Reparieren statt neu kaufen liegt im Trend. Das merken Ehrenamtlichen die Gebrauchsgegenstände wieder in Stand setzen. Auch in Mühlacker-Dürrmenz, im Repair-Café im Gemeindehaus.
Kaffeemaschine kaputt? Am besten entsorgen und eine Neue kaufen. Reparieren lohnt sich nicht, viel zu teuer. Viel zuviel Müll sind die negativen Folgen. Doch es gibt auch einen Gegentrend. In sogenannten Repair-Cafès bringen Ehrenamtliche Geräte, die nicht mehr funktionieren, wieder auf Vordermann oder versuchen es zumindest. Seit gut fünf Jahren gibt es so einen Ort auch in Mühlacker-Dürrmenz.
Im Reparatur-Café im St. Andreas-Gemeindehaus schraubt Wilfried Funk eine Personenwaage auf. Ein ganz fieses Ding. Denn die Waage verpasst ihrer Besitzerin Claudia Lutz seit einiger Zeit deutlich mehr Pfunde, als ihr lieb ist. "Auf ihr wiege ich 200 Kilo mehr“, erzählt sie lachend. Und hofft, dass Wilfried Funk ihr helfen kann, dass die Waage bald wieder die Wahrheit verkündet.
Repariert wird alles außer Großgeräten
Zumindest bei der elektrischen Gartensäge eines älteren Herrn war der ehemalige Informatiker schon erfolgreich. Obwohl erst fünf Jahre alt, sei sie nicht mehr angesprungen, erzählt er. Ein paar Handgriffe später ist das Problem behoben: lediglich ein Schalter war defekt. Es funktioniere wieder einwandfrei, freut sich Funk, und ist überzeugt das das Gerät jetzt wieder ein paar Jahre laufe.
Sechs Reparateure schrauben, bohren und löten im evangelischen Gemeindezentrum Dürrmenz den ganzen Abend, was das Zeug hält. In vielen Fällen mit Erfolg, so auch bei der 60 Jahre alten Nachttischlampe einer älteren Dame. Reinhold Enders hat den Wackelkontakt im Schalter rasch entdeckt und die Besitzerin nimmt ihr antikes Lämpchen glücklich mit nach Hause.
Andrang führt zu stundenlangen Wartezeiten
Fast alle seien sie Handwerker oder Ingenieure im Ruhestand, erzählt der Leiter des Repair-Cafés, Gerhard Weiß. Außer Großgeräten würden sie alles reparieren: Bügeleisen und Staubsauger genauso wie Plattenspieler und alte Radiogeräte. Der Service ist gratis, Spenden nimmt das Team aber gerne entgegen. Damit unterstütze man zum Beispiel die örtlichen Pfadfinder.
Um die 30 Besucher zählt das Repair-Café an diesem Abend. Alle zwei Monate hat es an zwei Tagen geöffnet – mit wachsendem Zuspruch. Beim letzten Termin vor Weihnachten seien sie förmlich überrannt worden, sagt Gerhard Weiß. Es habe stundenlange Wartezeiten gegeben. An manchen Terminen hätten sie auch schon Leute abweisen müssen.
Was den ehrenamtlichen Reparaturtrupp eint, sei die Freude am Basteln und der Wunsch, etwas gegen die wachsende Müllflut zu tun. Das hat auch Claudia Lutz im Sinn, die Frau mit der kaputten Waage. Klar könne sie das Teil auch neu kaufen, sagt sie, aber es gehe doch darum, dass man nicht so viel wegwerfe. Doch leider muss Wilfried Funk in diesem Fall kapitulieren. Die Waage sei zu verbaut, da komme man nicht ran. Um eine neue Waage kommt die Besitzerin also nicht herum. Aber, so meint sie, sie habe es ja wenigstens probiert.