Im Kampf um die Spitzenplätze im ADFC Fahrradklima-Test hatte Karlsruhe in den letzten Jahren immer wieder die Nase vorne. Doch auch in Karlsruhe steigen die Ansprüche.
Am Montag werden die Ergebnisse des ADFC Fahrradklima-Tests für das vergangene Jahr bekannt gegeben. Beim letzten Test 2020 hatten bundesweit knapp 230.000 Fahrradfahrerinnen und -fahrer teilgenommen. 26.600 davon aus 164 Kommunen in Baden-Württemberg. Karlsruhe wurde zum zweiten Mal als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands (200.000 bis 500.000 Einwohner) ausgezeichnet. Doch was hat sich seitdem in Karlsruhe getan?
ADFC in Karlsruhe kritisiert langsamen Netzausbau
In Karlsruhe treffe die zuletzt erteilte Schulnote von 3,1 im vergangenen ADFC Fahrradklima-Test durchaus den Kern, so Katrin Hillenbrand, Vorsitzende des ADFC in Karlsruhe. Natürlich sei man im Vergleich zu anderen Städten schon vorne dran, trotzdem sei die Situation in der Stadt immer noch durchwachsen.
Radwege würden immer noch nicht eindeutig ausgewiesen. Oftmals müssten sich Radfahrer die Fläche entweder mit Fußgängern oder mit Autos teilen. Da seien Konflikte vorprogrammiert.
Radfahrer nicht gegen Fußgänger ausspielen
Die Forderung: Radfahrer bei straßenbaulichen Veränderungen gleichberechtigt mitdenken.
Die Stadt Karlsruhe sei bemüht, das Radnetz weiter auszubauen und neuralgische Punkte zu entschärfen. Trotzdem würden Fußgänger und Radfahrer immer noch zu häufig gegeneinander ausgespielt. Sie sei aber optimistisch, dass Karlsruhe auch in diesem Jahr beim ADFC-Fahrradklima-Test sehr gut abschneiden werde.
Stadt Karlsruhe: "Stehen gut da"
Etwa 15 ausgewiesene Fahrradstraßen gibt es in Karlsruhe derzeit. Fast alle sind sogenannte unechte Fahrradstraßen, wo Autoverkehr mit bis zu 30 km/h erlaubt ist. Laut Stadt sind auch einige weiter Fahrradstraßen bereits beschlossen, warten aber noch auf Umsetzung.
Es werde stetig daran gearbeitet, die Verkehrsknotenpunkte sicherer zu machen und ausgewiesene Radflächen zu verbessern. Der Radverkehrsanteil habe sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt und damit sei natürlich auch die Erwartungshaltung gestiegen. Außerdem bedeuteten mehr Räder auf der Straße auch mehr Konfliktpotential mit anderen Verkehrsteilnehmern und mehr Anspruch auf eigene Flächen, so Wagner.
Parkplätze zu Fahrradstellplätze - Ringen um Flächen
Laut Stadt sind bei Planung und Umsetzung besonders die dadurch entstehenden Flächenkonflikte eine große Herausforderung. Autofahrer seien in der Regel nicht glücklich darüber, wenn Parkplätze zu Fahrradstellplätzen umgewidmet würden.
Neben einer auch in der Kommunalpolitik aktiven Autolobby gebe es weitere Herausforderungen, die für zähe Verhandlungen sorgen. Unter anderem hindere die aktuelle Straßenverkehrsordnung die Planer oft daran, schnelle Lösungen für entstandene Probleme zu finden, weil nicht alle verkehrsrechtlichen Fragen geklärt werden können.
Für den Radplaner Ulrich Wagner und seine Kollegen ist der steigende Anspruch der Karlsruher Radfahrerinnen und Radfahrer aber auch der tägliche Ansporn noch besser zu werden.
Radentscheid angestrebt - Unterschriftensammlungen laufen
Anfang des Jahres hat die Initiative "Fuß- und Radentscheid Karlsruhe" mit einer Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren begonnen. Die Initiative unter Federführung des ADFC Kreisverbands Karlsruhe will sich für einen umfassenderen und schnelleren Ausbau des Geh- und Radwegenetzes in der Stadt einsetzen.
Sie fordern unter anderem den Ausbau von zwei Schnell-Radrouten, sicherere Kreuzungen, mehr Querungsmöglichkeiten und mehr Raum für den Fußverkehr. Trotz guten Abschneidens bei verschiedenen Rankings könne man mit einer Schulnote 3 nicht zufrieden sein, so Michael Reichert vom ADFC.
Die Initiative schätzt die Kosten für die entsprechende Umgestaltung der Innenstadt auf gut 170 Millionen Euro. Damit sich der Gemeinderat in Karlsruhe mit dem Anliegen der Initiative befasst, müssen etwa 16.000 Wahlberechtigte unterschreiben. Knapp 6.300 der 16.000 notwendigen Stimmen haben die Radaktivisten inzwischen zusammen.