Mehr Differenzierung, mehr Förderung

PISA-Ergebnis: Schulleiterinnen fordern Umdenken im Schulsystem

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Julia Kretschmer
Julia Kretschmer Portrait SWR Volontärin 2022

Nach dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler bei der PISA-Studie fordern Schulleiterinnen am Bodensee ein Umdenken in der Bildungspolitik.

Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland schneiden in den Bereichen Lesen, Mathe und Naturwissenschaften so schlecht ab wie noch nie. Das zeigt das Ergebnis der neuen PISA-Studie. Jetzt läuft die Suche nach Gründen und Lösungen.

Alles auf die Folgen der Schulschließungen während der Corona-Pandemie, den Lehrermangel und den hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund an manchen Schulen schieben, sei zu einfach, so die Schulleiterin der Realschule Überlingen und Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands, Karin Broszat.

Nach den schlechten Ergebnissen der PISA-Studie 2000 habe man viele Reformen im Bildungssystem angestoßen, die das Schulsystem eher verschlechtert als verbessert haben. Eines der größten Probleme sieht Karin Broszat beim Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung seit 2012. Seitdem können Eltern selbst entscheiden, auf welche Schule ihr Kind gehen soll.

Mehr Differenzierung statt Vereinheitlichung

In den letzten Jahren sei man weggegangen vom Leistungsprinzip in der Schule, sagt Karin Broszat. Statt Differenzierung durch verschiedene Schulformen stehe die Vereinheitlichung im Vordergrund.

Es war wichtig, dass möglichst jedes Kind das Abitur macht. Und das hat uns vom Regen in die Traufe gebracht.

Für die Vorsitzende des Realschullehrerverbands in Baden-Württemberg ist klar, dass leistungsbasierte Differenzierung gerade den schwächsten Schülerinnen und Schülern am meisten helfen. Wenn der Leistungsstand in einer Klasse zu unterschiedlich ist, hätten diese Schüler zu wenig Erfolgserlebnisse.

Gezielte Förderung bei Leistungsunterschieden

Diana Amann, Schulleiterin des Gymnasiums am Bildungszentrum Markdorf (BMZ) sieht vor allem das Problem, dass die Schülerinnen und Schüler nicht genügend Übungsstunden in den Kernfächern hätten. Deshalb schaue man bei den Kindern gezielt, ob Defizite in den Kernfächern vorhanden sind und gleiche diese durch Förderunterricht aus. Damit sei eine Differenzierung im regulären Unterricht durch die Lehrperson nach wenigen Monaten nicht mehr nötig, da alle Schülerinnen und Schüler auf dem gleichen Stand sind.

So ist der Mehrwert für jeden Schüler gegeben. Jeder Schüler kommt mit im Unterricht und weiß am Ende der Stunde, was er können muss.

Neben den fehlenden Übungsstunden seien aber auch Sprachprobleme bei Kindern mit Migrationshintergrund ein Faktor, den man nicht unterschlagen könne, erklärt Diana Amann. Wenn Deutsch in der Schule erst gelernt werden muss, dann hätte das auch Auswirkungen auf die Leistung in anderen Schulfächern.

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