Schüler aus Neckarsulm sind schockiert vom Angriff auf Israel. Noch vor rund zwei Wochen waren sie zum Austausch in Tel Aviv. Jetzt bangen sie um ihre neuen Freunde.
Die Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) sind schockiert von den aktuellen Ereignissen in Israel. Noch vor rund zwei Wochen waren die Zwölftklässler für einen Schüleraustausch in Tel Aviv. Jetzt sind die Jugendlichen aus Neckarsulm besorgt um die neu gewonnenen Freundinnen und Freunde.
Schule bietet Gespräche an
Am ASG gibt es Angebote für alle, die an dem Austausch teilgenommen haben und jetzt über ihre Gefühle, Sorgen und Ängste sprechen wollen. Der Austausch fand im Rahmen des übergeordneten Projekts SCORA ("Schools opposing racism and antisemitism" zu Deutsch: "Schulen gegen Rassismus und Antisemitismus") statt, eine entsprechende Konferenz am Montagnachmittag mit allen beteiligten Schulen.
Es gibt unterschiedliche Ideen: Schweigeminuten, Räume zum Austausch über die erlebten Gefühle, Aktionen der Schulgemeinschaft oder auch die inhaltliche Thematisierung in entsprechenden Seminarkursen und im Unterricht. Solche Sitzungen soll es nun regelmäßig geben, schließlich wisse man nicht, was auch auf die Schulen noch alles zukommt.
SWR-Reporter Jan Arnecke hat das Albert-Schweitzer-Gymnasium besucht und mit den Beteiligten des Schüleraustauschs über ihre Gedanken und Gefühle gesprochen:
In Gedanken bei Gastfamilien in Israel
Die Jugendlichen haben Tel Aviv als weltoffene Stadt kennengelernt, sind herzlich empfangen worden, berichten Carina Nele Welker, Nils Henning Wefel und Philipp Alexander, die alle drei 17 Jahre alt sind. Der Angriff am Wochenende hat sie zutiefst schockiert, mit ihren Gedanken sind sie jetzt bei ihren Gastfamilien. Der seit Jahrzehnten andauernde Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern wurde zwar angesprochen, als sie dort waren, war aber nicht das Hauptthema.
Viele ins Militär eingezogen
Philipp Alexander berichtet von seinem Austauschschüler, der schon Freunde und Bekannte verloren hat, selbst aber froh ist, noch nicht alt genug zu sein, um vom Militär eingezogen zu werden. So viel Glück - wenn man das so nennen kann - haben nicht alle. Der Schulleiter der Gastschule in Tel Aviv beispielsweise wurde als Reservist eingezogen, berichtet Carina Welker. Und auch ältere Geschwister von Gastschülerinnen und -schülern wurden bereits rekrutiert.
Lehrer: "Den Tränen nahe gewesen"
Paul Harloff, Lehrer am Albert-Schweitzer-Gymnasium, war im Zuge des Austauschs zum ersten Mal in Israel. Er ist mit Nervosität gefahren, hat sich dann aber in Tel Aviv sehr sicher gefühlt. Daher fällt ihm zu den Ereignissen am Wochenende nur ein Wort ein: "Wahnsinn".
Seit zwei Jahren kümmert sich sein Kollege Matthias Kieber um alle Schüleraustausche, die das Gymnasium macht, vor allem aber um den Kontakt nach Israel. Er nennt die dortigen Kollegen und Kolleginnen beim Vornamen, es sind Freunde geworden. Man hat abends zusammen gegessen, telefoniert häufig und er selbst hatte auch schon einen Austauschschüler aus Israel bei sich aufgenommen. Zum Glück, so Kieber, geht es allen den Umständen entsprechend gut. Dennoch, als er am Wochenende von dem Angriff erfahren hatte, war er den Tränen nahe.
Seminarkurs rund um den Nahostkonflikt
Der Schüleraustausch zwischen dem Albert-Schweitzer-Gymnasium und der israelischen Schule findet im Rahmen eines Seminarkurses der zwölften Klassen in Neckarsulm statt. Dort geht es auch um den Nahostkonflikt, die Geschichte hinter dem jahrzehntelangen Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten. Der Schüleraustausch findet seit 2022 statt.
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