In Karlsruhe und im Enzkreis

Ausbildungsplätze unbesetzt: Mittelstand muss um jeden Azubi kämpfen

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Autor/in
Susann Bühler
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Mit vielen Anreizen versuchen Ausbildungsbetriebe junge Bewerberinnen und Bewerber für ihre offenen Lehrstellen zu gewinnen. Vor allem im Handwerk und im Gastgewerbe herrscht Azubi-Notstand.

Der 16-jährige Philipp Thäter strahlt: Für ihn geht endlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Er tritt seine Lehrstelle als Elektrotechniker für Energie- und Gebäudetechnik bei einer Firma in Mühlacker an. "Ich wollte schon als Kind Elektriker werden", erzählt der junge Mann, "ich habe oft meinem Onkel geholfen, der ist auch Elektriker." 16 Bewerbungen hat Philipp Thäter geschrieben - doch am Ende halfen ihm persönliche Beziehungen: Sein Onkel und der Chef und Mitinhaber der Firma Fes-Tec, Sezer Secgen, sind ziemlich gute Freunde.

Betrieb in Mühlacker hat keine Probleme Azubis zu finden

Firmenchef Sezer Secgen weiß, dass er eine Art Ausnahme ist, denn er hatte bislang viel Glück bei der Azubi-Suche. "Wir hatten keine Probleme, Azubis zu finden. Bei uns klopfen viele junge Leute an", berichtet er. Neben Philipp Thäter fängt nächste Woche noch ein zweiter Lehrling bei ihm an. Das noch junge Handwerksunternehmen beschäftigt aktuell 15 Mitarbeiter, davon fünf Lehrlinge. Und Fes-Tec gilt als Vorzeigebetrieb in Sachen Ausbildung.

Der 16-jährige Azubi Philipp steht mit seinem Ausbilder im Lager des Unternehmens in Mühlacker. Wie gehen mittelständische Betriebe mit dem Azubi-Mangel um?
Azubi Philipp Thäter (rechts) und sein Chef Sezer Secgen bei der Arbeit.

"Wir legen Wert auf Teamgeist und sind so etwas wie eine Familie. Außerdem haben wir flache Hierarchien. Bei uns sind alle per du", sagt Secgen. Bei guter Leistung winken kleine "Benefits" - finanzielle Prämien. Und im Fall von Azubi Philipp Thäter will die Firma sogar die Kosten für den Führerschein übernehmen. "Da haben wir ja auch etwas davon. Der junge Mann ist noch minderjährig und der Führerschein ist teuer. Schließlich soll er später auch das Firmenauto fahren können", so Secgen.

Kammerbezirk Karlsruhe: 272 offene Stellen im Handwerk

Im Handwerk gibt es weiterhin einen harten Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen. Alexander Fenzl von der Handwerkskammer Karlsruhe berichtet zwar von einem leichten Plus gegen 2023 bei derzeit rund 2.000 abgeschlossenen Lehrverträgen. Von einer Trendwende sei man aber noch meilenweit entfernt. Aktuell gebe es noch 272 offene Lehrstellen - vor allem in den Bereichen Bau und Ausbauhandwerk, Nahrungsmittelhandwerk, Heizungsbauer und Elektroniker.

Eine gute Ausbildung mit Stil kommt bei jungen Leute an. Das Image einer Firma muss passen.

Um Auszubildende zu gewinnen, sei vor allem die Qualität der Ausbildung entscheidend, so Alexander Fenzl. "Eine anspruchsvolle Ausbildung mit Stil - das kommt bei jungen Leuten an. Auch das Image der Firma ist wichtig", so Fenzl. Wenn dann noch gewisse "Benefits" dazukommen wie Übernahme von Führerscheinkosten, Prämien oder Boni, sei das "zwar ganz nett, aber nicht der entscheidende Faktor, um eine Ausbildung in einem Betrieb zu beginnen", meint Fenzl. "Viel wichtiger ist, dass Betriebe gute Chancen und Übernahme-Perspektiven bieten."

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"Qualifikation vieler Bewerber mangelhaft"

Bei der Firma Büchele Lufttechnik in Karlsruhe passt das Image offenbar. Der Familienbetrieb mit 100 Mitarbeitern ist für seine gute Ausbildung mehrfach ausgezeichnet und kann auf eine 75-jährige Firmengeschichte blicken. Büchele baut Lüftungsanlagen für die Industrie. Doch die Zeiten sind auch für den Familienbetrieb nicht rosig.

Die Besetzung der Lehrstellen sei etwas mühsam gewesen, berichtet Kirsten Bork von der Personalabteilung. "Es war nicht so, dass da 20 oder 30 Bewerber Schlange standen. Dazu kommt noch, dass sich die Qualifikation vieler Bewerber verschlechtert hat." Nicht nur bei den Noten sehe es vielfach nicht rosig aus, viele Bewerbungen kämen unvollständig oder fehlerhaft an. "Es hapert schon an den Basisqualifikationen", berichtet Bork weiter. Nicht selten müsse sie fehlende Unterlagen oder Zeugnisse nachträglich anfordern.

Von vier Ausbildungsplätzen habe man nur drei erfolgreich besetzen können - mit je einem Anlagen- und Konstruktionsmechaniker sowie einer Kauffrau für Büromanagement. "Eigentlich haben wir noch einen technischen Systemplaner gesucht, die Lehrstelle bleibt jetzt aber unbesetzt", so Bork. Bewerber "auf den letzten Drücker" hätten bei Büchele keine Chance.

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IHK Karlsruhe: Mehr Auszubildende in Industrie und Handel

Ein Plus von sechs Prozent verzeichnet dagegen die IHK bei den neuen Ausbildungszahlen im Bereich Industrie und Handel: 3.170 junge Menschen starten in der Region zwischen Bruchsal und Bühl aktuell in eine duale Ausbildung. „Besonders erfreulich ist, dass sich der Hotel- und Gaststättenbereich nach Corona immer mehr zu erholen scheint“, so Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe. Der Zuwachs an neuen Auszubildenden liegt in diesem Bereich bei knapp 50 Prozent gegenüber September 2023.

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Die Gastronomie war von der Corona-Krise besonders hart betroffen. Doch das Klagen und Jammern über die Schattenseiten der Gastronomie kann Nicolas Hettel aus Ettlingen nicht mehr hören. Der Geschäftsführer betreibt ein Hotel und eine Brasserie in Ettlingen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Gastronomie bietet jungen Menschen einen leichten Einstieg in den Beruf und gute Chancen. Zumal es bei uns nicht so sehr auf gute Noten ankommt, sondern auf menschliche Offenheit."

Den jungen Menschen steht nach einer Ausbildung in der Gastronomie die Welt offen.

Zwei angehende Hotelfachleute treten zum 2. September ihre Ausbildung bei Hettel Hotelbetriebe GmbH an. Die Lehrstelle für einen Koch bleibt jedoch vakant, weil sich niemand gefunden habe. Für die Zukunft der Gastronomie sei die Ausbildung von Fachkräften sehr wichtig, meint Hettel mit Blick auf die krisengeschüttelte Branche, "es erholt sich zwar gerade etwas, aber wir müssen viel mehr Überzeugungsarbeit leisten als früher."

Dabei sei längst nicht alles schlecht in der Gastronomie, im Gegenteil: Gerade die flexibleren Arbeitszeiten seien Hettel zufolge ein Vorteil. Und auch Tarife und die Löhne seien heute besser als früher. "Den jungen Menschen steht nach einer Ausbildung in unserer Branche die Welt offen."

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