Michelin will die Lkw-Reifenproduktion in Deutschland beenden. Werke in Karlsruhe und Trier werden geschlossen. Die Gewerkschaft übt Kritik. Der Karlsruher Oberbürgermeister sieht noch Chancen.
Der französische Reifenhersteller Michelin hat am Dienstag angekündigt, seine Werke in Deutschland zu schließen - darunter die Werke in Karlsruhe und Trier. Die Produktion werde bis Ende 2025 schrittweise eingestellt.
Die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) Mainz kritisierte die Entscheidung scharf. Durch die Schließung würden bundesweit rund 1.500 Menschen ihren Job verlieren. 600 Stellen würden allein in Karlsruhe wegfallen. Matthias Hille von der IGBCE kündigte an, dass sich die Gewerkschaft nicht mit der Entscheidung abfinden werde.
Der geplante Kahlschlag sei falsch. Michelin wolle allein den Profit maximieren, so Matthias Hille. Man erwarte aber, dass Michelin dialogbereit bleibe.
Karlsruher OB Mentrup sieht Chancen für Rettung
Für den Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) ist eine abschließende Entscheidung noch nicht gefallen. Unter anderem könne man durch Vermietung leerstehender Hallen auf dem Gelände die Rentabilität des Karlsruher Werks erhöhen, sagte er dem SWR. Die Verhandlungen, an denen sich auch die Stadt und das baden-württembergische Wirtschaftsministerium beteiligen, seien noch nicht abgeschlossen.
Die Schließung des Karlsruher Michelin-Werks mit mehr als 50 Prozent Beschäftigten aus dem Elsass wäre ein schwerer Verlust, so Mentrup weiter. Es handele sich um ein großartiges deutsch-französisches Freundschaftsprojekt.
Interview Karlsruhe: Oberbürgermeister Mentrup sieht Chancen für Michelin-Werk
Der Karlsruher Oberbürgermeister Mentrup sieht im SWR-Interview Chancen, das Karlsruher Werk des Reifenherstellers Michelin zu retten. Das Unternehmen will den traditionsreichen Standort schließen.
Laute Kritik an Michelin-Plänen aus der Politik
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi aus Karlsruhe zeigte sich überrascht. Er habe nicht mit einem solchen Schritt gerechnet und nach einem Werksbesuch im vergangenen Jahr den Eindruck gewonnen, dass der Standort gut aufgestellt sei.
Die Partei die Linke in Karlsruhe sprach in einer Mitteilung am Mittwoch von einem "fatalen Fehler" der Michelin-Geschäftsführung. Michelin scheine es rein um Profitmaximierung zu gehen, das sei inakzeptabel und unsozial. Die Linke werde sich an jedweder Form des Protestes gegen die angekündigten - so wörtlich - skandalösen Schließungspläne beteiligen, heißt es weiter.
Michelin in Karlsruhe: Werk schließt 2025 komplett
Michelin hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die beiden Werke in Karlsruhe und Trier bis Ende 2025 komplett geschlossen würden, in Homburg werde die Produktion von Neureifen und Halbfertig-Produkten eingestellt.
Im Werk in Karlsruhe sind 600 Arbeitsplätze betroffen. Auch das Kundenkontaktzentrum mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern solle von Karlsruhe nach Polen verlegt werden. Bereits im Oktober hatte der Reifenhändler diesen Schritt angekündigt. Die Gewerkschaft IGBCE erklärte, um jeden Arbeitsplatz kämpfen zu wollen.
Christian Metzger, Werksleiter bei Michelin am Standort Karlsruhe, sieht die Gründe der angekündigten Schließung in der schlechter gewordenen Wirtschaftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Michelin in Deutschland:
Auch Goodyear-Werke in Deutschland schließen
Michelin ist nicht der einzige Reifenhersteller, der zurzeit Werksschließungen plant. So will Goodyear die Werke in Fulda und Fürstenwalde abwickeln. Auch dort geht es um rund 1.000 Jobs. In Deutschland gibt es noch zwölf Reifenwerke. Durch die Schließungspläne der beiden Reifengiganten könnte ein Drittel davon wegfallen. Als Grund gaben die Unternehmen steigenden Wettbewerbsdruck und steigende Energiekosten an.
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