Mehrere Häuser stehen schon wieder, aber es ist noch viel zu tun - so schildert es Sevinç Daş vom Türkischen Frauenverein Heilbronn. Von Normalität sei man weit entfernt.
Viele Menschen müssen noch in Containern wohnen, einige sogar in Zelten, wenn sie in der Nähe ihrer Tiere bleiben wollen: Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei ist die Lage weiterhin schwierig. Über 53.000 Menschen starben damals am 6. Februar 2023. Dank Hilfsprojekten aus Heilbronn konnten 50 Container als Unterkünfte gespendet werden, genauso wie Schulmaterial. Bis allerdings Normalität einkehrt, wird es noch lange dauern, meint auch Sevinç Daş vom Türkischen Frauenverein Heilbronn.
Viele sind nach wie vor auf Hilfe angewiesen
Sogar Krankenhäuser konnten innerhalb eines Dreivierteljahres hochgezogen werden - vielleicht noch mit gewissen Mängeln, aber auf jeden Fall einsatzbereit, berichtet Daş. Gerade in den Containerdörfern sei auch die Strom- und Wasserversorgung sehr gut. Das gelte aber meist nicht für die Menschen, die noch in Zelten wohnen müssen.
Die meisten Menschen vor Ort seien nach wie vor auf Hilfe angewiesen. Denn neben der Zerstörung durch das Erdbeben macht den Menschen auch die hohe Inflation in der Türkei zu schaffen. Lebensmittel oder auch Schulmaterial sind extrem teuer geworden. Die Spendenbereitschaft habe jedoch stark nachgelassen. Das sei aber kein Wunder, meint Daş: Die Folgen des Erdbebens seien in den Medien einfach nicht mehr präsent.
Heilbronner spendeten für Container und Schulmaterial
In der ersten Woche nach dem Erdbeben konnte unter anderem der Türkische Frauenverein in Heilbronn rund 80.000 Euro sammeln, auch mit einer Aktion am Heilbronner Marktplatz. Das Geld wurde in die 50 Unterkunftscontainer investiert. In der Unterkunft in Doğanşehir in der Provinz Malatya gibt es jetzt ein Schild mit der Aufschrift "Containerstraße der deutschen Vereine und Geschäftsleute Heilbronn".
Weitere rund 15.000 Euro kamen durch das Benefizkonzert in der Heilbronner Harmonie zusammen, davon wurde Schulmaterial besorgt: Stifte, Hefte, aber auch Sportbekleidung. Was Daş dabei besonders begeistert: Die Spendenbereitschaft war völlig unabhängig der eigenen Nationalität oder Religion sehr hoch.
Normalität noch weit entfernt
Wann wieder zumindest eine gewisse Normalität eintritt, das kann Daş nicht abschätzen. Es wurden nicht nur Gebäude zerstört, sondern zum Beispiel auch bis zu 500 Jahre alte Moscheen. Viele hätten Freunde und Familienmitglieder verloren, manchmal mehrere Dutzend. In fünf bis zehn Jahren werde vielleicht der Alltag wieder normal wirken, aber es werde nie wieder sein, wie es einmal war.
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