Wegen der milden Temperaturen haben sich die Knospen der Obstbäume teilweise schon geöffnet. Frost könnte sie schädigen. Doch ein Kälteeinbruch ist nicht das einzige Problem.
Die Winter werden laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) immer milder, Phasen mit niedrigeren Temperaturen immer kürzer. Pflanzen und Bäume treiben, wie auch in diesem Jahr, deutlich früher aus. Bei den derzeit milden Temperaturen und dem feuchten Wetter sind sie anfälliger für Pilzerkrankungen, sagt der Erlenbacher (Kreis Heilbronn) Bio-Obstbauer Jürgen Keicher. Gefährlich können aber auch nachfolgende Fröste im März oder April sein.
Kräuselkrankheit breitet sich bei milden Temperaturen aus
Derzeit kämpft der Erlenbacher Obstbauer gegen die Kräuselkrankheit an. Das ist ein Pilz, der vor allem Aprikosen- und Pfirsichpflanzen befällt. Bei mindestens fünf Grad und Feuchtigkeit breitet sich der gefährliche Pilz gerne aus. Er kann die Blätter so sehr schädigen, dass sie abfallen. Greift man dann nicht rechtzeitig ein, fallen auch die Blüten ab. Der Baum hat immer weniger Energie und kann innerhalb kurzer Zeit absterben. Deswegen sprüht Keicher seine Pflanzen derzeit mit Kupfer ein, um sie vor dem Pilz zu schützen.
Frost als größte Sorge
Keicher schaut mit gewisser Sorge auf die Witterung in den nächsten Wochen und Monaten, denn die sei ausschlaggebend, sagte er dem SWR. Den größten Schaden würde Frost anrichten. Durch die milden Temperaturen hätten seine Aprikosen- und Pfirsichbäume bereits Knospen gebildet. Sollten die Temperaturen im März oder April noch mal unter Null fallen, könnte das für Ernteausfälle sorgen. Viele Möglichkeiten, seine Pflanzen zu schützen, hat er nicht.
Obstbauern am Bodensee befürchten ebenfalls eine zu frühe Blüte
Die derzeit milden Temperaturen bereiten auch den Obstbäuerinnen und Obstbauern am Bodensee Sorgen. Auch sie befürchten eine zu frühe Blüte, die durch Spätfröste geschädigt werden könnte. Mancher Obstbauer dort beobachtet bereits, dass die Knospen von Apfelbäumen schon jetzt dick werden und die Blüte dann früher beginnen könnte - schon Ende März, statt im April oder Mai.
Experten raten zur Gelassenheit
Doch es sei noch zu früh für Panik, sagt ein Experte des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee bei Ravensburg. Kämen im März nochmal kältere Tage, stoppe die Blüte. Vergangenes Jahr etwa sei es anfangs auch zu mild gewesen, im April und Mai hingegen kühl - die Blüte begann später als üblich.
In der deutschen Bodenseeregion gibt es rund 1.200 Obstbaubetriebe. Sie bauen auf rund 7.500 Hektar Fläche vor allem Äpfel an.
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