Äpfel, Birnen und Trauben von der eigenen Streuobstwiese oder dem eigenen Weinberg. In Keltern-Ellmendingen landen sie alle in der Gemeindemosterei. Die Anlage ist eine der letzten ihrer Art. Eine junge Mannschaft sichert jetzt ihr Fortbestehen.
Nur noch wenige Kommunen in der Region haben eigene Mostereien, in denen die Besitzer von Streuobstwiesen oder Weinbergen ihre Früchte pressen lassen können. In der Enzkreis-Gemeinde Keltern hat bis vor Kurzem eine Gruppe von Rentnern die Gemeindemosterei in ehrenamtlicher Arbeit betrieben. Altersbedingt haben sie die Arbeit jetzt in jüngere Hände gegeben. Der neugegründete Verein "Apfelquetscher Ellmendingen" will die Tradition aufrechterhalten.
SWR-Reporter Peter Lauber hat die "Ellmendinger Apfelquetscher" begleitet:
Dreimal in der Woche ist die Mosterei beim Bauhof im Ortsteil Ellmendingen in Betrieb. Zu den regelmäßigen Kunden gehört auch Ralf Bruder aus dem Nachbarort Gräfenhausen. Einen ganzen Anhänger voller Obstkisten, prall gefüllt mit Äpfeln, karrt er an diesem Nachmittag an. Das sind rund 600 Kilogramm. "Das wird wohl etwa 400 Liter Saft geben", meint Bruder. In den vergangenen Jahren sei es deutlich mehr gewesen. Grund: Im Frühjahr sei's zu nass, später zu trocken gewesen.
Apfelquetscher spenden Überschuss regelmäßig
Einen Teil des Saftes verkauft Ralf Bruder frisch auf dem Pforzheimer Wochenmarkt, den großen Rest lässt er hier in Fünf-Liter-Kartons füllen. Für einen Karton bezahlt er knapp vier Euro. Den Gewinn spenden die "Apfelquetscher" jedes Jahr für soziale Zwecke. 35.000 Euro sind über die Jahre hinweg zusammengekommen.
Paul Heinkel vom Verein Apfelquetscher Ellmendingen bedient an diesem Tag die Maschine und hilft den Kunden beim Ausladen. Bevor die Äpfel im Wasserbad landen, schaut Heinkel noch mal drüber, sortiert faulige Früchte und Fremdkörper wie zum Beispiel kleine Äste aus. In der großen Obstpresse werden die Äpfel von mehreren Walzen ausgepresst. Übrig bleibt eine trockene Maische, die bei den Jägern in der Region als Wildfutter begehrt sei, erläutert Heinkel.
Vom Auffangbecken wird der Saft zur Abfüllstation gepumpt. Das ist diesmal der Job des Vereinsvorsitzenden Marco Augenstein. In der Anlage werde der Saft auf 78 Grad erhitzt und danach in Drei- oder Fünf-Liter-Boxen abgefüllt, erklärt der 32-Jährige. So sei der Saft zwei bis drei Jahre haltbar.
Mosterei wichtig für Erhalt der Streuobstwiesen
Vor zwei Jahren hat Augenstein mit einigen Freunden den Verein "Ellmendinger Apfelquetscher" gegründet. Fast alle besäßen selbst Streuobstbäume und wollten sich deshalb für den Erhalt der Gemeindemosterei einsetzen. Sie übernahmen die Aufgabe aus den Händen der Rentnertruppe um den inzwischen 80-jährigen Manfred Seemann. Der hilft aber immer noch mit.
Nachwuchsprobleme bei Mostereien im Enzkreis
Seemann freut sich, junge Nachfolger gefunden zu haben. Etliche Mostereien in der Region erzählt er, hätten in den vergangenen Jahren zugemacht, weil sie keiner mehr betreiben wollte. Doch ohne eine Möglichkeit, in der näheren Umgebung seinen eigenen Saft pressen zu können, würde der Erhalt von Streuobstwiesen und Obstanlagen unattraktiv werden, ist Marco Augenstein überzeugt.
Mehr als 700 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken Marco Augenstein und seine Mitstreiter jedes Jahr in die Apfelquetsche - und das ehrenamtlich. "Aber uns macht das allen Spaß und wir bekommen auch viel zurück. Nicht nur Saft", lacht er, "sondern auch viel Dank und Anerkennung für diese wichtige Arbeit, die nicht zuletzt auch zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaft beitrage."
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