riebschläger bereitet eine über 2.000 Jahre alte Flasche aus Ton für eine Ausstellung vor.
Viele Scherben hat die Archäologin bereits zusammengeklebt. Mit Acrylglas konstruiert sie eine Stütze, weil das uralte Fundstück instabil ist.
Ein Hort für die Schätze aus der Erde
In über 60 sogenannten Magazinräumen lagern im Zentralen Fundarchiv auf Schwerlastregalen all die Fundstücke, die zugewiesen worden sind vom Landesamt für Denkmalpflege. Da gibt es bearbeitete Holzstämme, Figuren aus Stein, Keramikgefäße oder auch Besen aus Pflanzenresten, Kämme aus Knochen und Schmuck aus Glas. In einem klimatisierten Sondermagazin werden ausschließlich Fundstücke aus Metall aufbewahrt.
Die Vergangenheit ist wichtig für die Zukunft
Der Archäologe und Leiter des Zentralen Fundarchivs, Martin Kemkes, erklärt, sein Haus sammele seit 1999 alles, was bei Ausgrabungen gefunden wird und historisch bedeutsam ist. Die Räumlichkeiten im ehemaligen Militärlazarett reichen voraussichtlich noch für die nächsten fünf bis sechs Jahre. Mittelfristig braucht das Fundarchiv aber mehr Platz, zumal pro Jahr etwa 3.500 Kartons mit neuen Fundstücken aus Grabungen dazukommen.
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