Schiffs- und Bootsmotoren mit Verbrennertechnik sollten in absehbarer Zeit auf dem Bodensee nicht mehr neu zugelassen werden. Das fordert der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann von den Grünen.
Bei einer Diskussionsveranstaltung auf der Insel Mainau in Konstanz hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ein Verbot von Verbrennermotoren auf dem Bodensee gefordert. Es geht ihm um Neuzulassungen, bereits zugelassene Motoren sind nicht betroffen. Vorbild könnte die EU sein, die von 2035 an die Zulassung von Pkw mit Verbrennermotoren verbieten will. Ein Umstieg bis in zwölf Jahren sei auch den Besitzern der rund 40.000 Boote und Schiffe auf dem Bodensee zumutbar, sagte Hermann beim Mainauer Klimadialog.
Klimadialog auf der Mainau zu umweltfreundlicher Mobilität auf dem Wasser
Hermann war am Freitag gemeinsam mit Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) auf der Mainau zu Gast, um mit Expertinnen und Experten über Lösungen für eine emissionsfreie Mobilität auf dem Wasser zu diskutieren. Dabei berichteten Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Wirtschaft von ihren bisherigen Erfahrungen und zukünftigen Ansätzen für die Antriebswende in der Binnenschifffahrt.
Gas-Fähre und Elektroschiff auf dem Bodensee
Am Bodensee gibt es bereits einige Initiativen für eine umweltfreundlichere Schifffahrt. So pendelt zum Beispiel auf dem Überlinger See zwischen der Mainau und Unteruhldingen seit 2022 das erste E-Passagierschiff. Die "MS Insel Mainau" soll nicht das einzige Schiff mit Elektroantrieb bleiben. Ziel sei es, die Flotte bis zum Jahr 2035 umzustellen, teilten die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) im Rahmen des Klimadialogs mit.
Außerdem haben die Stadtwerke Konstanz kürzlich die erste gasbetriebene Autofähre auf dem See in Betrieb genommen.
Schiff zwischen Meersburg und Konstanz unterwegs Erste Gasfähre auf dem Bodensee in Betrieb
Die "Richmond" ist die erste Autofähre auf dem Bodensee mit reinem Gasantrieb. Das Schiff war als Coup der Stadtwerke Konstanz gedacht. Es gab es aber Probleme und Verzögerungen.
Verein heurekaLAGO will emmissionsfreie Schifffahrt
Darüber hinaus engagiert sich beispielsweise der Verein "heurekaLAGO" für einen umweltfreundlichen, öffentlichen Personen-Nahverkehr auf dem See, um die Straßen in der Umgebung zu entlasten. Er will nicht nur mehr "Punkt-zu-Punkt"-Verbindungen haben wie beispielsweise die schon bestehende Katamaranverbindung zwischen Konstanz und Friedrichshafen. Die Boote sollen außerdem umweltfreundliche Antriebssysteme haben. Ziel des Vereins sei es, den Dieselmotor auf dem See schnellstmöglich abzuschaffen. Unterstützung für "heurekaLAGO" gibt es von Ingenieuren und Professoren von Hochschulen in Konstanz und der Schweiz.
Der Verein heurekaLAGO hat sich erst kürzlich mit einer Petition an den baden-württembergischen Landtag gewandt. Er will, dass Motorsportboote mit Verbrennermotor auf dem Bodensee deutlich langsamer fahren.
Da der Bodensee ein internationales Gewässer ist, müssten sich die Anrainerstaaten abstimmen, wenn sie die Schifffahrtsordnung ändern wollen, so der Verein. Nur für den Bereich des Überlinger Sees sei allein Baden-Württemberg zuständig.
90 Prozent der Emissionen auf dem See durch Motorboote und Schiffe
Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der bayerischen Landesregierung soll klären, wie klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee funktionieren kann. Bislang gebe es keine Regelwerke zu den CO2-Emissionen, erklärte Professor Werner Tillmetz laut Mitteilung.
Die größten Verursacher von Klimagasen auf dem Bodensee seien die rund 13.800 leistungsstarken Motorsportboote - gefolgt von den ganzjährig betriebenen Fähren und Katamaranen sowie den saisonal eingesetzten Fahrgastschiffen. Diese drei Gruppen seien für 90 Prozent der CO2-Emissionen von etwa 50.000 Tonnen im Jahr verantwortlich.