Weil immer mehr Menschen den Notruf wählen, geraten die Rettungsdienste in Baden-Württemberg unter Druck. Immerhin: Das Nachwuchsproblem wurde inzwischen angegangen.
Die Rettungsdienste in Baden-Württemberg stehen mächtig unter Druck. Weil immer mehr kleine Krankenhäuser schließen, Notaufnahmen voll sind und viele Hausärzte und -ärztinnen in den Ruhestand gehen, müssen die Rettungsdienste immer häufiger einspringen und weite Strecken fahren. Viele Leitstellen im Land sind daher überlastet.
Rettungsdienst hat immer mehr Einsätze
Die Zahl der Einsätze im Rettungsdienst steigt von Jahr zu Jahr. Ein Grund dafür seien viele unnötige Einsätze, sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Innenministeriums dem SWR. Patienten würden den Notruf wählen, wenn sie eigentlich auch selbständig zum Arzt oder in eine Klinik gehen könnten, heißt es aus dem Ministerium.
Lange Wartezeiten beim ärztlichen Bereitschaftsdienst
Immer wieder wird auch von langen Wartezeiten beim ärztlichen Bereitschaftsdienst berichtet. Wer die Telefonnummer 116 117 anruft, kann in Einzelfällen knapp 30 Minuten in der Warteschleife verbringen. Viele wählen daher gleich die Nummer für den Rettungsdienst, der dann ausrücken muss. Um das zu ändern, gibt es Pläne, die externe Hotline wieder in die Leitstellen zu integrieren.
Eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) bestätigte dem SWR, dass es vor allem an Wochenenden und Feiertagen längere Wartezeiten beim ärztlichen Bereitschaftsdienst geben kann. Über Ostern habe es zum Beispiel ein dreimal so hohes Anrufaufkommen wie an normalen Tagen gegeben. An Ostersonntag habe die Wartezeit daher durchschnittlich bei fünf Minuten gelegen. Grundsätzlich sei die 116 117 aber besser erreichbar. Im März habe die durchschnittliche Wartezeit weniger als drei Minuten betragen, so die KVBW.
Viel Nachwuchs bei den Notfallsanitätern
In einem Bereich hat sich die Lage bei den Rettungsdiensten in den vergangenen Jahren aber deutlich verbessert. Seit es die neue Ausbildung zum Notfallsanitäter gibt, hat sich die Zahl der Auszubildenden in Baden-Württemberg fast vervierfacht. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Landesverband Baden-Württemberg hatte laut eigenen Angaben im Jahr 2019 insgesamt rund 4.600 Mitarbeitende in der Notfallrettung. Zwei Jahre später waren es schon etwas mehr als 5.700 Beschäftige.
Bessere Vernetzung und mehr Telemedizin geplant
Um die Rettungsdienste weiter zu stärken, will das Land Baden-Württemberg unter anderem die Leitstellenstruktur überprüfen. Dabei gehe es vor allem um eine einheitliche Software für eine bessere Vernetzung, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums dem SWR mit. Zusätzlich solle die Telemedizin ausgebaut werden.
Aus dem Innenministerium heißt es außerdem, man müsse "alles daran setzen, das Notrufverhalten zu verändern." Das sei aber eine gemeinsame Aufgabe für alle am Gesundheitswesen Beteiligten.