Der Atommüll im Zwischenlager Philippsburg wird dort Jahrzehnte länger bleiben als geplant. Grund sind Probleme bei der Endlagersuche. BW-Umweltministerin Walker will Druck machen.
Weil sich die Suche nach einem Endlager für hoch-radioaktiven Atommüll in Deutschland um Jahrzehnte verzögern wird, müssen die Betreiber der Zwischenlager jetzt länger planen - so auch die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) in Philippsburg.
Umweltministerin will Verfahren für Endlagersuche beschleunigen
Im Rahmen ihrer Sommertour besuchte Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) das Zwischenlager in Philippsburg (Landkreis Karlsruhe). Dort kündigte sie an, dass sie zusammen mit der Landesregierung das Verfahren zur Suche nach einem Endlager beschleunigen wolle - um eben auch Planungssicherheit für das Zwischenlager zu bekommen.
Bürgermeister: "Es muss einen schnellen Prozess bei der Endlagersuche geben"
Stefan Martus, Bürgermeister der Stadt Philippsburg, war ebenfalls vor Ort. Er mahnte an, es müsse ständig im Bewusstsein der Politiker und Verantwortlichen sein, möglichst schnell ein sicheres Endlager in Deutschland zu finden.
Er habe volles Vertrauen in die BGZ, dass sie den Standort Philippsburg als Zwischenlager sicher betreibt, erklärte Bürgermeister Martus. Dennoch wollten die Bürger mit ihren Ängsten und Sorgen wegen des Atommülls ernstgenommen werden. Die Zwischenlagerung vor Ort sei daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Gegen die Lagerung weiterer vier Castoren mit hoch-radioaktiven Atommüll hat die Stadt Philippsburg aktuell Klage eingereicht - quasi als politisches Statement, so Bürgermeister Martus. Man werde aber wohl nicht drumherum kommen, diese Einlagerung akzeptieren zu müssen.
Nach jahrelangem Streit Lagerung von vier Atommüll-Behältern in Philippsburg genehmigt
Die Entscheidung ist jetzt offiziell: Vier Castor-Behälter mit hoch radioaktiven Abfällen aus AKWs sollen in Philippsburg bei Karlsruhe gelagert werden.
BGZ: Neuer Genehmigungsantrag für Zwischenlager Philippsburg
Das Zwischenlager in Philippsburg ist - wie alle anderen Zwischenlager in Deutschland - für 40 Jahre genehmigt. Die BGZ geht davon aus, dass die Brennelemente in den Castoren noch Jahrzehnte länger in Philippsburg stehen werden. Deshalb werde das Unternehmen vor Ablauf der Frist im Jahr 2047 ein neues Genehmigungsverfahren für den Standort anstoßen, sagte Burghard Rosen, Pressesprecher der BGZ.
Laut BGZ laufen derzeit Forschungsprojekte zur Sicherheit der Castoren. Von den Forschungsergebnissen hänge es auch ab, ob das Zwischenlager eine neue Genehmigung bekommt.
Aktuell bereite sich die BGZ darauf vor, die vier zusätzlichen Castorbehälter aus der Wiederaufbereitung in La Hague in Philippsburg aufzunehmen. Die Transportgenehmigung sei noch nicht erteilt, aber die Genehmigung zur Lagerung.
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