Egal ob Stadt oder Land, die nächste Postfiliale muss laut Gesetz gut erreichbar sein. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trifft das auf einige Standorte allerdings nicht zu.
Insgesamt 141 sogenannte Pflichtstandorte sind in Deutschland laut Bundesnetzagentur (Stand 01.07.2024) von der Deutschen Post nicht besetzt. Das sind 16 mehr als im Februar und fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Das Gesetz schreibt vor, dass die Deutsche Post in Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens eine Filiale haben muss. In Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnerinnen und Einwohnern darf die Entfernung zu einem Wohngebiet nicht weiter als zwei Kilometer sein.
Insgesamt ist die Post mit knapp 13.000 Filialen in Deutschland gut vertreten und hält sich an die gesetzliche vorgeschriebenen 12.000 Filialen. Auf dem Land sieht es allerdings oft anders aus. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind insgesamt 32 Standorte nicht besetzt.
Poststationen und neue Filialen in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg kann die Post an insgesamt 16 Standorten ihren Auftrag nicht erfüllen. Unter anderem in Bad Wimpfen, Weißbach oder Laufenbach gibt es keine sogenannte Universaldienstfiliale, die alle notwendigen Leistungen der Post abdeckt. An einigen Standorten ist aber Besserung in Sicht. Seit dem 18. Juli 2024 kann in Ausnahmefällen auch eine automatisierte Station, anstatt einer Postfiliale die Grundversorgung gewährleisten.
Beispielsweise soll in Neulingen-Göbrichen, Steinhausen an der Rottum, Ottmarsheim (Ortsteil von Besigheim) oder Roßwälden (Ortsteil von Ebersbach an der Fils) ein Postautomat die Versorgung sichern. Darüber hinaus sollen in Denkingen, Bruchsal-Obergombach, Laichingen, Langenau und Wilhelmsfeld zeitnah neue Postfilialen eröffnen. Damit würde die deutsche Post die unbesetzten Standorte in Baden-Württemberg mehr als halbieren.
Mehrere unbesetzte Pflichtstandorte in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz sind, wie auch in Baden-Württemberg 16 Pflichtstandorte unbesetzt. Anders als beim Nachbarn sind von der Post bisher keine neuen Filialen oder automatisierte Stationen geplant. So wird es für die Menschen unter anderem in Landau, Welschbillig, Reinsfeld oder Braubach weiterhin schwer, ihre Briefe und Pakete schnell auf den Weg zu bringen.
Gesetzliche Regelung nicht erfüllt Keine Postfilialen mehr in Ober-Olm und Gau-Bischofsheim
Gemeinden mit über 2.000 Einwohnern müssen laut Gesetz eine Postfiliale haben. In Ober-Olm und Gau-Bischofsheim kann die Deutsche Post diese Vorgabe aber nicht erfüllen.
Post findet kaum Filialpartner
Auf dem Land tut sich die Post immer schwerer, Partner für ihre Filialen zu finden. Durch den Strukturwandel schließen immer mehr Supermärkte, Kioske oder Krämerläden, die als Partner bereitstehen. Außerdem lohnt sich für viele Geschäfte die Kooperation mit der Post finanziell kaum.
In Schopfheim-Fahrnau fehlt schon länger eine Postfiliale Mit Wanderschuhen zur Post - auf dem Land gibt es zu wenige Postfilialen
125 Postfilialen fehlen in ganz Deutschland, denn die Post kommt ihrer Präsenzpflicht auf dem Land nicht nach. Auch Schopfheim-Fahrnau ist betroffen. Die Stadt will das ändern.
Auch die hohe Fluktuation auf dem Land sorgt für vorübergehende Versorgungsausfälle. Sobald ein Laden mit einer Postfiliale schließt, muss die Post neue Kooperationspartner finden und teils langwierige Gespräche führen. Laut Bundesnetzagentur schwanken die Zahlen deshalb stark.
Neues Postgesetz sorgt für langsamere, aber bessere Versorgung
Nach langen Beratungen hat die Bundesregierung ein neues Postgesetz auf den Weg gebracht. In Zukunft kann auch bei Zustimmung durch die Bundesnetzagentur ein Automat in einem Ort als Filiale gelten. Die automatisierten Stationen bieten fast den gleichen Service, wie die Filialen: Es können Briefmarken gekauft, Pakete frankiert und abgeschickt werden.
Die Stationen sehen aus wie DHL-Packstationen, können aber einiges mehr. Bisher gibt es deutschlandweit 700 Stück. Bis zum Jahresende sollen noch weitere 300 dazukommen. Insgesamt sollen innerhalb der nächsten Monate die 114 unbesetzten Pflichtstandorte durch neue Automaten, Genehmigungen und Filialen halbiert werden.
Das neue Postgesetz bringt aber auch Nachteile. Bisher müssen noch mindestens 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten und 95 Prozent am übernächsten Werktag beim Empfänger sein. Die Gesetzesnovelle sieht vor, dass erst am dritten Werktag 95 Prozent und am vierten Werktag 99 Prozent der Briefe zugestellt werden müssen. Im Schnitt müssen die Verbraucher also länger auf einen Brief warten als bisher. Mit einem teureren Prio-Brief lässt sich aber auch weiterhin eine schnelle Zustellung gewährleisten.
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