In der zweiten Nacht hat sich ein weiterer Aktivist den Baumbesetzern angeschlossen. Derzeit protestieren drei Frauen und zwei Männer gegen die geplante Fällung der Bäume in der Fußgängerzone.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag waren zunächst vier Aktivisten auf die Bäume in der Karlsruher Fußgängerzone geklettert und hatten dort in Hängematten die Nacht verbracht. In der vergangenen Nacht schloß sich ein weiterer Aktivist den Baumbesetzern an. Die Klimaschützer haben in rund fünf Metern Höhe Transparente in den Bäumen aufgehängt. Darauf steht unter anderem: "Karlsruher Platanen bleiben."
Besetzung mindestens bis zum Abend geplant
Mit einem Brunch, mit Kletterworkshops und mit einem offenen Plenum am Abend wollen die Aktivistinnen und Aktivisten auf ihren Protest aufmerksam machen. Wie lange sie die Bäume in der Karlsruher Innenstadt besetzt halten, steht noch nicht fest. Mindestens aber bis heute Abend, hieß es. Dann soll erneut diskutiert werden.
Baumbesetzer verweisen auf Aktivisten in Ravensburg
Die Karlsruher Baumbesetzer verweisen auf andere Aktionen, unter anderem in Ravensburg. Dort hätten sich Klimaschützer zum Teil wochenlang in von Fällung bedrohten Stadtbäumen eingenistet. Ein Baumhaus sei in Karlsruhe zunächst aber nicht geplant. Der Protest soll weiter in Hängematten stattfinden, die wie die Transparente in den Bäumen befestigt wurden.
Damit die Aktivisten nicht herausfallen, seien alle Teilnehmer mit Klettergurten angeseilt, erklärte ein Sprecher der Gruppe. Die Männer und Frauen hätten die vergangene Nacht auch angeseilt in den Platanenbäumen geschlafen.
Mit kleinen Workshops bringen die Aktivisten interessierten Passanten das Klettern bei. Zumindest das Grundprinzip, wie man sich an einem Seil hochziehen kann. Denn höher als 1,50 Meter wollen sie aus Sicherheitsgründen niemanden hochsteigen lassen. Auch sei damit nicht geplant, Passanten zum Besetzen von weiteren Platanen zu animieren. Die Polizei hatte bislang gegen diese Aktion keine Einwände.
Besetzer fordern: Stadt soll Baumfällpläne noch einmal überdenken
Die Protestierenden wollen erreichen, dass die Stadt ihre Pläne noch einmal überdenkt, die Platanen nicht fällt und eine Mischung aus alten Platanen und neuen Zürgelbäumen pflanzt.
Gegen das Fällen der Bäume gab es bisher schon mehrfach Proteste. Laut den Kritikern brauchen neuen Bäume viel zu lange, um die Alten zu ersetzen. Die Stadt Karlsruhe reagiert auf den Protest bisher nur schriftlich. In einer Mitteilung verweist sie darauf, dass die Neugestaltung und der Erhalt der Bäume nicht miteinander vereinbar sind.
Gemeinderat entscheidet sich im Dezember gegen die Platanen
Für die geplante Erneuerung von Leitungen und Kanälen müsste womöglich viel Wurzelwerk der Bäume gekappt werden, so die Stadt. Außerdem habe es schon eine intensive Diskussion um das Thema gegeben. Erst im Dezember letzten Jahres hat der Gemeinderat für die Neugestaltung gestimmt und damit auch das Fällen der 50 Platanen beschlossen. Im Frühling begannen die Bauarbeiten. Kurz danach fielen die ersten Bäume.
Dafür sollen 80 neue Bäume gepflanzt werden. Währenddessen sieht Andreas Dahm, von der Polizei Karlsruhe, die Aktion gelassen. Derzeit sei nicht geplant die Protestierenden von den Bäumen zu holen.
Weder Fridays for Future noch letzte Generation
Der Protest wurde organisiert vom Aktionsbündnis "Karlsruher Platanen bleiben!". Das Bündnis ist laut eigener Aussage eigenständig und weder Teil von Fridays for Future noch von der Letzten Generation. Unterstützung bekommen sie aber beispielsweise vom Klimabündnis Karlsruhe. Von den Passanten in der Fußgängerzone gibt es gemischte Reaktionen. Von "vollkommener Schwachsinn" zu "besser als sich vor ein Auto zu kleben" hin zu "den Protest finde ich sehr in Ordnung."
Am frühen Donnerstagabend ist eine weitere Solidaritätskundgebung des Klimabündnisses Karlsruhe geplant. Wie lange die Aktivisten noch in den Seilen hängen werden, ist noch ungewiss.
Umweltschützer hatten zuletzt protestiert Erste Platanen in Karlsruher Innenstadt sind gefällt
Nach dem Streit um die Zukunft der Platanen in der Karlsruher Innenstadt wurden am Freitagvormittag vier der Bäume gefällt. Laut Stadt wird damit die im Frühjahr beginnende Umgestaltung der Kaiserstraße vorbereitet.