Mehr Geld für digitale Geschäftsideen

D11Z.Ventures: Wofür Lidl-Gründer Dieter Schwarz Risikokapital gibt

Stand
Autor/in
Alexander Dambach

Er ist einer der reichsten Deutschen: Lidl-Gründer Dieter Schwarz aus Heilbronn. Seit Jahren investiert er in vielversprechende Start-ups, jetzt gibt es einen ganz neuen Fokus.

Aus dem Zukunftsfonds Heilbronn (ZFHN) ist D11Z.Ventures geworden. Hinter dieser rätselhaften Buchstabenkombination verbirgt sich der Name des Milliardärs Dieter Schwarz aus Heilbronn. Mit dem international besser klingenden Namen ist auch eine komplette Neuausrichtung verbunden. Es wird jetzt gezielt in Start-ups in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung sowie Deep-Tech, also in die Entwicklung zukunftsweisender Technologien, investiert. Und D11Z.Ventures hat sich dabei ehrgeizige Ziele gesteckt, betont Geschäftsführer Thomas Villinger.

Schwarz-Risikokapital: Vorbild Silicon Valley

Doch wie kommt es zum Namen? Wer genau zählt, kommt zwischen "D" und "Z" auf elf Zeichen. Die Bezeichnung "Venture" steht für Wagnis- oder Risikokapital. Bereits 2005 hatte Dieter Schwarz aus seinem privaten Vermögen den Zukunftsfonds Heilbronn ins Leben gerufen. Anfang des Jahres erfolgte jetzt die Umbenennung in D11Z.Ventures. Auf die Idee gekommen ist man offenbar durch A16z. Diese Kürzel stehen für Andreessen Horowitz, einen großen Risikokapitalfonds im amerikanischen Silicon Valley.

D11Z Präsentation
Das neue Logo des früheren Zukunftsfonds Heilbronn.

Bereits in der Frühphase gibt der Risikokapitalfonds von Lidl-Gründer Dieter Schwarz Geld für aussichtsreiche digitale Geschäftsideen. Die Summen liegen dabei zunächst zwischen 100.000 Euro und 400.000 Euro. "Wir wollen bis Ende des Jahrzehnts in 75 bis 100 Tech-Start-ups investieren", erklärt Thomas Villinger, einer der Geschäftsführer. Wächst das Start-up und kann sich am Markt behaupten, gibt es weitere Kapitalspritzen, die in die Millionen gehen können. Welches Gesamtvolumen D11Z.Ventures hat, dazu gibt es keine offiziellen Angaben. Es ist aber wohl von einem dreistelligen Millionenbetrag auszugehen.

D11Z Präsentation
Thomas Villinger ist auch bei D11Z.Ventures weiter Geschäftsführer.

Mit KI auf der Suche nach Start-ups

Bei der europa- und weltweiten Suche nach erfolgversprechenden KI- und Digital-Gründern kommt auch bei D11Z.Ventures selbst KI zum Einsatz. Denn beim Auswahlprozess wird auf KI-Lösungen gesetzt. "Mit Hilfe der KI bekommt man handverlesene Start-ups aus allen Ländern angeboten", sagt Geschäftsführer Villinger, "das ist sehr spannend. Diese Unternehmen würden wir ohne KI nie finden.

Das junge Team um Villinger muss immer wieder auch harte Entscheidungen treffen, gerade dann, wenn zunächst hochfliegende Geschäftspläne dann doch nicht aufgehen. Der Vorteil gerade bei digitalen Start-ups aber ist, so Villinger, dass man recht schnell sieht, ob etwas am Markt funktioniert oder nicht.

Bei solchen digitalen Geschäftsmodellen wissen wir nach vielleicht eineinhalb Jahren, ob sich daraus ein erfolgreiches Unternehmen abzeichnet.

Wenn dann ein Unternehmen durchstartet, kann es durchaus sein, dass sich D11Z.Ventures wieder zurückzieht, die Anteile mit Gewinn verkauft, um damit dann wieder neue Ideen anzuschieben. Wichtig dabei sei aber, dass der Markt auf ein Unternehmen zukommt, so Villinger. "Wir wollen ein Unternehmen niemals in den Markt tragen und sagen, jetzt kauft doch mal das Unternehmen", stellt der Geschäftsführer klar.

Auch Anteile an Chat-Ki-Firma Aleph Alpha

Konkret investiert hat D11Z.Ventures etwa in das junge Unternehmen doinstruct mit Sitz in Berlin und Osnabrück. "Mitarbeiterschulung war noch nie so einfach", schreibt das 2021 gegründete Start-up auf der Internetseite. Die Idee: Sogenannte "Frontworker" - also Mitarbeitende ohne Schreibtisch, etwa in einem Lager oder Außendienst - werden per Handy geschult und bekommen Infos zu Arbeitsabläufen. Und das ist in ganz verschiedenen Sprachen möglich. Während diese Mitarbeitenden oftmals keine Mail-Adresse hätten, hätten alle ein Smartphone. Jede Art von Fortbildung könne einfach per App KI-gesützt angeboten werden. Mit dieser Idee hat das Start-up bereits namhafte Firmen als Kunden gewinnen können.

Anteile hält D11Z.Ventures aber auch an Aleph Alpha aus Heidelberg, dem Unternehmen hinter dem vielversprechenden deutschen Sprachmodell, das Chat-GPT Konkurrenz machen soll. Allerdings haben hier die Schwarz Gruppe und die Dieter Schwarz Stiftung deutlich mehr Geld als sonst üblich bei einer Finanzierungsrunde investiert.

KI-Ökosystem in Heilbronn soll weiter wachsen

Der neu ausgerichtete Risikokapitalfond D11Z.Ventures soll das im Aufbau befindliche KI-Ökosystem in Heilbronn weiter beflügeln. 2025 wird der Spatenstich für den eigentlichen Innovationspark für Künstliche Intelligenz (IPAI) im Stadtteil Neckargartach sein, der maßgeblich von der Schwarz Gruppe aus Neckarsulm (Kreis Heilbronn) mitfinanziert wird. D11Z.-Geschäftsführer Villinger sagt, Europa müsse schauen, den Anschluss nicht zu verlieren. "Der Mitteleinsatz in den arabischen Ländern macht mir ein bisschen Sorgen, dass die uns alles abschöpfen vom Markt."

Ansatz des Zukunftsfonds hat sich überholt

Der Zukunftsfonds Heilbronn jedenfalls ist Geschichte. Er hatte mit dafür gesorgt, dass sich Unternehmen aus der Medizin- und Biotech-Szene in Heilbronn ansiedelten und den Zukunftspark Wohlgelegen so zu einem kleinen "Life-Science-Park" machten. Mit Investitionen in junge Firmen war damals auch die Pflicht verbunden, sich in Heilbronn niederzulassen. Das ist jetzt bei D11Z.Ventures nicht mehr der Ansatz. "Der Zukunftsfonds Heilbronn hat seine Mission durchgeführt. Er hat den Standort sichtbar gemacht", so das Fazit von Thomas Villinger. Jetzt soll ein neues Kapitel beginnen.

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