Bei einem internationalen Schlag gegen die Mafia haben Ermittler 43 Verdächtige festgenommen. Auch in Baden-Württemberg gab es Untersuchungen, ein Mann stellte sich freiwillig.
Wie das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg am Mittwoch mitteilte, wurden bereits am Dienstag 43 Mitglieder des kriminellen Netzwerks "'Ndrangheta" im Rahmen einer von Europol und Eurojust unterstützten Aktion in Österreich und Italien festgenommen. Dabei wurde auch ein Mann, der in Obersulm (Kreis Heilbronn) gemeldet ist, verhaftet. Außerdem hat sich ein 70-Jähriger in Stuttgart der Polizei gestellt.
Vorwurf von Betrug, Erpressung, Bestechung und Mord
Über 1.000 italienische, deutsche und österreichische Ermittlerinnen und Ermittler gingen gegen Mitglieder des italienischen Verbrechernetzwerks mit Sitz in Crotone in der Region Kalabrien vor. Bei der Aktion wurden Vermögenswerte von über fünf Millionen Euro beschlagnahmt, meldete das LKA Baden-Württemberg, das ebenfalls eingebunden war. Den 43 Menschen werden unter anderem Betrug, Erpressung, Bestechung und Mord vorgeworfen. Eine mögliche Einflussnahme von Mafiosi auf die Politik ist ebenso Gegenstand der Ermittlungen. Ein Großteil der Festgenommenen kam ins Gefängnis, die übrigen kamen in Hausarrest.
Untersuchungen auch in Obersulm
Ermittler des LKA Baden-Württemberg überprüften die Anschrift eines 59-jährigen Beschuldigten in Obersulm. Der Mann hatte dort zwar einen Wohnsitz angemeldet, hielt sich an diesem aber laut LKA seit längerer Zeit nicht mehr auf. Der Mann wurde im Zuge des Einsatzes in der Nähe von Parma (Italien) festgenommen.
Von den zahlreichen Beschuldigten sollen vier einen Wohnsitz in Deutschland angemeldet haben. Neben dem 59-Jährigen in Obersulm sollen drei weitere Personen in Münster und Kerpen gemeldet sein.
Mann stellt sich in Stuttgart
Der ältere Bruder des in Münster festgenommenen mutmaßlichen Mafia-Mitglieds hat sich am Dienstagabend in Stuttgart freiwillig bei der Polizei gemeldet. Gegen den 70-Jährigen liege ein Auslieferungshaftbefehl des Oberlandesgerichts Hamm vor, heißt es vom Oberlandesgericht. Ebenso wie bei seinem 62 Jahre alten Bruder hatten die italienischen Behörden demnach die Auslieferung ersucht. Für den Präsidenten des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, Andreas Stenger, macht dieser Schlag deutlich, dass der Austausch gewonnener Erkenntnisse auf nationaler und europäischer Ebene ein Erfolgsrezept gegen die internationale Organisierte Kriminalität ist.