Für einen Tag haben Menschen aus Behindertenwerkstätten den Arbeitsplatz mit Beschäftigten anderer Unternehmen getauscht. Auf beiden Seiten gab es interessante Einblicke.
Am bundesweiten Aktionstag "Schichtwechsel" haben auch elf Unternehmen aus Heilbronn-Franken teilgenommen. Darunter Bechtle, Schunk, Würth, Theo Förch und Binder. Dabei durfte zum Beispiel der 41-jährige Daniel Buitrago bei Unilever in der Knorr-Tütensuppen-Produktion mitarbeiten. Im Gegenzug öffnete das Therapeutikum für Knorr-Azubi Manuel Franz seine Produktion. Ziel des Aktionstages ist es, gemeinsam Vorurteile abzubauen.
Werkstätten kämpfen mit vielen Vorurteilen
Im Therapeutikum Heilbronn arbeiten rund 480 Menschen mit Beeinträchtigung. Sie stellen unter anderem Teile für die Autoindustrie her, aber auch viele andere Unternehmen greifen auf ihre Produktionsdienste zurück. "Werkstätten kämpfen mit vielen Vorurteilen", sagt die Leiterin für Arbeit und Technik beim Therapeutikum, Christiane Paroch. Dabei wüssten viele Menschen gar nicht, wie hier gearbeitet werde und was alles hergestellt werden könne. Von Stoßdämpfern bis Anbauteile für Transportwagen, das Spektrum ist groß. Paroch ist stolz auf die modernen CNC-Maschinen im Betrieb, die auch komplexe Bearbeitungen möglich machen.
Manuel Franz ist 22 und im dritten Lehrjahr zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik bei Unilever. Er durfte am Donnerstag im Therapeutikum in der Metallverarbeitung arbeiten. Er hat sich freiwillig für den Aktionstag gemeldet, um die Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen kennenzulernen. Für sich nehme er unter anderem mit, dass sich vieles gar nicht groß von der Arbeit in anderen Betrieben unterscheide.
Knorr gibt Einblicke in die Herstellung von Tütensuppen
Unilever vergibt Instandhaltungsaufträge an das Therapeutikum, daher kennt man sich. Inklusion sei für das Unternehmen wichtig, sagt Werksdirektor Julius Mannherz. Zum Aktionstag durften Daniel Buitrago und ein Kollege in die Tütensuppen-Produktion. Gemüse in den riesigen Mischer kippen, im Suppenlabor verkosten oder Kartonstapel in die Verpackungsmaschinen nachfüllen, Daniel Buitrago hat die Arbeit Spaß gemacht. Vom Ausbilder Konstantin Brilz gab es jede Menge Lob.
Paroch: Den Menschen die Ängste nehmen
Am Ende konnte sich Daniel durchaus vorstellen, hier zu arbeiten. Zurzeit macht er im Rahmen seiner Arbeit im Therapeutikum ein Praktikum bei einem Maler. Beides seien interessante Perspektiven.
Und genau darum geht es ja, meint Christiane Paroch. Den Menschen aus der Werkstatt etwaige Ängste vor der Arbeitswelt draußen zu nehmen und sie zu motivieren, sich dorthin zu orientieren. "Werkstatt muss nicht das Ende sein", sagt sie. Auch die Unternehmen können an solchen Aktionstagen sehen, dass sie Menschen aus diesem Bereich durchaus gut integrieren können.
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