Die Lokführergewerkschaft hat mit Go-Ahead, das in BW Regionalzüge betreibt, einen Tarifabschluss erzielt. Ab kommende Woche drohen derweil bei der Deutschen Bahn neue Streiks.
Die Lokführergewerkschaft GDL hat einen Tarifabschluss mit dem Bahnunternehmen Go-Ahead erzielt, das in Baden-Württemberg und Bayern im Nahverkehr aktiv ist. Wie die Gewerkschaft am Freitag mitteilte, enthält der Abschluss unter anderem eine "spürbare Entgelterhöhung". Außerdem soll für Schichtdienstarbeitende die Arbeitszeit ab Januar 2025 schrittweise von 38 auf 35 Stunden pro Woche ohne Lohnkürzung gesenkt werden.
Go-Ahead Baden-Württemberg betreibt fünf regionale Strecken mit gut 700 Streckenkilometern. Die Tarifeinigung betrifft außerdem Go-Ahead Bayern mit den Strecken des Elektronetzes Allgäu und der Augsburger Netze.
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Einigung ohne Arbeitskampf
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky äußerte sich zufrieden mit dem Abschluss. "Nun zeigt sich, welchen Arbeitgebern tatsächlich an echter Wertschätzung ihrer Mitarbeiter gelegen ist", kommentierte der Gewerkschaftschef. Arbeitskämpfe seien nicht nötig gewesen.
Die Löhne steigen zum Februar dieses Jahres um 210 Euro und zum Januar kommenden Jahres erneut um 210 Euro. Die Zulagen werden im Schnitt um 17 Prozent erhöht. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Auf die Zahlung einer Inflationsprämie in Höhe von 3.000 Euro hatten sich beide Seiten bereits im November geeinigt, wie die GDL weiter mitteilte.
Go-Ahead-Geschäftsführer Fabian Amini bezeichnete die vereinbarte Senkung der Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich als "massive Personalkostensteigerung". "Wir gehen mit diesem Abschluss an die absolute Belastungsgrenze", so Amini. Die Arbeitszeitreduktion werde den Personalmangel weiter verschärfen und "zu noch mehr Stress im System Schiene" führen, so Go-Ahead in der Mitteilung. Ein Abschluss mit der GDL ohne die 35-Stunden-Woche sei aber nicht möglich gewesen.
Es ist bereits die zweite Einigung der Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde. Zuvor hatte sie bereits einen Abschluss mit dem Bahnunternehmen Netinera erzielt. In beiden Fällen ist aber eine Klausel eingebaut, wonach es bei anderen Bahnunternehmen ähnliche Regelungen geben muss, andernfalls können die Unternehmen entsprechend nachverhandeln.
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Streiks bei der Deutschen Bahn wohl frühestens ab Mittwoch
Im Tarifstreit der GDL mit der Deutschen Bahn (DB) drohen ab kommender Woche bundesweit längere Streiks. Am Sonntag endet ein von der Gewerkschaft ausgerufener Weihnachtsfrieden, dann sind bundesweit tagelange Streiks der Lokführerinnen und Lokführer möglich.
Allerdings beginnen diese wohl nicht vor Mittwoch, da am Montag und Dienstag der Deutsche Beamtenbund (dbb) seine Jahrestagung in Köln abhält. Die GDL gehört zu den Mitgliedsgesellschaften des dbb. Dessen Vorsitzender Ulrich Silberbach sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag, er habe mit Weselsky bereits vor Weihnachten verabredet, "dass während der Tagung in Köln keine Streiks stattfinden werden". An- und Abreise seien sichergestellt.
Bahn bietet GDL "Wahlmodell" für Arbeitszeiten an
Die Deutsche Bahn will drohende Streiks mit einem neuen Angebot verhindern. Sie bot der GDL am Freitag Verhandlungen über flexiblere Arbeitszeiten an, sodass Schichtarbeitende auch 35 Stunden pro Woche arbeiten könnten. Bislang wollte die DB nicht über eine Senkung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verhandeln.
"Um einen guten Kompromiss zu finden, wollen wir gemeinsam über neue Wege einer intelligenten und zeitgemäßen Arbeitszeitgestaltung sprechen", sagte DB-Personalchef Martin Seiler der "Süddeutschen Zeitung". "Wahlmodelle sind da der richtige Weg, weil die Mitarbeitenden selbst entscheiden können."
"Wir kommen der GDL bei ihrer Kernforderung jetzt weit entgegen", sagte Seiler. Die Gewerkschaft müsse sich nun auch bewegen und "auf überflüssige Streiks verzichten". Allerdings ist die von der Bahn vorgeschlagene variable Senkung der Arbeitszeit mit einer Lohnanpassung verbunden. Die Bahn hat der GDL vorgeschlagen, am kommenden Mittwoch in Berlin zu verhandeln.
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