Fachtagung des KIT

Karlsruhe: Wie lässt sich Hagel besser erforschen?

Stand
Autor/in
Mirka Tiede
SWR-Reporterin steht in einem Großraumbüro

Hagel gilt als schwer vorherzusagen und noch nicht ausreichend erforscht. In Karlsruhe sind internationale Expertinnen und Experten bei einer Fachtagung des KIT dem Wetterphänomen auf der Spur.

Lange Zeit hatte ihn niemand auf dem Schirm: den Hagel. Das Wetterphänomen ist für genaue Wettervorhersagen noch vergleichsweise schlecht erforscht. Das liegt laut Michael Kunz, Wissenschaftler und Experte auf diesem Gebiet, auch daran, dass Hagel nicht direkt gemessen werden kann und daher vielversprechende Daten fehlen.

Um zu verstehen, wie es zu dem Wetterextrem kommt, hat der Forscher jetzt schon den vierten "European Hail Workshop" organisiert. Eine Fachtagung, die noch bis Donnerstag am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) läuft und ein noch recht junges Forschungsfeld bedient. Die Gründung der Veranstaltung im Jahre 2014 war nach Angaben des Wissenschaftlers der Beginn der Hagelforschung.

SWR-Reporter Wolfgang Hörter hat für SWR Aktuell am 05.03.24 um 18 Uhr berichtet:

Messungen von Hagel sind aufwendig

Die Messung von Hagel sei so schwer, weil die betroffenen Flächen sehr kleinräumig seien, erzählt der Wissenschaftler im Gespräch mit dem SWR. Regen beispielsweise falle viel großflächiger. Die von Hagel betroffenen Flächen seien oft nur hundert Meter breit, so Kunz. "Die schlüpfen einfach durch das Netz von Messstationen." Um ihn richtig messen zu können, bräuchte es ganz viele davon.

In Norditalien und Frankreich gebe es Messgeräte, mit denen Forscher bestimmen können, wo Hagel auftritt. Hinter dem Auslesen der Daten stecke aber aufwendige und vor allem händische Arbeit.

Michael Kunz erforscht am KIT Unwetter und Hagel. Er hat die Fachtagung "4th European Hail Workshop", die in Karlsruhe stattfindet, organisiert.
Michael Kunz erforscht am KIT Hagel. Er hat die Fachtagung "European Hail Workshop" in Karlsruhe organisiert.

Immer höhere Schäden durch Hagel

Auch bei Versicherungen lief das Unwetterphänomen laut Michael Kunz lange nebenher. Inzwischen hätten Schäden durch Hagel aber massiv zugenommen. Es habe "richtig schwere Hagelereignisse gegeben" die in den Milliardenbereich gehen, erklärt Michael Kunz. "Jetzt kann man es nicht mehr ignorieren." Bei Schwergewittern sei vor allem Hagel der Schadentreiber. "Die Versicherungen sind wirklich aufgeschreckt", so Michael Kunz. Sichtbar sei das auch an der hohen Teilnahme von Versicherungsvertreterinnen und -vertretern an der Konferenz in Karlsruhe, die sich dort mehr Information und Austausch erhoffen.

Hagel ist die schleichende Gefährdung.

Nicht nur die Schäden nehmen zu. Auch bei der Größe der Hagelkörner gibt es inzwischen immer wieder neue Rekorde. Im Jahr 2013 wurde in Baden-Württemberg bei einem Unwetter in Undingen (Kreis Reutlingen) mit rund 14 Zentimetern das bisher größte Hagelkorn registriert. Im letzten Jahr wurde der Rekord in Italien mit rund 16 Zentimetern und rund 19 Zentimetern gleich zweimal übertrumpft.

Bei dem Thema Hagel kooperiert die Wissenschaft viel mit den Versicherungen. "Letztendlich betrifft ja die Versicherung jeden einzelnen", sagt der KIT-Forscher. "Und da ist es natürlich sinnvoll, dass man das aktuelle Wissen einbringt."

SWR-Reporterin Theresa Ehrl im Gespräch mit SWR1 Baden-Württemberg:

Forschende aus aller Welt in Karlsruhe

Der Austausch hilft aber auch der Wissenschaft. Nachholbedarf gibt es vor allem bei den Vorhersagen von Hagel. Denn nach Angaben von Michael Kunz seien die immer noch relativ schlecht. Der Austausch bei der Tagung helfe dabei, denn sie vernetze Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Anwender von allen Kontinenten miteinander, um aktuelles Wissen und neue Methoden auszutauschen.

Auch wenn es bei der europäischen Hagelkonferenz nicht unbedingt schon um Lösungen geht, hilft die Einordnung der Forscherinnen und Forscher Ingenieuren und Versicherern sich besser auf das Wetterextrem Hagel einzustellen. Auf Seiten der Wissenschaft herrscht gleichzeitig Aufbruchstimmung. Michael Kunz räumt ganz klar ein: "Da ist noch viel Arbeit zu tun".

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