Die Bundesregierung will die Zuschüsse für die Freiwilligendienste um 78 Millionen Euro kürzen. "Fatal", so die Diakonie. Soziale Träger müssen deshalb um den Nachwuchs kämpfen.
Dass rund elf Prozent eines Jahrgangs in Baden-Württemberg sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) entscheiden, ist kein Selbstläufer. Die Zahl der Bewerbungen ist im Zuge der Corona-Pandemie gesunken und noch nicht überall wieder auf dem Level wie zuvor. Soziale Träger wie der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Diakonie oder das Deutsche Rote Kreuz werben deshalb zurzeit verstärkt für diese Dienste und gehen auch gezielt in die Schulen in Heilbronn-Franken. Phil Schietinger vom ASB Heilbronn-Franken war mit seinem Team am Dienstag in einer 11. Klasse des Heilbronner Robert-Mayer-Gymnasiums.
Bundesregierung will 23 Prozent einsparen
Die Bundesregierung will die Zuschüsse um fast ein Viertel kürzen. "Das ist wirklich krass, vor allem angesichts einer jährlichen Debatte um ein Pflichtjahr", sagt Kornelius Knapp vom Vorstand des Diakonischen Werks Württemberg dem SWR. Die Freiwilligen selbst haben unterdessen eine Petition beim Bundestag gegen die geplanten Einsparungen eingereicht.
Die Träger hätten sich auf rund 30 Millionen Euro weniger eingestellt. "Dass es jetzt sogar 78 Millionen sein sollen, hat uns wirklich entsetzt", sagt Knapp. Eigentlich bräuchte es eine Aufstockung, um zum Beispiel auch Geflüchtete mit Sprachbarrieren besser in die Dienste integrieren zu können.
Träger befürchten Abstriche
"Die Freiwilligen sollen keine Lücken stopfen, von daher würde durch ihren Wegfall jetzt nicht der soziale Bereich zusammenbrechen", sagt Knapp. Dennoch leiste jeder Freiwillige wichtige Arbeit, mache die sozialen Leistungen besser. Wenn sie nicht da wären, fehle die zusätzliche Hand in der Kindertagesstätte oder beim Essengeben in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Auch generierten die Träger einen Teil ihres Nachwuchses aus den Freiwilligen, so Knapp weiter.
Minijobs sollen auffangen, doch es gibt Kritik
Die Träger müssen nach eigenen Angaben verstärkt auf andere Hilfskräfte zurückgreifen. Da gebe es genug Bewerbungen, doch die seien viel teurer, meint Phil Schietinger vom ASB.
Er nennt als Beispiel ein Kind mit Behinderung, das 30 Stunden die Woche von einem FSJler im Kindergarten betreut wird. "Wir müssen jetzt den Eltern sagen, das macht nun eine Hilfskraft und das Kind bekommt aber nur zehn Stunden Betreuung für das gleiche Geld."