BW muss Gesetz überarbeiten

12 oder 15 Minuten? Hilfsorganisationen fordern flexible Zeiten für Rettungsdienst

Stand

Höchstens 15 Minuten soll es dauern, bis nach einem Notruf Rettungskräfte eintreffen - egal ob akute Lebensgefahr besteht oder nicht. Je nach Schwere des Notfalls fordern Hilfsorganisationen mehr Freiheit.

Wegen eines Gerichtsurteils muss das Land Baden-Württemberg das Rettungsdienstgesetz überarbeiten. Dabei geht es vor allem um die Hilfsfrist für Rettungsdienste, die zuletzt auf 12 Minuten festgelegt wurde. Hilfsorganisationen und Landkreistag fordern eine flexible Regelung je nach schwere des Notfalls statt einer starren Zeit für alle. Denn bei einem Herzinfarkt müsse der Rettungsdienst schneller vor Ort sein als bei einem gebrochenen Arm.

Rettungsdienste wollen sich auf medizinische Notfälle konzentrieren

Es gehe in den Urteilen nicht um die Qualität des Rettungsdienstes, sondern um Formalitäten, betonte der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Alexis von Komorowski, am Freitag. Starre Fristen dürften bei der Neuregelung des Gesetzes nicht mehr zur Vorgabe gemacht werden, sagte der Regionalgeschäftsführer der Malteser, Klaus Weber. "Ziel ist es, den Rettungsdienst auf die medizinischen Notfälle zu konzentrieren, damit wir dort schnell sind und auch noch schneller als bisher." Weber ist auch Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und der Johanniter.

Bereits nach vier Minuten sei bei einem Kreislaufstillstand das Leben der Patientin oder des Patienten bedroht. Eine Kategorisierung nach Schwere des Notfalls sollte bei der Neugestaltung der Hilfsfrist berücksichtigt werden, fordern die Hilfsorganisationen.

Baden-Württemberg

Urteil fiel im Mai Hilfsfristen für Rettungsdienste: Gericht macht dem Land Druck

Die baden-württembergische Landesregierung muss die Hilfsfrist für Rettungsdienste neu regeln. Bisher sei das noch nicht passiert, meinen Richter. Jetzt erhöhen sie den Druck.

Urteil: BW muss Rettungsdienstgesetz überarbeiten

Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg hatte im Mai geurteilt, dass das Land das Rettungsdienstgesetz überarbeiten muss. Im Gesetz sind 10 bis maximal 15 Minuten als Hilfsfrist festgehalten. Im Rettungsdienstplan 2022 hingegen sprach das Innenministerium von 12 Minuten in 95 Prozent der Notfalleinsätze. Diese 12 Minuten seien aber ohne Einverständnis des Landtags eingebracht worden, weshalb der VGH die Vorgabe als unwirksam erklärte.

Das Verwaltungsgericht Stuttgart hatte vergangene Woche einem Eilantrag stattgegeben und damit den Druck auf das Land erhöht, die Neuregelung zügig umzusetzen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) betonte, man habe mit Hochdruck an einem neuen Gesetz gearbeitet. "Das Gesetz ist fertig und kann noch in diesem Monat im Kabinett beraten werden, so dass es danach in die weitere Anhörung und parlamentarische Beratung gehen kann."

Mehr zum Thema Rettungsdienst in BW

Viele unnötige Einsätze Immer mehr Notrufe: Rettungsdienste in BW überlastet

Weil immer mehr Menschen den Notruf wählen, geraten die Rettungsdienste in Baden-Württemberg unter Druck. Immerhin: Das Nachwuchsproblem wurde inzwischen angegangen. 

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

12 statt 15 Minuten? Hilfsfristen in BW: Wie schnell sollen Rettungsdienste bei Verletzten sein?

Jede Minute kann bei Rettungseinsätzen entscheidend sein. Die Zeit bis zum Eintreffen der Retter ist in Baden-Württemberg auch ein Politikum. Sie zu verringern dürfte Jahre dauern.

Friedrichshafen

Notarzt Dr. Benjamin Conzen | 16.6.2023 So schnell sollte der Rettungswagen bei einem Notfall vor Ort sein

Im Notfall rettet Zeit Leben. Notarzt Benjamin Conzen aus Friedrichshafen über die sog. Hilfsfrist und wie schnell Notarzt und Rettungswagen vor Ort sein sollten.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.