Vor dem Landgericht Karlsruhe hat am Montag der Prozess um die Geiselnahme in einer Apotheke im März begonnen. Fünf Stunden lang hatte sich ein heute 21-Jähriger damals verschanzt.
Der 10. März 2023 ist auch heute noch vielen Menschen in Karlsruhe im Gedächtnis: Am späten Freitagnachmittag verschanzte sich ein heute 21-jähriger Mann mit mehreren Menschen in einer Apotheke in der Karlsruher Innenstadt. Über Stunden war die Gegend um das Kongresszentrum weiträumig abgeriegelt. Am Montag hat der Prozess vor dem Karlsruher Landgericht begonnen.
Angeklagter will sich zu Tat äußern
Der 21-Jährige nahm zu Beginn der Verhandlung gefasst und ohne Regung auf der Anklagebank Platz. Der Prozess vor der Jugendkammer begann mit der kurzen Verlesung der Anklageschrift. Darin wurden weitere Details über den mutmaßlichen Ablauf der Tat beschrieben. So soll der Angeklagte während der Geiselnahme immer wieder Schüsse mit einer Schreckschusspistole abgefeuert haben, um den Druck zu erhöhen. Zwei der Opfer seien bis heute arbeitsunfähig, so die Staatsanwältin. Die Pistole soll der Mann am Morgen vor der Tat gekauft haben.
Er habe die Zahlung von sieben Millionen Euro sowie Kontakt zu seiner Ex-Freundin gefordert, so die Anklage. Der Angeklagte reagierte während der Verlesung nicht. Er wolle sich am nächsten Verhandlungstag, dem 19. Februar, zur Tat äußern, so sein Verteidiger. Angaben zur Person machte er am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Angeklagter erlebte Gewalt in seiner Jugend
Das Persönlichkeitsrecht eines Heranwachsenden sei in diesem Fall wichtiger als das große öffentliche Interesse, so die Vorsitzende Richterin. Der Angeklagte war zur Tatzeit 20 Jahre alt. Sie begründete den Ausschluss der Öffentlichkeit ausführlich und verwies auf problematische Familienverhältnisse des Angeklagten und Gewalterfahrungen in seiner Jugend. Der Angeklagte ist einschlägig vorbestraft und sitzt deswegen eine Haftstrafe ab.
Das Gericht werde im Laufe des Verfahrens immer wieder neu entscheiden müssen, ob die Öffentlichkeit zugelassen werden kann oder nicht, hieß es. Insgesamt sind für den Prozess zunächst sechs Verhandlungstage angesetzt.
Nach Tat im März Geiselnahme in Apotheke: Staatsanwaltschaft Karlsruhe erhebt Anklage
Die Karlsruher Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen einen 21-jährigen Mann. Er soll im März mehrere Menschen in einer Apotheke als Geiseln genommen haben.
Die Fakten zum Prozessauftakt
- Das wird dem Tatverdächtigen vorgeworfen
- So läuft der Prozess vor dem Landgericht Karlsruhe ab
- Warum wird vor der Jugendkammer verhandelt
- So lief die Geiselnahme am 10. März ab
Das wird dem mutmaßlichen Geiselnehmer vorgeworfen
Der 21-jährige Tatverdächtige muss sich laut Staatsanwaltschaft unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs und Geiselnahme vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten. Über die Motive des mutmaßlichen Täters ist bislang wenig bekannt. Dies soll im Laufe des Prozesses geklärt werden. Der Polizei war der vorbestrafte Mann bereits wegen verschiedener Eigentums- und Gewaltdelikte bekannt.
So lief die Geiselnahme am 10. März rund um die Congress-Apotheke ab
Kurz vor 16:30 Uhr am 10. März 2023 betrat der mutmaßliche Geiselnehmer laut Staatsanwaltschaft maskiert und mit einer geladenen Schreckschusswaffe in der Hand die Congress-Apotheke in Karlsruhe. Der Angeklagte soll unmittelbar danach zwei Schüsse abgegeben haben und drei Personen in einen Nebenraum gebracht und dort festgehalten haben. Einer von ihnen konnte kurze Zeit später fliehen. Acht weitere Personen hielten sich zu dem Zeitpunkt im hinteren Teil der Apotheke auf.
Großräumige Absperrung der Karlsruher Innenstadt
Der Bereich um die Apotheke wurde von zahlreichen Polizeikräften weiträumig abgesperrt. Für Anwohner, die nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten, wurde eine Anlaufstelle eingerichtet.
Geiselnehmer forderte Millionensumme als Lösegeld
Im weiteren Verlauf des Abends soll der Angeklagte eine Geldzahlung in Höhe von sieben Millionen Euro und später den Kontakt zu einer Person aus seinem Umfeld gefordert haben. Er hatte zwischenzeitlich damit gedroht, Geiseln zu töten, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden.
Kurz nach 21 Uhr: Spezialeinsatzkommando stürmt die Apotheke
Im weiteren Verlauf des Abends soll der Angeklagte eine Geldzahlung in Höhe von sieben Millionen Euro und später den Kontakt zu seiner Ex-Freundin gefordert haben. Zwischenzeitlich habe er mit der Tötung von Geiseln gedroht, falls seine Forderungen nicht erfüllt würden.
Auch am Tag nach der Geiselnahme waren die Spuren des Einsatzes in und um die Apotheke deutlich sichtbar. Der Großeinsatz vom Vortag blieb tagelang das Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt.
20-Jähriger in U-Haft Geiselnahme in Karlsruhe: Polizei hatte Live-Zugriff auf Kameras
Nach der Geiselnahme in einer Karlsruher Apotheke am Freitagnachmittag gehen die Ermittlungen der Polizei weiter. Das Motiv des 20-jährigen Tatverdächtigen ist weiter unklar.
20-Jähriger in Untersuchungshaft Geiselnahme in Karlsruhe: Lösegeld in Millionenhöhe gefordert?
Der mutmaßliche Geiselnehmer von Karlsruhe sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Bei dem Überfall auf eine Apotheke handelte er nach Angaben der Polizei offenbar alleine.
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