Kranken, alten und pflegebedürftigen Menschen helfen - nicht, weil man muss, sondern weil man will. Dafür gibt es das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Wir haben eine FSJlerin in der Klinik begleitet.
Die Intensivstation des SRH-Klinikums in Karlsbad-Langensteinbach. Es riecht, wie es in Krankenhäusern eben riecht. Irgendwo piepsen medizinische Geräte. Anders als die Geräuschkulisse vermuten lässt, herrscht keine Hektik. Ärzte und Pfleger laufen ruhig den langen Gang entlang, von dem die Zimmer abgehen.
Das ist der Arbeitsplatz von Layla Hoebel, 17 Jahre alt. Sie macht hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ. Layla kommt ursprünglich aus Namibia und lebt seit sechs Jahren in Karlsruhe. Sie pendelt jeden Tag ins Klinikum nach Karlsbad-Langensteinbach.
Freiwilliges Soziales Jahr: Für Patienten da sein, auch im Gespräch
Körperpflege, Patienten umlagern und zum CT oder zum Röntgen bringen, Schränke auffüllen, Betten beziehen, Pfleger unterstützen – das sind unter anderem Laylas Aufgaben. Im Gegensatz zu Pflegerinnen und Pflegern hat sie etwas mehr Zeit, erzählt sie. Darum kann sie manchmal länger mit den Patienten sprechen. Das ist ihr wichtig.
Traumberuf Notfall-Sanitäterin
Ihr FSJ macht Layla am SRH-Klinikum, um medizinisches Fachwissen für ihren Traumberuf zu bekommen. Sie möchte Notfallsanitäterin werden. Nach ihrem FSJ plant Layla eine dreimonatige Auszeit, dann die Ausbildung.
Seit Oktober 2023 macht Layla ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Abgesehen von der fachlichen Kompetenz merkt Layla, dass die Arbeit auch etwas mit ihrer Persönlichkeit, mit ihr als Mensch macht. Sie sei vor ihrem FSJ sehr schüchtern gewesen, habe sich kaum getraut, eine Frage zu stellen.
Das sei jetzt anders. Man werde offener und lauter. Deutlicher. "Du sagst, wo Deine Grenzen sind", erzählt Layla. Sie sei stolz auf sich, dass sie das geschafft habe.
Kritische Situationen und schöne Momente im FSJ
Auf jeder Intensivstation gibt es kritische Situationen. Einmal zog sich ein Patient einen Arterien-Katheter. Layla war die einzige, die in diesem Moment im Zimmer war. Ein Notfall, sagt sie. Um einen Pfleger oder eine Pflegerin zu holen, war keine Zeit. Also stoppte sie die Blutung und sagte dann ihren Kollegen Bescheid.
Es gebe aber auch schöne Momente, erzählt Layla. Sie habe erlebt, wie es einem Patienten, um den es sehr schlecht gestanden habe, von Woche zu Woche besser gegangen sei. Irgendwann habe er angefangen, zu lächeln und zu winken. Sie habe zurückgewunken und gelächelt. Das sei schön gewesen.
So viele Freiwillige wie nirgendwo sonst in Deutschland
In keinem anderen Bundesland gibt es laut Diakonie Baden so viele junge Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten, wie in Baden-Württemberg. 17.500 seien es aktuell. Gebraucht würden 25.000, sagt Dietrich Hartlieb, Abteilungsleiter Freiwilligendienste bei der Diakonie. Die vom Bund geplanten Kürzungen der Zuschüsse für Freiwilligendienste machen ihm Sorgen.
Hartlieb wünscht sich noch mehr Anerkennung für das FSJ. Was die Bezahlung betrifft, die aktuell zwischen 400 und 500 Euro pro Monat liegt, über die Anerkennung für die spätere Berufsausbildung bis hin zu Bewerbungsgesprächen. Für Arbeitgeber sollte es nach Hartliebs Meinung selbstverständlich sein, dass Bewerber einen Dienst an der Gesellschaft in Form eines Freiwilligendienstes geleistet haben.
FSJler sind wichtiger Baustein in jeder Klinik
Auch der Chefarzt der Inneren Medizin am SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach Ralph Oberacker sagt, die Freiwilligen - egal ob FSJ oder Bundesfreiwilligendienst - seien ein ganz wichtiger Baustein in jeder Klinik in Deutschland. Sie seien in allen Bereichen aktiv, auf Station und im Patientenbegleitdienst.
Dieses Jahr wird das Freiwillige Soziale Jahr 60 Jahre alt. Eine Erfolgsgeschichte - für alle, die es machen und für die Gesellschaft. Layla Hoebel ist das beste Beispiel.