Knapp einen Monat vor Ausbildungsstart

Azubis händeringend gesucht: Es gibt noch viele freie Lehrstellen in BW

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Wer noch einen Ausbildungsplatz braucht, hat noch die Auswahl. Viele Branchen suchen händeringend. Zum ersten Mal gibt es in Heilbronn sogar Azubis aus Nepal.

Die Arbeitsagenturen in der Region Heilbronn-Franken melden noch viele freie Ausbildungsplätze. Im Raum Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim gibt es sogar noch über 2.500, die zu besetzen sind. Vor allem das Handwerk sucht Lehrlinge, aber auch technische und kaufmännische Berufe brauchen Nachwuchs - mittlerweile suchen auch größere Unternehmen. Laut einer Online-Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) konnten im vergangenen Ausbildungsjahr die Betriebe im Land fast die Hälfte ihrer Ausbildungsplätze nicht besetzen. Unternehmen werben mittlerweile aktiv um Nachwuchs und bieten Praktikumsmöglichkeiten. Und das scheint teils auch zu funktionieren.

Betriebe setzen auf Praktika

Praktika sind für einen Ausbildungsplatz Voraussetzung, so Petra Fischer von der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. Viele Ausbildungsplätze werden auch schon im Rahmen des ersten Schulpraktikums vergeben, das in der achten Klasse stattfindet. Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Lehrlinge können sich in dieser Woche bereits kennenlernen.

Handwerk: Wieder mehr neu eingetragene Ausbildungsverträge

So schlimm wie es in der Vergangenheit schon war, scheint es aber gerade nicht: In diesem Jahr hat sich die Suche nach Nachwuchs entspannt. Zum 31. Juli meldet die Handwerkskammer der Region Heilbronn-Franken 4,9 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im gleichen Monat des vergangenen Jahres. Das ist allerdings nicht die Regel, sagt Kerstin Lüchtenborg, die bei der Kammer für die Ausbildung zuständig ist. Auch eine Probezeit sei kein Garant, dass die Lehrlinge im Betrieb bleiben.

Wir haben jetzt so etwa zwei Drittel im Kasten. Da fehlt noch viel.

Teure Mieten

Oft ist auch die Wohnraumsituation vor Ort ein Hindernis, Lehrlinge zu finden. Nach einer Online-Umfrage des BWIHK sehen viele Unternehmen die hohen Mietpreise als Hürde für einen Ausbildungsvertrag. Einige Ausbildungsbetriebe reagieren darauf bereits, indem sie Auszubildenden geeignete Wohnungen vermitteln, ihnen Mietzuschüsse zahlen oder sogar Wohnungen für ihre Azubis anmieten, so Claus Paal, Vizepräsident des BWIHK. Er nimmt aber auch die Kommunen in die Pflicht, für günstigen Wohnraum zu sorgen, den sich junge Menschen in Ausbildung leisten können.

Betriebe in engem Kontakt mit Schulen

Doch es gibt auch positive Beispiele und Möglichkeiten, um zumindest ein paar Interessierte zu erreichen. Denn es gilt schon länger: Wer Azubis will, muss selbst tätig werden. Um Schulabgängerinnen und -abgänger für eine Berufsausbildung zu interessieren, sind Betriebe beispielsweise im engen Kontakt mit den Schulen, so auch der Handwerksbetrieb Heinrich Schmid. Für das Unternehmen funktioniert das offenbar gut. So freut sich Ole Weiss, der als Abteilungsleiter für das deutschlandweit tätige Unternehmen in der Niederlassung Heilbronn arbeitet, dass es in diesem Jahr einen guten Zulauf an jungen Auszubildenden gibt.

Wir gehen sehr proaktiv auf Schulen zu und veranstalten immer wieder Projekttage.

Auch beim Sanitärbetrieb Hohl aus Obersulm (Kreis Heilbronn) ist - entgegen dem Trend - der Azubi-Mangel kein Thema. Inhaber Jürgen Hohl hat nach eigenen Angaben immer einen Auszubildenden. Der Chef des ländlichen Fünf-Mann-Betriebes bietet ebenfalls an, seine Firma über ein Praktikum kennenzulernen.

Wir haben ständig Anfragen nach Ausbildungsplätzen - mehr als wir aufnehmen können.

Auszubildende aus Nepal

In diesem Jahr sind zum ersten Mal auch zwei Auszubildende aus Nepal im Raum Heilbronn, um eine Bäckerlehre zu machen, so Kerstin Lüchtenborg. In Nepal verlassen viele junge qualifizierte Menschen ihre Heimat, weil sie dort keine berufliche Zukunft sehen, gleichzeitig werden hier Auszubildende gesucht. Die beiden haben bereits sehr gute Deutschkenntnisse und sind schon dabei, sich hier einzuleben, so Lüchtenborg weiter.

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