Eigentlich muss es in Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern gesetzlich mindestens eine Postfiliale geben. Auf dem Land wird diese Quote nicht immer erfüllt - so auch im Enzkreis.
Auf dem Land hat die Post immer weniger Filialen. Beispielsweise in Göbrichen im Enzkreis: Dort müsste es laut Gesetz eine Postfiliale geben, die es aber nicht mehr gibt. Nur im benachbarten Ortsteil Bauschlott gibt es noch den Laden von Beate Völker. Sie steht seit mehreren Jahren hinter dem Tresen und nimmt Post, Lottoscheine und Wäsche an.
Ihr kleiner Laden liegt direkt im Gebäude des Rathauses in Neulingen-Bauschlott. Es ist zwar noch früh, aber trotzdem kommen beständig Leute in ihren kleinen Laden. Der Kontakt mit den Kunden macht Beate Völker sichtlich Spaß.
Post, Wäsche, Lotto - sonst lohnt es sich nicht
Bei ihr gehen Briefe und Pakete über den Tresen. Sie ist selbstständig und hat eine Kooperation mit der Post. Ihr Laden ist etwas größer - eine sogenannte Postagentur. Nebenher nimmt sie Wäsche und Lottoscheine an und verkauft noch Grußkarten und ein paar Deko-Artikel.
Das müsse sie auch in ihrem Laden, meint Beate Völker, denn sonst würde sich das alles nicht lohnen. Reich werde sie mit Paket- und Briefannahmen jedenfalls nicht.
Wenn ich Vollzeit für Mindestlohn arbeiten gehen würde, dann hätte ich mehr.
Mangel an Post-Filialen: Problem für ältere Menschen
Als nächstes am Tresen steht Brigitte Bossert. Sie kommt aus dem Nachbarort hierher, seit es dort keine Filiale mehr gibt. Für sie ist das nicht so schlimm, denn sie sei ja noch mobil. Insgesamt sei es aber sehr zu bedauern, dass die Filiale in Göbrichen geschlossen habe, erzählt sie.
Für viele Menschen, die nicht mobil sind, [...] die sind dann etwas verlassen.
Seit Corona wesentlich mehr Pakete
Für Beate Völker wird die Arbeit immer mehr, denn ihre Filiale hat nun einen noch größeren Einzugsbereich. Das ist aber noch nicht alles.
Seit Corona ist es extrem mehr geworden mit den Retouren, weil man nicht mehr so viel in den Läden einkauft, sondern viele nur noch im Internet bestellen.
Nicht nur die viele Arbeit sei anstrengend, sondern auch die Regel, dass eine Postfiliale fast immer geöffnet sein müsse. Das heißt: Keine Schließung wegen Urlaub. Beate Völker hat in ihrer etwas größeren Postagentur noch eine Aushilfe.
Aber gerade für kleinere sogenannte "Postshops", die keine Aushilfen haben, sei die Urlaubsregel fatal. Das müsse geändert werden, meint Beate Völker. Denn so würden vielleicht wieder mehr den Mut haben, eine Postfiliale zu eröffnen.
Wie die Versorgungssituation mit Postfilialen im Südwesten ist, lesen Sie in diesem Artikel:
Deutsche Post erfüllt Vorgaben nicht Im Südwesten fehlen 32 Postfilialen: Automaten sollen helfen
Die nächste Postfiliale muss laut Gesetz gut erreichbar sein. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trifft das auf einige Standorte nicht zu. Alle Infos im Überblick.
Trotz allem: Zufriedenheit und Spaß am Job
Viel Arbeit, wenig Freizeit und nicht einmal viel Geld. Und trotzdem sagt Beate Völker überzeugt: "Ich bin zufrieden, mir macht es Spaß und ich werde noch eine Weile bleiben."
Die postalische Versorgung ist nach Angaben der Deutschen Post in Deutschland insgesamt heute besser als je zuvor. Die Zahl der nicht besetzten Post-Filialen steigt dagegen wieder an. Um dem entgegenzuwirken, sollen laut der Deutschen Post unter anderem weitere automatisierte Poststationen gebaut werden.
Kundschaft sieht Automaten skeptisch
Unter der Kundschaft von Beate Völker werden solche Automaten skeptisch gesehen, denn die schätzt den sozialen Kontakt. Und ob unter anderem ältere Menschen mit solchen Automaten klarkommen würden, sei zu bezweifeln, heißt es von Kunden.
