Kritik an Bezahlung

Grundschulen in BW: GEW warnt vor Abwanderung von Lehrkräften aus BW

Stand

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert eine aus ihrer Sicht ungerechte Bezahlung von Grundschullehrkräften in BW. Sie droht mit Protesten, sollte die Landesregierung sich nicht bewegen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW warnt vor einer Abwanderungswelle von Grundschullehrkräften aus Baden-Württemberg in andere Bundesländer. Das Land müsse seine gut 30.000 Grund- und Haupt- und Werkrealschullehrkräfte endlich besser bezahlen, forderte die Landesvorsitzende Monika Stein in einer Mitteilung.

Noch immer zähle Baden-Württemberg zu den vier Bundesländern, die bisher den Grundschullehrkräften und einem Teil der Haupt- und Werkrealschullehrkräften eine Bezahlung nach der Gehaltsgruppe A13/E13 verweigerten. Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen etwa honorierten die Arbeit besser. Hessen habe das jüngst angekündigt.

Jahrelang hätten die Grünen in Baden-Württemberg Wahlkampf mit dem Slogan "Auf den Anfang kommt es an" gemacht, so Stein. Doch nun werde Grundschullehrerinnen und -lehrern ausgerechnet in dem Bundesland, das die einzige grüne Kultusministerin in Deutschland stellt, eine gerechte Bezahlung verweigert.

"Eltern werden sich auf weiter zunehmenden Unterrichtsausfall einstellen müssen, denn Lehrkräfte werden nach Bayern und Hessen wechseln, wenn sie dort für die gleiche Arbeit besser bezahlt werden", warnte Stein.

Gewerkschaft kündigt Proteste an

Die GEW fordert von der Landesregierung einen Stufenplan für den Aufstieg aller Grund-, Haupt- und Werkrealschullehrkräfte von der Besoldungsgruppe A12 in A13. Bis spätestens Ende März erwarte die Gewerkschaft klare Antworten von der Landesregierung, so Stein. Für den Fall, dass sich die Landesregierung nicht bewegen sollte, kündigte die Gewerkschaft Proteste an.

Verbeamtete Grundschullehrer und -lehrerinnen werden nach A12 besoldet. Als Angestellte sind sie in der Entgeltgruppe (E)11 des Tarifvertrages der Länder (TVL) eingruppiert. Im Schnitt verdienen diese Pädagoginnen und Pädagogen rund 400 bis 500 Euro im Monat weniger als die Lehrkräfte mit A13/E13.

Das schlagen SPD und AfD vor

Nach ihrer Fraktionsklausur in Mannheim vergangene Woche forderte die SPD eine bessere Besoldung der Grundschullehrkräfte und insgesamt mehr Personal an Schulen. Nach dem Willen der Fraktion sollen Grundschülerinnen und Grundschüler in Baden-Württemberg zusätzliche Stunden in Deutsch und Mathematik bekommen und mit mehr Lesezeit im Unterricht gefördert werden. Die AfD hingegen schlug nach ihrer Fraktionsklausur in Stuttgart vor, angehende Lehrkräfte nach dem 2. Staatsexamen zu verbeamten, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen.

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Diskussion um Maßnahmen gegen Lehrermangel

Aufgrund des Lehrermangels in Baden-Württemberg haben die Parteien im Landtag kürzlich mögliche Gegenmaßnahmen diskutiert. Die von der FDP ins Spiel gebrachten Prämien für Lehrerinnen und Lehrer stießen dabei auf wenig Zuspruch. Sowohl die Bildungsgewerkschaft GEW als auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erteilten dem Vorschlag von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eine Absage.

Parteien wollen mehr Quereinsteiger einsetzen

Zuvor hatte der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) angesichts des Lehrermangels Kompromisse bei der Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen gefordert. Konkret geht es dem VBE darum, Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern den Weg in den Lehrerberuf zu eröffnen. "Es ist wichtig, sich von der Idee zu verabschieden, dass wir den Unterricht nur noch mit vollausgebildeten Lehrkräften absichern können, leider", sagte der Landes- und Bundesvorsitzende des Verbands, Gerhard Brand.

Der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Thomas Poreski, räumte ein, dass das Land das Potenzial von Qualifizierten ohne pädagogische Vorerfahrung noch besser nutzen könne. Denen, die eine zweite Laufbahn als Lehrkraft starten wollten, müsse eine Brücke gebaut werden - zum Beispiel über duale Studiengänge. Der Fraktionschef der mitregierenden CDU, Manuel Hagel, zeigte sich ebenfalls aufgeschlossen für den Vorschlag. Auch die Opposition im Landtag aus SPD, FDP und AfD begrüßte den Vorstoß für mehr Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger weitgehend.

Mit 381.971 Schülern und Schülerinnen sind die 2.441 Grundschulen (Schuljahr 2021/2022) die größte Schulart in Baden-Württemberg. An den Grund- und Hauptschulen unterrichteten im vergangenen Schuljahr 31.519 Personen.

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