Kann ein Solardach neu gepflanzte Bäume vor Trockenheit schützen? Das soll ein Pilotprojekt in Meßkirch herausfinden – auf einer aufgegebenen Fläche einer Quarzsandgrube.
Die Firma Emil Steidle will in ihrer Sandgrube in Meßkirch-Rengetsweiler (Kreis Sigmaringen) erforschen, ob eine Photovoltaikanlage neu gepflanzte Bäumen vor Wind und Wetter, vor allem aber Trockenheit schützen kann. Sie hat dazu auf einer 3.500 Quadratmeter großen Fläche, auf der kein Sand mehr abgebaut wird, im Sommer Weiß- und Nordmanntannen gepflanzt. Die Hälfte davon steht unter Photovoltaikplatten auf sechs Meter hohen Stelzen.
Die Konstruktion hat die Firma selbst entwickelt. Man sei verpflichtet, aufgegebene Flächen in der Sandgrube wieder aufzuforsten, heißt es von der Firma. Jungen Bäumen mache aber vor allem im Sommer die Trockenheit durch die heftige Sonneneinstrahlung zu schaffen. Darum die Idee: Warum die Bäume nicht durch ein Solardach davor schützen und mit der Kraft der Sonne gleichzeitig Strom produzieren?
Pilotprojekt gilt als deutschlandweit einmalig
Unterstützt wird das deutschlandweit einmalige Projekt vom Land, dem Kreis Sigmaringen und dem Fraunhofer-Institut. Sie verfolgen, ob die Beschattung den Bäumen gut tut. Dem Kreis Sigmaringen zufolge kann schon nach zwei bis drei Jahren eingeschätzt werden, ob dies der Fall ist.
Dann könnte das Konzept auf weitere Flächen übertragen werden, etwa in Baumschulen. Den erzeugten Strom will die Firma unter anderem für Förderbänder ihrer Quarzsandgrube nutzen, aber auch ins öffentliche Netz einspeisen.
Forstamt des Kreises Sigmaringen mit im Boot
Für den Kreis werden Experten des Fachbereichs Forst die Versuchsanlage im Blick behalten, so das Landratsamt. Dabei interessiere, ob die Bäume durch Beschattung der Module genügend Wasser und Luft bekommen, wie sich dies auf den Boden auswirkt und wie gut und wie hoch die Bäume wachsen. Zudem untersuchen Experten, wie sich das Wachstum gegenüber den Tannen unterscheidet, die auf der aufgegebenen Sandgrubenfläche auf freiem Feld gepflanzt wurden.
Land sichert finanzielle Unterstützung zu
Zu jenen Experten gehören Forschende der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme.
Sie verfolgen das Meßkircher Projekt im Rahmen des Forschungsprojekts "Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg". Laut dem Kreis Sigmaringen trägt das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz zudem 60 Prozent der Mehrkosten für die Wiederaufforstung der Fläche.
Solardach kann wieder abgebaut werden
Endgültige Ergebnisse erwarten die am Projekt Beteiligten in etwa zehn Jahren. Dann sind die Bäume so hoch, dass das Solardach wieder abgebaut wird, um es anderswo zu nutzen. Man habe die Anlage dazu im Baukastensystem konzipiert, so die Firma Steidle. Sie werde mit Hilfe von Schraubfundamenten auf- und abgebaut.
Die Emil Steidle GmbH & Co. Kg betreibt ihr Quarzwerk in Meßkirch seit rund 50 Jahren und agiert darüber hinaus als Bauunternehmen sowie Bauzulieferer mit Sitz in Sigmaringen. Das Unternehmen feiert dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen.
Mehr zu Solarenergie
Verstoß gegen Bodensee-Richtlinien Keine schwimmenden Solaranlagen auf dem Bodensee
Auf dem Bodensee wird es keine schwimmenden Solar- oder Photovoltaikanlagen geben. Die Internationale Gewässerschutzkommission lehnt die Zulassung ab.