Oft weite Strecken für betroffene Frauen

Ungewollt schwanger: Wenige Anlaufstellen am Bodensee

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Autor/in
Marlene Fuchs
SWR-Redakteurin Marlene Fuchs Autorin Bild

In der Region Bodensee-Oberschwaben mangelt es an Anlaufstellen für ungewollt schwangere Frauen. Auch bundesweit wird aktuell über das Thema Schwangerschaftsabbrüche diskutiert.

Eine Kommission von Wissenschaftlern, darunter eine Juristin der Universität Konstanz, hat der Bundesregierung empfohlen, das Gesetz über Schwangerschaftsabbrüche neu zu regeln. Abbrüche sollen unter bestimmten Umständen nicht mehr als rechtswidrig eingestuft werden. Doch auch, wenn sich das Gesetz ändern sollte - derzeit mangelt es in der Region Bodensee-Oberschwaben an Anlaufstellen für ungewollt schwangere Frauen, sagen Beratungsstellen.

 

In der gesamten Region - also in den Kreisen Konstanz, Bodensee, Sigmaringen, Ravensburg, Biberach und Lindau - gibt es zwei Kliniken, die operative Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Eine Handvoll Frauenarztpraxen in der Region biete außerdem einen Abbruch mit Medikamenten an, heißt es von den Beratungsstellen pro familia in Konstanz und Ravensburg. In den Kreisen Ravensburg und Biberach gebe es allerdings gar kein Angebot für betroffene Frauen.

In Vorarlberg bietet das Landeskrankenhaus in Bregenz als einzige Klinik im Land seit einem halben Jahr operative Schwangerschaftsabbrüche an. Die Situation habe sich nach anfänglich regelmäßigen Protesten sowohl von Demonstrierenden vor Ort sowie durch Drohanrufe gegen Abtreibungen im Krankenhaus etwas beruhigt, heißt es vom Land Vorarlberg.

Arzt: "Ich will Frauen in Not helfen"

Die Angebote in der Region seien zu wenig für den bestehenden Bedarf, sagt einer der Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Er wolle betroffenen Frauen in Notsituationen helfen. Dafür stelle er seine eigenen Moralvorstellungen das ein oder andere mal auch hintenan.

Weil ich Frauen in Not helfen möchte, bin ich Frauenarzt geworden. Ich sehe mich in der Verantwortung, die Frauen in dieser Situation zu unterstützen.

Der Arzt will in den Medien unerkannt bleiben. Aus Angst vor Protesten von Abtreibungsgegnern scheuten sich viele Praxen und Krankenhäuser davor, Abtreibungen anzubieten, sagt auch pro familia. Wären Abtreibungen gesellschaftlich nicht so umstritten, würde das Angebot in mehr Praxen gemacht. Ärztinnen und Ärzte, die das Angebot eines medizinischen Abbruchs haben, stünden meist dazu, aber es seien zu wenige.

Kaum Angebote im ländlichen Raum

Baden-Württemberg insgesamt zählt neben Rheinland-Pfalz und Bayern zu den Bundesländern mit der am wenigsten dichten Versorgung von Praxen, die ungewollt schwangeren Frauen eine Abtreibung anbieten. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die sich im Auftrag der Bundesregierung mit dem Thema beschäftigt hat. Gerade im ländlichen Raum sei die Versorgung mit Anlaufstellen sehr schwierig, heißt es auch von pro familia Konstanz.

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Dass Betroffene oft einen weiten Weg auf sich nehmen müssten, sei in vielen Fällen eigentlich nicht zumutbar, sagt Veronika Wäscher-Göggerle, Frauenbeauftragte des Bodenseekreises. Viele seien in großer Not oder lebten in prekären finanziellen Verhältnissen. In dieser Situation für einen Schwangerschaftsabbruch in einen Zug steigen und an einen unbekannten Ort fahren zu müssen, sei eine zusätzliche Belastung. Die Arbeit mit den Beratungsstellen zu dem Thema allgemein funktioniere in der Region allerdings sehr gut.

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