Seit Jahrzehnten wird über die ungesicherten Bahnübergänge in Achern gestritten. Die SWEG will einige schließen, einer soll technisch ausgebaut werden. Doch es gibt Widerstände.
Seit Jahrzehnten sorgen sie für Diskussionen: Vier Bahnübergänge im Ortenaukreis auf der Strecke zwischen Achern und Ottenöfen. Die Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) will von den vier technisch ungesicherten Bahnübergängen nun drei schließen und einen technisch nachrüsten - also mit einer Halbschranke absichern. Auch, um künftig Unfälle zu vermeiden. Doch aus der Bevölkerung gibt es Widerstand gegen die Pläne.
Zwei Unfälle an einem der Bahnübergänge in Achern
Die SWEG hat im März 2022 ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Die Diskussionen gibt es jedoch schon seit den 1980er-Jahren. Zwei schwere Unfälle, bei denen zwei Menschen an einem der betroffenen Bahnübergänge ums Leben gekommen sind, hätten die Planungen verstärkt, heißt es von der SWEG.
Die Bahnübergänge in Achern seien nicht die einzigen entlang der Achertalstrecke, die zukünftig technisch gesichert werden sollen, so Marlow. Dort, wo es geht, sollen auch weitere Bahnübergänge zurückgebaut werden, die Kosten seien auf Dauer zu hoch.
Schließung der Bahnübergänge: Unmut bei den Landwirten
Von einigen Landwirten gibt es Gegenwind zu den Plänen der SWEG, denn einige wären als Grundstückseigentümer vom Umbau der Strecke betroffen. Adolf Karcher, Sprecher der Oberacherner Landwirte, ist unzufrieden mit der Situation und wünscht sich nach so langer Zeit endlich eine Lösung.
Grundsätzlich seien die Landwirte auch für eine technische Sicherung, sagt er. Ihre Kritik richte sich gegen die Folgen, die der Ausbau des entsprechenden Bahnübergangs nach sich zieht: Im Zuge dessen sollen die Feldwege neben den Schienen verbreitert werden. Für diesen Umbau müssten einige Landwirte Flächen ihrer Obstwiesen abgeben, sie bekämen eine finanzielle Entschädigung. Die Zustimmung der Landwirte steht noch aus. "Auch die Landwirte haben Interesse daran, diesen Bahnübergang zu sichern. Aber es bringt nicht nur viele Umwege für uns, es fällt auch viel Gelände zum Opfer, was ich persönlich schade finde," erklärt Adolf Karcher.
Die Stadt Achern erhofft sich mit dem Ausbau der Feldwege eine "Verbesserung der Verkehrssicherheit" und einen größtmöglichen Nutzen. "Landwirte, Freizeitverkehr und die Bürger - alle sollen davon profitieren", so Georg Straub vom Tiefbauamt.
Ministerium: Mehr Bahnübergänge in BW ohne technische Sicherung
Die Anzahl der technisch ungesicherten Bahnübergänge in Baden-Württemberg ist höher als die mit einer technischen Sicherung, wie beispielsweise einer Schranke, so die Information aus dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Jedoch sei die Zahl rückläufig. Laut Ministerium seien die Betreiber der Schienenwege "bestrebt, vorhandene, stark frequentierte und noch unbeschrankte Bahnübergänge mit Schranken nachzurüsten."
Dass technisch nicht gesicherte Bahnübergänge generell gefährlicher sind, könne man nicht sagen, erklärt André Marlow. "Wenn auf einer Bahnstrecke ganz wenig Verkehr und gute Sicht gegeben ist, dann dürfen diese technisch nicht gesicherten Bahnübergänge auch bestehen bleiben", erklärt er. Die Züge dürfen in solchen Fällen beispielsweise nur mit einer maximalen Geschwindigkeit fahren und sich durch Pfeifen ankündigen. Alle zwei Jahre gibt es eine sogenannte Verkehrsschau, bei der Bahnübergänge auf Herz und Nieren geprüft und dementsprechen angepasst werden.
Ungesicherte Bahnübergänge in Achern: Fall ist besonders komplex
Der Fall in Achern sei besonders komplex, sagt Marlow. Die Bahnübergänge gebe es dort seit über hundert Jahren, die angrenzenden Feldwege werden hauptsächlich von der Landwirtschaft, Fußgängern und Radfahrern genutzt. Dass die Verbreiterung der Begleitwege für Ärger sorgt, kann er verstehen. Als Schienenbetreiber habe man aber die Sicherheit der Bevölkerung im Blick. "Wenn Bahnübergänge geschlossen werden, dann sind Grundstücke von öffentlichen Wegen abgeschnitten. Deswegen müssen dann auch Ersatzwege gebaut werden. Und das nach heutigen Standards."
Man habe verschiedene Lösungsansätze über Jahre geprüft und sich 2022 dazu entschieden, ein Planfeststellungsverfahren beim Regierungspräsidium Freiburg einzuleiten, um das Vorhaben voranzutreiben. "Sobald Rechte Dritter involviert sind, muss sich der Schienenbetreiber mit allen Parteien einigen." Eine Einigung in ein einem "normalen Genehmigungsverfahren" habe man wegen der Einwände der Landwirte nicht erreicht werden können.
Entscheidung zu Bahnübergängen in Achern soll im Februar fallen
Ob die SWEG ihre Pläne weiterverfolgen kann, soll im Februar entschieden werden. André Marlow von der SWEG ist sich sicher, dass eine Einigung erzielt werden kann. Die SWEG wolle erneut auf die Landwirte zugehen und über die Verbreiterung der Begleitwege sprechen. "Wir werden überlegen, ob man den Weg, den wir ausbauen müssen, doch noch schmäler machen kann."
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