Die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen stehen bundesweit unter Druck. Eines von vielen Problemen: Personalmangel. Wie sieht es damit am Bodensee aus? Vier Beispiele.
Viele Krankenhäuser in Deutschland haben zu wenig Personal. Es fehlt sowohl an ärztlichen Mitarbeitenden als auch an Pflegekräften. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln bereits 2022 bekanntgab, könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen.
Ein Überblick über die Personal-Situation an vier Krankenhaus- und Pflege-Einrichtungen vom Bodensee:
Die Oberschwabenklinik (OSK)
Eine Sprecherin des Oberschwabenklinikverbunds (Kreis Ravensburg) teilte dem SWR auf Anfrage mit, im Ärztebereich fehlten aktuell etwa 20 Vollzeitkräfte, insbesondere in der Anästhesie und der Unfallchirurgie. In der Pflege fehlen demnach derzeit 77 Vollzeit-Pflegekräfte.
Der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN)
Eine GLKN-Sprecherin konnte auf SWR-Anfrage keine genaue Zahl an Stellen beziffern, die momentan frei sind, weder für die Pflege noch für den ärztlichen Bereich. Generell herrsche aber quasi "überall Personalmangel", akut werden beispielsweise gerade dringend Ärztinnen oder Ärzte für die Neurologie gesucht. Insgesamt arbeiten im GLKN 3.600 Menschen. In der Pflege bildet der Gesundheitsverbund 180 Azubis aus, die Ausbildung dauert drei Jahre. Pflegerinnen und Pfleger werden besonders für den Intensivbereich, die Notaufnahme und die Frühchen-Station gesucht.
Der Medizin Campus Bodensee (MCB)
Der Medizin Campus Bodensee mit seinen Kliniken in Tettnang und Friedrichshafen (Bodenseekreis) hat bei der Pflege einen Bedarf von 75 Vollzeitkräften. Wie der "Südkurier" berichtet, kämpft der MCB mit einem "riesigen Fachkräftemangel", auch weil in den kommenden Jahren viele "Babyboomer" in Rente gehen. Auf der MCB-Homepage sind unter der Rubrik "Stellenangebote" aktuell 15 Jobs im ärztlichen Bereich zu besetzen.
St. Elisabeth-Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee
Die St. Elisabeth-Stiftung beschäftigt eigenen Angaben zufolge aktuell an ihren verschiedenen Standorten und Einrichtungen rund 2.700 Menschen. Derzeit seien 150 Stellen unbesetzt, so ein Sprecher. Die Stiftung ist aktiv unter anderem in der Alten- und Behindertenhilfe, in der Rehabilitation, der Jugendhilfe und in Wissenschaft und Forschung. Unbesetzte Stellen gibt es laut der Stiftung zum Beispiel in den Pflegeheimen, den Behinderten-Einrichtungen und Kitas. "Hohen Bedarf haben wir bei Pflege-Fachkräften und Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspflegern", so die Stiftung. Fällt jemand krankheitsbedingt aus, greife man unter anderem auf Zeitarbeitsfirmen zurück oder fahre Angebote zurück.
Personalmangel in Krankenhäusern und Pflege: Was tun die Verantwortlichen dagegen?
Unter anderem der Gesundheitsverbund Konstanz und die Oberschwabenklinik locken potenzielle Arbeitnehmer zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeiten, ÖPNV-Jobticket, Fahrrad-Leasing und reduzierten Preisen fürs Fitness-Studio. Die Oberschwabenklinik bietet noch dazu eine 5.000 Euro-Willkommensprämie. Personal suchen so gut wie alle genannten Einrichtungen auch im Ausland.
Im Medizin Campus Bodensee (MCB) stammen bereits jetzt 25 Prozent der Ärzte im Häfler Klinikum aus dem Ausland. Bei den Pflegekräften liegt der Ausländeranteil laut einem "Südkurier"-Artikel bei derzeit 22 Prozent. Dort arbeiten demnach Menschen aus 56 Nationen, darunter Syrien, Tunesien, Marokko und Osteuropa. Die St. Elisabeth-Stiftung hat in Indonesien "aktuell 40 Interessenten für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) angeworben, die zum Teil schon einen Deutschkurs absolviert haben".
Die Einrichtungen werben außerdem mit teils aufwendigen Kampagnen um neues Personal. Der GLKN macht dies zum Beispiel im regionalen Busverkehr in Konstanz. Der MCB pflegt in diesem Zusammenhang seine Social Media-Präsenz, hat auch im Ausland Online-Kampagnen gestartet. Die Einrichtungen werben mit Anzeigen natürlich auch in Zeitungen und Fachzeitschriften um Personal, auch in den Online-Ausgaben. Die St. Elisabeth-Stiftung wirbt unterdessen "gezielt um Wiedereinsteiger und Quereinsteiger aus anderen Berufen". Man nutze zudem "direkte Ansprachen auf Messen und in Schulen".