Der Karlsruher Oberbürgermeister Mentrup sieht im SWR-Interview Chancen, das Karlsruher Werk des Reifenherstellers Michelin zu retten. Das Unternehmen will den traditionsreichen Standort schließen.
Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) sieht noch Chancen, das Werk des Reifenherstellers Michelin in Karlsruhe zu retten. Das französische Unternehmen hatte am Dienstag angekündigt, den traditionsreichen Standort mit rund 600 Beschäftigten bis 2025 zu schließen. Im Interview mit dem SWR erklärt Mentrup, welche Möglichkeiten er für eine Rettung sieht.
SWR: Herr Mentrup, wie war ihre erste Reaktion auf die Schließungspläne von Michelin?
Frank Mentrup: Ich war natürlich etwas geschockt, weil nach dem aktuellen Stand der Gespräche eigentlich jetzt die Diskussion darüber anfängt, warum überhaupt geschlossen werden muss und welche Alternativen es zur Schließung des Werks in Karlsruhe gibt. Man hat den Eindruck, Michelin in Clermont-Ferrand will ein bisschen Fakten in die Welt setzen, um diesen Prozess zu beschleunigen und auch die Mitarbeiterschaft zu verunsichern.
SWR: Sie sagen, es gebe noch Chancen für das Werk. Warum glauben Sie, dass es diese Chancen noch gibt?
Frank Mentrup: Ich sage das vor allem, weil ich aus der Mitarbeiterschaft weiß, dass man noch nicht überzeugend argumentieren konnte, warum das Werk nicht doch eine Zukunft hat. Und warum man nicht mit ergänzenden Angeboten auf dem sehr weitläufigen Gelände den Gesamtstandort attraktiver und auch rentabler machen kann. Und bevor solche Alternativen nicht gemeinsam diskutiert worden sind, ist dieser Teil der sogenannten Verhandlungsphase noch nicht vorbei. Jetzt schon eine ultimative Werksschließung anzukündigen, das ist ein bisschen der Versuch, öffentlich Fakten zu schaffen, die aber eigentlich noch gar keine sind.
SWR: Wenn es denn tatsächlich so weit käme: Wie groß wäre der Verlust für Karlsruhe durch die Werksschließung?
Frank Mentrup: Es handelt sich um eine der letzten wirklich traditionsreichen Industrieproduktionen in Karlsruhe überhaupt. Man hat vor zwei Jahren 90-jähriges Jubiläum gefeiert. Man ist tief mit der Stadt, mit der Stadtgesellschaft in Verbindung. Wir engagieren uns als Stadt Karlsruhe intensiv im weltweiten Michelin-Netzwerk.
Und es ist ein tolles deutsch-französisches Freundschaftsprojekt, weil mehr als die Hälfte der Mitarbeiter jeden Tag aus Frankreich hierher kommen. Das alles jetzt plötzlich für nichtig zu erklären, wäre schon ein harter Schlag für uns, von der Tradition her, aber auch von unserem Selbstempfinden.
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SWR: Was kann die Stadt Karlsruhe jetzt tun, um zu einer möglichen Rettung beizutragen?
Die Hauptverhandlungen finden ja jetzt zwischen der Arbeitnehmerschaft und der Werksleitung statt. Immer im Hintergrund natürlich ist auch die Spitze in Clermont-Ferrand, sind die Gewerkschaften, aber natürlich auch die Stadt mit ihrer Wirtschaftsförderung und das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, das auch schon involviert ist.
Wir stehen bereit, um darüber nachzudenken: Wie können wir etwas beitragen? Dazu, dass am Ende die Produktion doch fortgesetzt werden kann, weil man vielleicht gemeinsam zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten auf dem Gelände erreicht.
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